Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

24. November 2015, 16:00 Uhr

0051

Carl Moll

(Wien 1861 - 1945 Wien)

„Venedig mit Santa Maria della Salute“
1926
Öl auf Holz
34 × 35,5 cm
Monogrammiert links unten: CM

Provenienz

Dorotheum Wien, Auktion am 12. November 1957, Los 37; österreichischer Privatbesitz

Das Gemälde wurde von Cornelia Cabuk für das Werkverzeichnis Carl Moll in der Reihe der Belvedere Werkverzeichnisse dokumentiert.

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 147.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

1922 erwarb Alma, die Stieftocher Carl Molls, Tochter von Emil Jakob und Anna Schindler spätere Moll, ein Haus in Venedig, nahe der Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari. Die Casa Mahler, benannt nach Almas erstem Mann, Gustav Mahler, war über Jahre hinweg einer der Lebensmittelpunkte der Familie. 1922 und 1926 reisten auch Carl und Anna Moll in die Lagunenstadt. Mehrere Ölbilder entstanden bei diesen Aufenthalten. Während des ersten Besuchs zwang eine schwere Arthritis den Künstler zu einer Ruhepause. Den größten Teil verbrachte er im Hotel Monaco, nahe des Markusplatzes am Canal Grande gelegen, malend auf einem Balkon. Beim zweiten Mal weitete er seinen Aktionsradius deutlich aus. Vor allem das Viertel Dorsoduro um die Chiesa Santa Maria delle Salute bot ihm zahlreiche Motive. Die Kirche selbst findet sich auf mehreren Bildern wieder.

Die beeindruckende barocke Votivkirche wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Dank für die Überwindung der Pest an prominenter Stelle, schräg gegenüber dem Markusplatz, erbaut. Sie steht am östlichsten Zipfel des Sestiere direkt neben der Dogana da Mar und der Punta della Dogana, an der sich Canal Grande und Canale della Guidecca im Bacino di San Marco vereinigen. Der achteckige Zentralbau, vom Architekten Baldassare Longhena erbaut, hebt sich imposant und deutlich sichtbar von seiner Umgebung ab. Viel Wert wurde auf das Spiel von Licht und Schatten gelegt. Das kommt auch der späten Lichtmalerei Carl Molls entgegen, wo Elemente des Impressionismus ebenso einfließen wie expressionistische Tendenzen. Vom Jugendstil ist nur das quadratische Bildformat übrig geblieben. Das Licht wirkt wie über die Motive gegossen und scheint die Oberflächen des Wassers und der Architektur aufzulösen. Wir denken an Monets Serie der Kathedrale von Rouen. Kasimir Malewitsch sagt über diesen Zyklus, er zeige„ Malerei im eigentlichen Sinne, Bewegung und unendliches Wachsen farbiger Flecken… Es geht nicht um die Kathedrale, sondern um die Malerei.“ (Karin Sagner, Claude Monet, Köln 2005, S. 104) Gleiches kann man auch auf das Bild Carl Molls anwenden. Vor allem in seinen späteren Bildern gewinnt die Farbe, die nun in pastosen Pinselzügen, manchmal sogar gespachtelt auf das Bild gesetzt wird, an Bedeutung. Räumliche Tiefe entsteht eher durch Farbabstufungen, denn durch eine architektonisch richtig gezeichnete Perspektive, und ein Licht, das die Bildelemente zum Vibrieren bringt, hat die Leinwand erfasst. „Moll fühlt das Licht, die Farbe, die Nuance in den Fingerspitzen, die den Pinsel führen, und so entsteht in seinen Bildern ein Schweben und Leuchten des Lichts von unwiderstehlicher Kraft und unausschöpfbarem Reichtum.“ (Monika Fritz, Der Wiener Maler Carl Moll (1861 – 1945). Dissertation an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Innsbruck 1962, S. 98) (Sophie Cieslar)