Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

16. Juni 2015, 15:00 Uhr

0062

Joost Cornelisz Droochsloot

(Utrecht 1586 - 1666 Utrecht)

„Vor der Dorfschenke“
1654
Öl auf Holz, parkettiert
58,5 × 84 cm
Monogrammiert und datiert auf der Türe: JC DS (in Ligatur) 1654

Provenienz

Versteigerung Dorotheum, Wien, 19. Mai 1981, Lot 335; Wiener Privatsammlung

Das Gemälde ist in der Datenbank des Rijksbureau voor kunsthistorische Documentatie, Den Haag (RKD), unter Abbildungsnummer 257071 registriert.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 25.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Joost Cornelisz Droochsloot war ein holländischer Maler, Zeichner und Radierer, der vor allem auf die Darstellung von Dorfansichten spezialisiert war. Er verbrachte seine gesamte Schaffenszeit in Utrecht, wo er der flämisch orientierten Landschaftstradition treu blieb. Bevorzugt stellte er einfache Bauern in genrehaften Szenen dar, die sich in eine weit in die Tiefe erstreckende Landschaft bzw. Dorfstraße einbetten.

Auch auf vorliegendem Gemälde ist dieser für Droochsloot charakteristische Aufbau zu sehen. Eine gesellige und heitere Versammlung der Dorfbewohner am linken Bildrand fesselt gleich zu Beginn die Aufmerksamkeit des Betrachters. Von dort gleitet der Blick in scharfer Diagonale entlang der Häuserreihen zu beiden Seiten und des im Zickzack geführten Weges gekonnt in die Tiefe und bleibt immer wieder an weiteren kleinen Figurengruppen und erzählerischen Details hängen.

Bekanntermaßen war das 17. Jahrhundert in Holland die Geburtsstunde vieler neuer bildlicher Themen, u. a. der Darstellungswürdigkeit von Bauern in einer ländlichen, idyllischen Landschaft. Adriaen van Ostade (1610-1685) gehört zu den bedeutendsten Vertretern, der die frühen Kirmes-Themen in einen Innenraum und schließlich ins Freie vor die Häuser und Tavernen verlegt hatte. Im Laufe des Jahrhunderts entwickelte sich daraus eine neue Sicht auf die Landbevölkerung, die sorglos und fröhlich ihre Freizeit bei Spiel, Speis und Trank verbringt. Droochsloot übernimmt diese Tradition und vermittelt überzeugend die Illusion eines realistischen Lebens. Unterstützt wird dieses Gefühl durch die detailgetreue Beschreibung der Figuren, der Werkzeuge, der Häuser und der Landschaft. Interessanterweise wurden diese Bilder eines heiteren Landlebens von städtischen Künstlern für ein Großteils städtisches Publikum geschaffen. (Literatur vgl.: Anna Knaap, From Lowlife to Rustic Idyll: The Peasant Genre in the 17th-Century Dutch Drawings and Prints, in: Harvard University Art Museums Bulletin, Vol.4/2, Cambridge 1996, S. 30-59)