Auktionshaus

Auktion: Antiquitäten

17. Juni 2015, 15:00 Uhr

0931

Schmuckensemble im Almandin-Cloisonnéstil

Elb-Germanisch, 1. Hälfte 6. Jahrhundert n. Chr.
Gold, Almandine; fünfteiliges Ensemble bestehend aus: • ovale Bergkristallschnalle mit dickem Bergkristallbügel und goldenem, Almandin besetzten Dorn; H. 2,3 cm, Dornlänge 2,4 cm; • kleine Bügelfibel mit halbrunder Kopfplatte und seitlich angesetzten Rundeln; Bügel mit rechteckiger Fassung, Fußplatte mit schwalbenschwanzförmigen, flächigen Almandineinlagen; Nadel fehlt; L. 2,6 cm; • Anhänger mit hängenden Vogelköpfen mit flächendeckendem Zellwerk und profilierter Öse; ovale Grundform mit geraden Stegen und randlich integrierten hängenden Vogelköpfen; plane Almandine auf gewaffelter Folie, zentraler Almandin und Augeneinlagen aus halbrundem Almandin; H. 2,4 cm; B. 1,7 cm; • sanduhrförmige Applike mit flächendeckendem Zellwerk; die Rückseite mit 4 ösenförmige Halterungen über 2 Stege, diese ragen über die Applike hinaus; L. 2,1 cm; B. 1,2 cm; • goldener Ring; pyramidenförmiger Almandin in abgesetzter Fassung; H. mit Ringstein 2,5 cm; Dm. 2 cm; allgemein sehr guter Erhaltungszustand

Provenienz

in den 1980er Jahren im Münchner Kunsthandel erworben, seitdem in Wiener Privatsammlungen

Literatur

vgl. Mechthild Schulze-Dörrlamm, Byzantinische Gürtelschnallen im römisch-germanischen Zentralmuseum, Teil 1, Mainz 2002, Typ A4, S. 11-12; Archäologisches Landesmuseum Baden-Württenberg (Hg.), Die Alamannen, Stuttgart 2001, Abb. 18, S. 179, 6 (Bergkristallschnalle); vgl. Staatliche Museen zu Berlin, Merowingerzeit, Berlin 2007, Nr. V3.13.2, S. 400 (Bügelfibel); vgl. Staatliche Museen zu Berlin 2007, Nr. V.34.2, S. 386;
Archäologisches Landesmuseum Baden-Württenberg (Hg.), Die Alamannen, Stuttgart 2001, S. 179 (Anhänger); vgl. Bonhams, Auktion am 5.10.2011, Lot 307 (völkerwanderungszeitliches Ensemble)

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Auktion ist beendet.

Unser Schmuckensemble mit Almandinen (Mineral aus der Gruppe der Granaten) dürfte einst wohl – wie die meisten aufgefundenen Schmuckstücke – die Grabbeigabe einer hochgestellten weiblichen Persönlichkeit gewesen sein. Charakteristisch für den Damenschmuck der Zeit des späten 5. Jahrhunderts bis zur 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts ist die Kombination von Gold mit Almandincloisonné. Selten findet sich diese Technik auch an Waffen, Zaumzeug oder auf Taschenbügeln. Im Gegensatz zu später zu datierenden Schmuckstücken wurde der Almandin bei den früheren Schmuckstücken noch großzügig und flächendeckend verarbeitet. Im 7. Jahrhundert wurde der Stein schließlich nur mehr in Form von kleinen Splittern in das Edelmetall eingesetzt.

Aufgrund einiger stilistischer Merkmale an der kleinen Bügelfibel und dem Anhänger mit sog. hängenden Vogelköpfen ist die ursprüngliche Besitzerin der Schmuckgarnitur wohl im elbgermanischen Kulturkreis zu finden. Als Elbgermanen werden jene germanischen Stämme bezeichnet, die sich von der Elbmündung beiderseits des Flusses bis nach Böhmen und Mähren ansiedelten (Semnonen, Hermunduren, Quaden, Markomannen und Langobarden).
Die Gürtelschnalle mit Bergkristallbügel deutet auf die Herstellung in einer byzantinischen Werkstatt hin. Ob das gesamte Ensemble in einer byzantinischen Werkstätte für den Export verarbeitet wurde oder ob nur der Bergkristallbügel dort geschliffen wurde und zur weiteren Bearbeitung an eine zentraleuropäische Werkstatt geliefert wurde, ließ sich bislang nicht klären.