Auktionshaus

Auktion: Antiquitäten

17. Juni 2015, 15:00 Uhr

0735

Deckeldose "Pietà"

Holitsch, Ende 18. Jahrhundert
Fayence, brauner Scherben, farbig glasiert; rechteckige Dose, getreppter Deckel mit figuralem Aufsatz, rückseitig ein kleines Einlegefach; am Boden bezeichnet; beschädigt, restauriert
H. 28,5 cm

Provenienz

niederösterreichische Privatsammlung

Schätzpreis: € 800 - 1.500
Auktion ist beendet.

Fayencen aus Holitsch

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war neben der Wiener Porzellanmanufaktur die Fayenceerzeugung in Holitsch (Holíc) in der Slowakei zweifellos das größte und erfolgreichste keramische Unternehmen der damaligen österreichisch-ungarischen Monarchie. Die Wiener Porzellanmanufaktur von Du Paquier, die 1744 in Staatsverwaltung übernommen wurde, stellte das im 18. Jahrhundert begehrteste und vollkommenste Produkt, das in Europa erst 1709 entdeckte Porzellan, her. Dessen Erzeugung war jedoch mit bedeutenden technischen und finanziellen Risiken verbunden. Die gleichzeitig gegründete Holitscher Fabrik dagegen erzeugte die traditionelle und nicht so kostspielige Fayence.
Der Begründer der Holitscher Fabrik, Maria Theresias Gemahl Franz Stephan von Lothringen, wählte das westslowakische Städtchen, in dem er seit 1736 eine Herrschaft besaß, wegen seiner vorteilhaften Bedingungen für sein neues Unternehmen aus. In der Umgebung von Holitsch blühte nämlich bereits seit Ende des 16. Jahrhunderts die Erzeugung der Habaner Fayence, so dass neben ausgezeichneten Töpfererden hier auch ein Reservoir billiger, fachlich geschulter Arbeitskräfte zur Verfügung stand. In den ersten Jahrzehnten ihrer Produktion erzeugte die Holitscher Fabrik zahlreiche Arten von Tafelservice, mit denen sich viele Feudalsitze Mitteleuropas sowie die wohlhabende Bürgerschaft ausstatteten. Auch Luxusgefäße, die in naturalistischer Ausführung zoomorphe und vegetabile Motive darstellten, wurden hergestellt. Diese in europäischen und überseeischen Museums-, Schloss- und Privatsammlungen verstreuten Gefäße zählen zu den seltenen und vielbegehrten Sammlungsstücken.
(Jana Kybalová, in: Alte und Moderne Kunst VII, 1962, Heft 60/61, S. 41)

Die Exponate unserer Sammlung wurden von einem Sammlerehepaar über viele Jahre liebevoll im In- und Ausland zusammengetragen. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt in den äußerst seltenen und daher in Sammlerkreisen sehr begehrten figuralen Erzeugnissen der Holitscher Fayencemanufaktur.