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Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Oktober 2015, 14:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

0001

Günther Uecker*

(Wendorf, Mecklenburg 1930)

„Weißweiß“
1989
Prägedruck auf Büttenpapier, bemalt; ungerahmt; Mit Rahmen ausgestellt; (Der Rahmen kann bei Interesse erworben werden. Preis auf Anfrage!)
ca. 45 × 33 cm
Signiert und datiert rechts unten: Uecker 89
Bezeichnet links unten: Weißweiß

Schätzpreis: € 3.000 - 6.000
Ergebnis: € 14.520 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Sein Markenzeichen: Nägel
Günther Uecker: „Kunst ermöglicht einen Dialog“

Der 85-jährige deutsche Künstler Günther Uecker erhält am 22. Oktober dieses Jahres den NRW – Staatspreis 2015. Nord Rhein Westfalen ist nach wie vor Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens. Ueckers Atelier ist in Düsseldorf, wo in ehemaligen Lagerhäusern ein kreatives Viertel entstanden ist. 1930 in Mecklenburg geboren absolviert Uecker sein Studium der Malerei bis 1953 in Wismar und Berlin-Weißensee. 1955 übersiedelte er nach West-Deutschland und absolvierte bis 1958 sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf wo er seit 1974 als Lehrer tätig ist. 1958 gründeten Heinz Mack und Otto Piene die ZERO-Gruppe. Günther Uecker wird ab 1961 Mitglied, andere Künstler wie Yves Klein stoßen dazu und plädieren für einen Neuanfang in der Kunst. Ihre Ideen richten sich gegen das deutsche Informel, ihre Elemente waren Luft, Feuer und Licht. Von Uecker kennt man kinetische Lichtobjekte aus dieser Zeit.

Nach der Auflösung von ZERO 1966, versucht sich Günther Uecker weiterhin auf verschiedenen Ebenen künstlerisch auszudrücken. Poetische Schriften finden sich ebenso in seinen Arbeiten wie Performance und Lichtkunst, radikale Malerei und konkrete Kunst, Malerei und Prägedrucke und natürlich der Nagel als sein Hauptgestaltungsmaterial, der bis heute im Zentrum seines Werkes steht.

Die kulturelle Dichte von Ueckers Arbeiten ergibt sich durch seine zahlreichen Reisen und Bezugspunkte zu anderen Kulturen. Diese gaben ihm immer wieder Impulse und haben seine Auseinandersetzung mit den jeweiligen politischen, religiösen und kulturellen Gegebenheiten anderer Länder vorangetrieben. Seine Kunst ist inhaltlich sozialkritisch und sozialpolitisch und richtet sich manchmal auch aggressiv gegen die Missstände des jeweiligen Landes.

Dort, wo die Sprache versagt, finden Bilder und Schriftzeichen einen Weg der Kommunikation.
1984 besuchte Günther Uecker zum ersten Mal China. Hier beeindruckten ihn vor allem die chinesischen Schriftzeichen und der poetische Schreibstil. Weitere Reisen nach China folgten und seine Ausstellung im Nationalen Kunstmuseum in Peking ermöglichte einen kulturellen Dialog zwischen Deutschland und China.
Dort, wo die Sprache versagt, finden Bilder und Schriftzeichen einen Weg der Kommunikation. Ausgestellt war auch die Installation „Brief an Peking“, die die chinesischen Künstler am meisten irritierte. Sie bestand aus neunzehn, von der Decke herunterhängenden großen Tücher mit Schriftzeichen, zwischen denen man wie durch ein Buch wandern konnte. Uecker hinterließ mit seiner Ausstellung neue Ansätze für chinesische Künstler wie auch er Neues in seiner Kunst verarbeiten konnte.
In den 80er-Jahren besuchte Uecker auch Moskau, wo er 1988 eine große Retrospektive bekam. Wie so oft, war auch hier die Kunst ein Türöffner zur westlichen Ideologie. In Russland, wo Konflikte zugedeckt wurden und nicht zum Ausbruch kamen, setzte Uecker mit seiner Nagelkunst aggressive Akzente. Er setzte damit ein Zeichen gegen die erstarrten Ordnungssysteme des Landes.
Wenn auch die politische Sphäre davon unberührt blieb, so beeinflusste es russische Künstler, die unterschiedlichsten Materialien für ihre Arbeiten neu zu entdecken.
2010 stellte Uecker eine Installation aus dem Jahr 1990 in St. Petersburg aus. „Der geschundene Mensch“ sollte eine Kritik am Vorgehen der Stadt-Politik gegenüber den Migranten ausdrücken. Darauf aufbauend fand sich die letzte Station der Serie „Verletzungen – Verbindungen“ in Havanna auf Kuba, die im November 2014 eröffnet wurde und davor in über 80 Orten auf der Welt wie auch 2012 in Teheran im Iran gezeigt wurde. Danach werden die Kunstwerke als Dauerausstellung in einem eigens für Günther Uecker gewidmeten Neubau in Schwerin zu sehen sein.
Vorliegende Arbeiten von Günther Uecker stammen aus einer Privatsammlung und beinhalten einen schönen Querschnitt verschiedener Techniken und Materialien mit denen Günther Uecker in frühen Jahren gearbeitet hat. Anlässlich des „Forum Metall“ 1977 war Günther Uecker in Linz, wo er mit seiner Arbeit „Tisch der Austreibung“ vertreten war. Die Sammlerin hat Uecker damals kennen gelernt. Sie ging mit einem kleinen Rainer Bild unter dem Arm über den Hauptplatz und entgegen kamen ihr Peter Baum, Helmuth Gsöllpointner und Günther Uecker. Sie war sich nicht sicher, ob sie das Bild um damals 18.000 Schilling kaufen sollte und bat die Herren um Rat. Uecker, den sie damals noch nicht kannte, nahm ihr den Rainer aus der Hand, schaute das Bild genauer an und sagte „nehmen, nehmen, nehmen“! So hat sie begonnen, sich auch für seine Kunst zu interessieren. Prägedrucke, Holzdrucke, Siebdrucke, Lithografien, Fotografien, Multiples, Arbeiten auf Sand – all das findet sich in ihrer Sammlung. Auch in Ueckers grafischem Werk spielt der Nagel eine Rolle. (Charlotte Kreuzmayr)