Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

16. Juni 2015, 15:00 Uhr

0111

„Flucht nach Ägypten“
um 1750
Öl auf Leinwand
161 × 112 cm, oben geschwungener Abschluss

Provenienz

1750 als Hochaltarbild der Thurykapelle in Wien, Alsergrund (9. Bezirk), von Frau Elisabeth Freiin von Wassenberg gestiftet; nach dem Abriss der Kapelle im Jahre 1880 als Geschenk für besondere Verdienste an den Bäckermeister Ferdinand Schaffner; seither durch Erbfolge in österreichischem Familienbesitz

Literatur

Alois von Bergenstamm, Geschichte des Dorfes St. Johann am Als, oder Siechenals, heute Freygrund Thury; Wien 1802, S. 24-25; Inventarliste der Diözese der Thury-Kapelle, Wien 1807; Leopold Donatin, Der Alsergrund einst und jetzt, Wien 1904, S. 15-16

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 19.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Johann Georg Troger war der Neffe des bekannten österreichischen Freskomalers Paul Troger (1698-1762) und assistierte diesem zwischen 1748 und 1750 zusammen mit anderen Gehilfen bei der Ausmalung des Domes in Brixen.

Auf diesem ehemaligen Altarbild aus der Thury-Kapelle in Wien, ist die Flucht nach Ägypten dargestellt, eine Episode aus dem Matthäusevangelium (Mt 2,13). Nach der Geburt Jesu erschien Josef im Traum ein Engel, welcher ihn aufforderte nach Ägypten zu fliehen, da Herodes alle Kinder in Bethlehem töten lassen wollte.
Josef geht voraus und führt den Esel über das felsige Terrain. Die Mutter sitzt in sich gekehrt auf dem Maultier und hält liebevoll beschützend das Kind in ihren Armen. Über der Szene befinden sich zwei Engelsköpfe, die aus dem Dunkel des Grundes auftauchen.

Die Geschichte der Thury-Kapelle in der Alserbachstraße, heute im 9. Wiener Gemeindebezirk, geht bis ins Jahr 1713 zurück. Aufgrund der um sich greifenden Pest, wollten die Bewohner des Freygrunds Thury eine Kreuzsäule bauen, um ihre Gebete zur Abwendung der Krankheit darbringen zu können. Nachdem sie dafür schließlich die Erlaubnis erhielten, erbauten die Einwohner allerdings eine kleine Kapelle, die ihnen auch Raum für Gottesdienste bieten sollte. 1750 wurde in der Gemeinde der Beschluss gefasst die Kapelle auszubauen. Das bisherige Altarbild mit den Pestheiligen Sebastian, Rochus und Rosalia wurde in diesem Zuge vom hier vorliegenden Gemälde ersetzt. Nicht nur eine Chronik des Freygrunds Thury aus dem Jahr 1802 erwähnt die „Flucht nach Ägypten“, sondern auch ein Inventar der Thury-Kapelle von 1807 aus dem Diözesanarchiv dokumentiert „Zwey an dert Wand hangende Bilder, die Flucht in / Egibten, und Christis am Kreuz vorstellend“ (Inventarliste der Diözese der Thury-Kapelle, Wien 1807, Pkt. 3).
Stifterin dieses neuen Altarbildes war Frau Elisabeth Freiin von Wassenberg. Wie in der Familienchronik der jetzigen Besitzer überliefert ist, ging das Bild nach dem Abriss der Kapelle im Jahr 1880 an den Bäckermeister und Feuerwehrhauptmann Ferdinand Schaffner über. Dieser hatte sich bei einem Brand der Kapelle besonders eingesetzt, weshalb er mit diesem Geschenk beehrt wurde.