Auktionshaus

Auktion: Antiquitäten

17. Juni 2015, 15:00 Uhr

0662

Matthäus Loder (Entwurf)

(Wien 1781 - 1828 Bad Gastein)

„Glasfenster "Maria Theresia von Neapel-Sizilien"“
Wien, datiert 1813
buntes Glas, Transparentmalerei; Darstellung von Maria Theresia von Neapel-Sizilien (1772-1807) 2. Frau von Kaiser Franz I., auf der Brust trägt sie das Kreuz der Sternkreuzordensdamen; links oben ein Wappen mit dem kaiserlichen Doppeladler mit Brustschild, links Haus Österreich (rot-weiß-rot), rechts Haus Bourbon (blaue Lilien), rechts das Wappen von Ungarn und Böhmen; bezeichnet: "IMITARI MALIM" und ihren Initialen "MT", am unteren Rand signiert und datiert: "Loder del: G. Mohn fecit 1813"; nachträglich in einen Fensterflügel eingesetzt; alte Reparaturen
90 × 53,5 cm (Bildausschnitt); 176,5 × 95,5 cm (Fensterrahmen)

Provenienz

deutscher Privatbesitz

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 6.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Gottlob Samuel Mohn ist für seine mit Veduten, Emblemen, Devisen und Blumen bemalten Hohlgläser weltberühmt. Die sehr spezielle Technik, Glas mit transparenten, leuchtenden Schmelzfarben zu bemalen war eine Erfindung des gebürtigen Sachsen, die bei den Wienern großen Anklang fand. Zu seinen bekanntesten „Nachahmern“ zählt der Porzellanmaler Anton Kothgasser, der die Technik noch perfektionierte und daraus bereits zu Lebzeiten einen äußerst lukrativen Geschäftszweig entwickelte.
Doch die beiden Glasmaler verstanden es nicht nur, Motive auf handlichen Gläsern zu verewigen, sie waren durchaus auch mit dem großen Format vertraut: Mohn, der sich 1811 dauerhaft in Wien niederließ, erhielt 1813 den kaiserlichen Auftrag, bereits bestehende Glasfenster der Franzensburg im Schlosspark von Laxenburg zu reparieren und neue zu gestalten. 1821 bis 1825 folgte dann der zweite Auftrag in Laxenburg, der die Verherrlichung des Hauses Habsburg zum inhaltlichen Programm hatte, das Mohn traditionell im historisierenden Stil ausführte.

Unser Glasfenster von Gottlob S. Mohn zeigt die stehende Maria Theresia II. von Neapel-Sizilien (1772-1807). Sie war die Cousine und zweite Frau von Franz II. (1768-1835), dem letzten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und als Franz I. erster Kaiser von Österreich (1804-1835). Sie schenkte dem Kaiser 12 Kinder, starb jedoch - wie auch das Kind selbst - bei der Geburt der letzten Tochter.

Ob das von Matthäus Loder, seit 1816 Kammermaler von Erzherzog Johann, entworfene und von Mohn ausgeführte monumentale Glasfenster Maria Theresias von Neapel-Sizilien in Zusammenhang mit der ersten Ausstattungsphase der Franzensburg in Laxenburg in Verbindung zu bringen ist, bedarf noch weiterer Recherchen. Fest steht jedoch, dass Maria Theresia – begründet wohl auf der Tatsache, dass sie ihrem Gemahl als einzige seiner vier Frauen zahlreiche Nachkommen schenkte - prominent im Ausstattungsprogramm der Franzensburg vertreten ist.