Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

24. März 2015, 16:00 Uhr

0199

Walter Weer*

(Wien 1941)

„Wandobjekt“
2007
Karton, Papier, Schnur bemalt
47 × 37 × 16 cm
Signiert und datiert: Weer 07

Literatur

Walter Weer, sisyphos F., Künstlerhaus Wien, 2011, Abb. S. 128

Schätzpreis: € 1.500 - 3.000
Auktion ist beendet.

Wollte man in der bildenden Kunst die nach den Gewichtsklassen im Boxen gestaffelten Kategorien einführen, so müsste man den Maler, Graphiker und als Objektebauer vielseitig tätigen Walter Weer im Hinblick auf die verwendeten Werkstoffe dem heute kaum noch besetzten Papiergewicht zuordnen. Bezogen auf Mathias Sindelar, den trickreichen und schnellen Stürmerstar in der Glanzzeit des österreichischen Wunderteams im Fußball vor dem 2. Weltkrieg, bietet sich für Weer zutreffend der „Papierene“ an, wie Sindelar im Hinblick auf seine Wendigkeit und „Unsichtbarkeit“ von seinen vielen Fans anerkennend bezeichnet wurde.
Weers Umgang mit Papier, Karton, bemalten Schnüren, Pappe und vergleichbaren, aus Holz und alten Textilien geschöpften Materialien, prädestiniert ihn geradezu als künstlerischen Nachfolger auf Sindelar, gleichen doch Ausführung und das Wie seiner feingliedrigen, vielseitigen und ideenreichen Werke nicht nur dem spielerischen Talent und den unzähligen Tricks des sensiblen Fußballers, sondern auch einer, für einen Vergleich keineswegs abwegigen schöpferischen und gestalterischen Kombinatorik, die im Sport zum schnellen, umjubelten Tor und in der Kunst zum bewunderten Werk mit faktisch unbegrenzter Langzeitwirkung führt.

Im Auktionsangebot zeitgenössischer Kunst im Kinksy ist Walter Weer seit Jahren sehr gut präsent. Die beiden jetzt ausgewählten, in der neueren Literatur bereits berücksichtigten Werke (siehe das 2011 bei Bucher, Hohenems-Wien erschienene Buch „Walter Weer sisiphos F.“), spielen einmal mehr die von eindeutigen Grundformationen ausgehenden Vorzüge adäquater, beziehungsreicher bildnerischen Umsetzung aus. Die neuen Kleinplastiken des Künstlers korrespondieren mit Wand und Raum, provozieren Kontraste und Dialoge zu Interieurs und deren Benutzern und schaffen dank Eindeutigkeit, einer gewissen Strenge und der Logik ihrer auf bildnerischen Prinzipien basierenden Körper ein deutlich spürbares Spannungsverhältnis. Es verbindet Statik mit stimulierender Raumbezogenheit, betont Werkprozess, Material und dessen Bearbeitung und verströmt einiges von dem, was man als die Poesie des Vergangenen, nur bedingt Fassbaren bezeichnen könnte. Weers Objekte von heute sind zugleich von gestern. Sie gehorchen damit einer Zeitlosigkeit, die mit fragiler Bestimmtheit Anforderungsprofile an Kunst wie Betrachter stellt, denen man mit Gewinn nachkommt.

P e t e r B a u m