Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Oktober 2015, 14:00 Uhr

0404

Franz Ringel*

(Graz 1940 - 2011 Graz)

„Kopf“
1994
Öl auf Leinwand
100 × 80 cm
Signiert und datiert rechts unten: M.J.M. F. Ringel 94

Schätzpreis: € 12.000 - 20.000
Ergebnis: € 11.880 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Aus scheinbarer Konfusion verschiedenster Linien und Gesten schöpft Franz Ringel vor allem in den frühen 1990er Jahren „Köpfe“, entwickelt aus den figürlichen Arbeiten der vorausgegangenen Dekaden in der „österreichischen Tradition der expressiven Körpermalerei“ (Peter Gorsen). Vor allem die Reihe der Selbstporträts liegt ihnen als Annäherung an komplexe bewusste und unbewusste innere Vorgänge zugrunde. Hier wird, nach einem Schub der Loslösung von einer exzessiven Körperlichkeit, der Kopf allein zum Motiv einer psychologischen Konzentration. In der schonungslosen Entlarvung besonders in den sexuell aufgeladenen Arbeiten, unter anderem mit dem „Kasperl“ als Metapher für entmenschlichte Menschlichkeit jenseits des Erträglichen, die den „Köpfen“ vorausgingen, ist in der Heftigkeit der Ausführung, materiell wie motivisch, die eigene Fragilität des Künstlers erkennbar. Der Kopf ist nun Reduktion und Lösungsmöglichkeit. Das Thema der „Köpfe“ begleitete Franz Ringel bis ins 21. Jahrhundert. Köpfe im Gespräch, Mehrfachköpfe oder einfach als „Du“ bezeichnet, versinnbildlichen den intellektuellen, aber auch den sensiblen Anteil menschlicher Beziehungen, selbst zum Ich. Charakteristisch für die Entstehungszeit der vorliegenden Arbeit im Jahr 1994 ist die Emotion der Malerei, die in Furchen und Rinnsalen des Farbauftrags psychologische Zustände umreißt. Eng in einen Rahmen eingepasst ist der Doppelkopf janusgleich mit zwei unterschiedlichen Temperamenten ausgestattet, bezeichnet durch starke rote Konturen, Zeichen des Schmerzes, den jede Wahrheit in sich birgt, in die sich Gelb, Grün und Blau handgreiflich mischen. „Ich bin eigentlich in meiner eigenen Person unheimlich eingesperrt“, so der Künstler. Waren frühere Köpfe ebenso „gerahmt“, so ist jetzt die Dichte der Malerei der 1980er Jahre zugunsten einer vergleichsweise minimalistischen Handschrift aufgehoben. Im „Spiel der Wahrheit“ von 1999 (Im Kinsky, 25. März 2014, Lot 203) wird eine „Gesellschaft“ graphisch ausgeführter Köpfe von mit bloßer Hand unmittelbar auf den Malgrund aufgetragenen Farbflecken pointiert. Im vorliegenden Werk ist Ringel ganz malerisch, er inkludiert alle Bildebenen und lässt Farbigkeit vor Linearität gelten. Derbheit wird dem Künstler nachgesagt, Echtheit hätte er wohl geantwortet. (Claudia Lehner-Jobst)