Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

26. November 2015, 18:00 Uhr

1311

Jacob Van Walscapelle

(Dordrecht 1644 - 1727 Amsterdam)

„Früchtestillleben mit Schmetterlingen - Delfter Porzellanschale mit Birnen, Trauben, Melone und anderen Früchten auf einem Steingesims“
um 1670
Öl auf Leinwand
46,5 × 61 cm
Signiert rechts unten: Jacob.Walscapel. / Fecit
Rückseitig altes Etikett (Kunsthandel Frost & Reed): F.R. … Registered Number 46527…

Provenienz


ehemals Kunsthandel Frost and Reed, London (Nr. 46527);
1970 Richard Green, London;
österreichische Privatsammlung; im Erbgang an den derzeitigen Besitzer

Literatur


The Connoisseur, November 1970, S. 13 (Werbeanzeige mit Abb., Richard Green, London)

Wir danken Fred Meijer, Rijksbureau voor kunsthistorische Documentatie (RKD), Den Haag, für die Bestätigung des Gemäldes als Werk von Jacob van Walscapelle (anhand von professionellen Fotos)./ We are grateful to Fred Meijer, Rijksbureau voor kunsthistorische Documentatie (RKD), Den Haag, for confirming the painting as Jacob van Walscapelle (on the basis of professional photographs).

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Ergebnis: € 128.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Der in Dordrecht geborene Künstler Jacob van Walscapelle war spezialisiert auf Blumen- und Stilllebendarstellungen und wurde in seinem Schaffen vor allem von Jan de Heem beeinflusst. Obwohl wir heute ganz selbstverständlich von Stillleben sprechen, war dieser Begriff im Holland des 16. und 17. Jahrhunderts nicht geläufig. Vielmehr wurden die Gemälde nach dem Darstellungsgegenstand bezeichnet, wie beispielsweise Blumenstücke, Vanitasdarstellungen, Frühstücks- und Mahlzeitenbilder. Das vorliegende Gemälde wäre demnach in die Kategorie „fruytagie“, also Früchtestück, einzuordnen.

In vorliegendem Gemälde wird dem Betrachter auf eindrucksvolle Weise ein buntes Arrangement von Früchten präsentiert. Der Künstler setzte die Früchte vor dunklen Grund, der die bunten Farben des Obstes förmlich erstrahlen lässt. Durch das zarte Licht und die fein abgestuften Schatten wird den Bildelementen äußerste Plastizität verliehen. Walscapelle belebte die Komposition mit Schmetterlingen, einem Käfer und einer Raupe – eine Kombination, die auch in gemalten Blumenbouquets aus dieser Zeit bekannt war. Nicht nur das Obst und die Blätter, sondern auch die Tiere sind äußerst detailgetreu dargestellt und zeigen die exakte Naturbeobachtung des Malers. Im Erfassen aller Details, sowie die Darstellung der geöffneten Melone oder der einzelnen, verdorbenen Trauben, kann man sogar ein fast wissenschaftliches Interesse ablesen.

Das Arrangement findet auf einer steinernen Tischplatte Platz, die wie aus dem Nichts auftaucht und dem Publikum in „trompe l’œil“-Manier die Früchte zum Greifen nahe bringt. Die Wirklichkeit verschwimmt mit einer zweiten, gemalten Realität und ebendieser Augentrug galt als die höchste Meisterschaft der Stilllebenmalerei. Jacob van Walscapelle demonstriert in diesem Gemälde neben seiner Vorliebe für die Perspektive auf das kleine, unbewegte Detail, vor allem sein feinmalerisches Können und sein besonderes Gespür für Farben und Lichtwirkung.