Auktionshaus

Auktion: Jugendstil & Design

24. November 2015, 18:00 Uhr

0252

George Minne

(Gent 1866 - 1941 Laethem-St. Martin)

„Der verlorene Sohn (L'enfant prodigue)“
Entwurf: 1896
Bronze, Sandguss, dunkel patiniert; am Sockel bezeichnet: "G Minne"
H. 57,5 cm

Provenienz

Privatsammlung Familie D. L., Brüssel

Literatur

Leo van Puyvelde, George Minne, Collection les Contemporains, Brüssel 1930, Pl. 17, cat. No. 19; Robert Hoozee/Musée des Beaux-Arts, L'univers de George Minne et Maurice Maeterlinck, Gent 2011, cat. 77, S. 166; Inga Rossi-Schrimpf, George Minne. Das Frühwerk und seine Rezeption in Deutschland und Österreich bis zum Ersten Weltkrieg, Weimar 2012, P14, S. 75-367 (schlägt frühere Datierung 1891 vor)

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 53.760 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Im Gegensatz zu zeitgleichen Skulpturen Minnes fällt die Verschmelzung mit der Natur in der Gruppe des "Verlorenen Sohnes" weg. Dagegen ist die Fusion der Figuren stärker, da die Körper so ineinander verwoben sind, dass man den Eindruck hat, sie werden eins. Vor allem fällt es auf den ersten Blick schwer, die beiden Köpfe zu erkennen, d. h. aber auch, dass diese Skulptur als eine der wenigen in Minnes Werk erst aus der Umrundung wirkt. Diese Skulptur erinnert am stärksten an Rodin, den Minne ja Anfang der 1890er Jahre in Paris aufgesucht haben soll, und dies sowohl in der Bewegung als auch im Modelé. Aus dem Minneschen Werk sticht sie durch diese Qualitäten dagegen eher heraus, vor allem, wenn man dessen weitere Entwicklung hin zu einer stärkeren Geometrisierung beobachtet. […]
Wieder wird bei Minne durch den Titel ein biblischer Inhalt suggeriert. Der Künstler zeigt uns hier vor dem Hintergrund des ursprünglich biblischen Themas die bedingungslose Annahme eines geliebten Wesen oder zumindest der Wunsch danach. Er löste sich also wiederum völlig von der ikonographischen Tradition, um eine neue zu schaffen. Hierin zeigt er sich als Vorläufer des Expressionismus. Es ist keines der Bilder des Elends, der Trauer oder der Verzweiflung. Das Werk wirkt vielmehr durch die darin gezeigte Bewegung kraftvoller. Diese Kraft wird durch die Dynamik der Diagonale betont. (Inga Rossi-Schrimpf, Minne, 2012, S. 76-77)

Weitere Abgüsse des "Verlorenen Sohnes" finden sich in den Sammlungen Valerius de Saedeleer und Jules de Bruycker.