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Auktion: Zeitgenössische Kunst

12. Mai 2015, 17:30 Uhr

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Objekt

0091

Friedensreich Hundertwasser*

(Wien 1928 - 2000 vor Brisbane, Australien)

„Die Grüne Steiermark“
1958
Wasserfarbe und Eitempera auf Leinwand
61 × 50 cm
Signiert und datiert unten: Hundertwasser 1958
Rückseitige Widmung und mehrere Klebeetiketten

Provenienz

Sammlung Carl Lázsló, Basel; Sammlung Richard Dreyfus, Basel; Sale Christie's London, 6. Dec. 1985; Sale Sotheby's London, 1. Dec. 1988; Westschweizer Privatbesitz.

Ausstellung


1960 Basel, Galerie Delta;
1964 / 1965 Wanderausstellung: Kestner-Gesellschaft Hannover; Moderna Museet Stockholm; Kunsthalle Bern; Karl-Ernst Osthaus-Museum Hagen; Stedelijk Museum Amsterdam; Moderna Museet Stockholm; Museum des 20. Jahrhunderts Wien;
1965 Oslo, Hammerlunds Kunsthandel;
1971 Hamburg, Galerie Hoeppner;
1974 Paris, Palais Galliera

Literatur

Andrea Christa Fürst, Hundertwasser 1928-2000, Werkverzeichnis-Catalogue Raisonnè, Vol II., Köln 2002, Abb. S. 367;
Kestner-Gesellschaft (Hg.) Ausstellungskatalog, Hannover 1964, Abb. S. 172;
Moderna Museet (Hg.) Ausstellungskatalog, Stockholm 1964, Abb. Kat.nr. 56;
Museum des 20. Jahrhunderts (Hg.) Ausstellungskatalog, Wien 1965 Kat.nr. 74;
Hammerlunds Kunsthandel (Hg.), Ausstellungskatalog, Oslo 1965, Kat.nr. 18;
Tableaux Modernes (Hg.), Ausstellungskatalog, Palais Galliera, Paris 1974, pl .99 ( c).

Das Bild ist im Werkverzeichnis-Catalogue Raisonné Volume II unter der Werkverzeichnisnummer 382 verzeichnet.

Schätzpreis: € 80.000 - 160.000
Ergebnis: € 307.650 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Friedenreich Hundertwasser ist der Doyen der ornamentalen Abstraktion in den 1950er-Jahren. Seine Position ist singulär, eigenwillig, abseits der damals vorherrschenden Avantgardeströmungen. Abstraktion als Weltsprache zeigte sich zum einen als konstruktiv geometrische Artikulation von Kasimir Malewitsch, Piet Mondrian über Josef Albers und den amerikanischen minimalistischen Tendenzen der Nachkriegszeit, zum anderen als expressiv motivierte Ecriture und als körperbetontes Spritzen und Schleudern von Pinsel und Farbe von Wassily Kandinsky bis Jackson Pollock. Ornament galt als Verbrechen, als nicht einlösbares Motivrepertoire auf dem Bild. Ebensolches Dogma setzte sich in der Architektur durch, eingeleitet von Adolf Loos und seiner funktionalistischen Bauphilosophie. Hundertwasser widersetzte sich diesem Primat der Askese, löste das Ornamentale von seiner ursprünglichen Funktion und integrierte es in die Malerei. Nun stand das Dekor für sich selbst, als Post-Jugendstil-Zeichen nach Gustav Klimt. Der rechte Winkel wurde verbogen, individuell aufgeladen, durch den persönlichen Duktus von seiner konstruktiven Strenge befreit.
Einen radikalen Punkt setzte Hundertwasser mit seinen vegetabilen Endlosspiralen in den späten 1950er-Jahren. Markant sind die übersteigerten kreischenden Farben, die wie funkelnde Edelsteine und Broschen die Bildfläche besetzen. Um den dekorativen Schein zu relativieren, setzt der Maler in der vorliegenden Arbeit expressiv fahrige Strichbündel auf den mit organischen Formen definierten Grund. Eine ungewohnt expressive Vorgangsweise bei Hundertwasser. Das Bild ist deutlich flächig geprägt, trotz der landschaftlichen Attribute wie hügelige Gegend und Sonne der grünen Steiermark – Hundertwassers Landschaftsbegriff bleibt abstrakt, strukturell. (Florian Steininger)