Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

16. Juni 2015, 15:00 Uhr

0015

Giovanni Battista Piazzetta Umkreis

(Venedig 1682 - 1754 Venedig)

„Johannes der Täufer“
Öl auf Leinwand
56,5 × 72 cm

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 23.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Der Bußprediger Johannes der Täufer gehört als Vorläufer und Wegbereiter Christi seit jeher zu den wichtigsten Darstellungsthemen der bildenden Kunst. Der häufigste Bildtypus ist die Taufe Christi im Jordan. Im vorliegenden Gemälde sehen wir allerdings eine Neuinterpretation, indem Johannes nicht als Prediger sondern in mystischer Versenkung vor dem Kreuz dargestellt wird. Ohne die Einbettung in erzählerische Elemente, ist er lediglich durch sein Stabkreuz, die Taufmuschel und den Fellumhang erkennbar.

Diese Körperhaltung eines schlafenden Männeraktes war vor allem in der venezianischen Malerei des 17. Jahrhunderts verbreitet. Der Caravaggist Giovanni Battista Langetti (1635-1676) zum Beispiel schildert im Gemälde „Merkur und Argos“ (Galleria di Palazzo Bianco, Inv.-Nr. 2062) den schlafenden Argos mit dem Kopf auf seinem Arm liegend. Selbst die darauffolgende Generation und vor allem der Kreis um den venezianischen Künstler Giovanni Battista Piazzetta (1682-1754) rezipierte dieses Motiv. Der schlafende Isaak aus dem Gemälde „Die Opferung Isaaks“ von Piazzetta (Sammlung Moratilla, Paris) oder der ruhende Samson im Werk „Samson und Delila“ (vgl. Archiv der Fondazione Zeri, Nr. 69129) von Giulia Lama (1681-1747) weisen eine enge Verwandtschaft mit dem hier vorliegenden Darstellungstypus auf.

Die außergewöhnliche Stimmung dieses Gemäldes entsteht nicht nur durch die radikale Nahsichtigkeit, sondern auch durch die besondere Lichtführung. Dem Künstler ist es gelungen das typisch venezianische sfumato mit den großen Formen sowie dem flackernden Licht der Caravaggisten zu verbinden.