Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Oktober 2015, 14:00 Uhr

0449

Franz West*

(Wien 1947 - 2012 Wien)

„Kodu-Stuhl“
seit 1999
Stahl, Holz, Schaumstoff, Leinen, Baumwolle; Edition 1030
ca. 84 × 45 × 54 cm
Nachträglich von der Stiftung nummeriert und punziert an der Sitzunterseite 08/2015

Provenienz

direkt vom Künstler erworben, seither Privatbesitz

offene Edition, die ersten 140 Stück sind nummeriert, alle individuell gestaltet;
Registriert: Franz West Privatstiftung Archiv, Wien
Beiliegend: Archivbestätigung Franz West Privatstiftung Archiv, Wien

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Auktion ist beendet.

West_Sessel
„Ein Sessel ist ein Alltagspassstück, ebenso ein Stöpsel für eine Flasche, ein Kleiderbügel für ein Kleid, ein Passstück ist ein solches dem Rezipienten für Kunst.“ (Franz West Proforma, Katalog Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien 20er Haus, 1996, S103)
In den 80er Jahren entwickelte Franz West in logischer Erweiterung zu seinen Passstücken seine ersten Möbel. Ein tragbarer Paravent mit einem Loch und Sessel mit körperumspielenden Formen und markanten Fortsätzen sind erste Prototypen. Die meisten Möbelskulpturen sind entstanden, da ihm die gängigen Möbel nicht gefallen haben und er welche für seinen eigenen Gebrauch kreierte. Sie funktionieren auf der einen Seite als Nutzmöbel für den privaten Bereich und auf der anderen Seite auch für den musealen Ausstellungsbereich als Möbelskulptur oder als Teil von Rauminstallationen.
Für die Dokumenta IX 1992 wird Franz West beauftragt das Freiluftkino in Kassel zu bestuhlen. 72 Diwane mit orientalischen Teppichen belegt bilden die als „Auditorium“ bezeichnete Arbeit. Auch bei der folgenden Dokumenta 1997 stattet Franz West den von Heimo Zobernig gestalteten Vortragsraum mit 300 Doku-Stühlen aus. Diese sind eine Erweiterung eines bereits 1994 gebauten Stahlrohrsessels jedoch mit gepolsterter Sitzfläche und Rückenlehne und mit bunten afrikanischen Stoffen überzogen. Das Diwan-Modell und die Stahlrohrsessel verwendet West immer wieder für weitere Installationen mit den unterschiedlichsten Stoffen.
Beim Kodu-Stuhl von 1999 handelt es sich um eine Variante des Doku-Stuhls jedoch mit unterschiedlich gemusterten Stoffüberzügen für Sitzfläche und Rückenlehne. Ab 2001 entstehen die Onkel-Stühle in offener Auflage mit aus verschieden bunten Kunststoffbändern geflochtenen Rückenlehnen und Flächen. Namensgeber ist der „Onkel“ eines polnischen Mitarbeiters, der als Tapezierer die Produktion übernommen hat.
West möchte den Besucher in das Kunstwerk einbeziehen. Der Betrachter wird angestiftet aktiv zur Verwirklichung und Vollendung beizutragen. Bei Sitzmöbel ist die Hemmschwelle sehr gering und die bequeme Haltung erleichtert es dem Rezipienten, wie von Franz West initiiert, Kunst mit dem Terrain des Müßigganges und der Muse zu koppeln. (vgl. Franz West, Gesammelte Gespräche und Interviews, Köln 2005, S25) (Christa Armann)