Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

25. November 2014, 15:00 Uhr

0106

Josef Floch*

(Wien 1894 - 1977 New York)

„Sitting nude in studio IV“
1965-1970
Öl auf Leinwand
135 × 91,5 cm
Signiert rechts unten: Floch
Rückseitig auf Etikett beschriftet: "I hereby give and donate to my daughter Jenny Floch Elland the painting known as "Squatting Nude" on the reverse 1970 Joseph Floch"

Provenienz

im Kinsky, Auktion am 16. 05. 2006, lot 88; europäische Privatsammlung

Literatur

Karl Pallauf, Josef Floch. Leben und Werk 1894-1977, Klagenfurt 2000, WV-Nr. 867, S. 444f. (Abb.)

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 46.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

„Was wollen meine Bilder ausdrücken: Friede, Tiefe, Ruhe und Innerlichkeit“ schreibt Josef Floch am 6. April 1966 in sein Tagebuch (Karl Pallauf, Josef Floch. Leben und Werk. 1894 – 1977, Wien 2000, S. 88). Dabei spielt das Figurale, die Darstellung des Menschen in seinem gesamten Œuvre eine große Rolle. Oft wirken Flochs Figuren in sich versunken, melancholisch, isoliert voneinander. Seine Malerei wird gerne mit der Edward Hoppers verglichen, den der Künstler in New York kennengelernt hatte. Beide Maler setzten sich für das Figurale ein und kämpften gegen die fortschreitende Abstraktion in der Kunst.

In den Jahren 1965 bis 1970 entstehen im New Yorker Atelier insgesamt sieben Versionen der „Sitting nude“. Josef Floch wandelt seine Motive in unterschiedlichen Varianten ab, wir finden in seinem Werk immer wieder Bildthemen in mehreren Fassungen. Oft sind es nur kleine Details, die der Künstler verändert. In den „Sitting Nudes“ sind es vor allem der Raum und der Lichteinfall, die abgewandelt werden. Das Interesse an der Wirkung von Licht und Schatten nimmt generell im späteren Werk zu. Zwar schreibt der Künstler schon früh, dass er am liebsten malt, „wie die Sonne in einem Raum auf der Wand wandert“ (Pallauf, S. 36), aber seine Bildräume füllt er dann mit einem unwirklichen, fast metaphysischem Licht. In „Sitting Nude IV“ kommt warmes, natürliches Sonnenlicht durch die Dachfenster des Ateliers und leuchtet die Schulterpartie des Aktmodells stark aus. Der gesamte Raum wird von diesem Licht erfasst, der blaue Himmel des schönen Tages blitzt durch die Atelierfenster. Auch die Farbigkeit verändert sich im späteren Werk des Künstlers. Die erdigen, gedeckten Töne, die Josef Floch bevorzugt einsetzt, weichen hier helleren, klareren Farben. Vor allem die Wirkung von Gelb interessiert ihn nun. Weitere Farbakzente bringen das rote Tuch, auf dem das Modell sitzt, und kobaltblaue Partien, mit denen Floch Umrisslinien betont und seiner Figur gleichsam eine Aura verleiht. Räumlichkeit und Stofflichkeit hingegen verunklärt der Künstler. So kann man nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich bei der stehenden Figur im Hintergrund um ein weiteres Modell oder eine steinerne Statue handelt. Die Perspektive der Decke des Raumes korrespondiert nicht mit jener des Bodens und man kann auch nicht mit Sicherheit sagen, ob die Frau erhöht auf einem Podest oder auf einer roten Decke direkt am Fußboden sitzt.

Von den mehreren Fassungen der „Sitting Nude“ ist vorliegende die farblich differenzierteste Version, die Isolation seiner Figuren hat Josef Floch hier versöhnlich in Licht aufgelöst. (Sophie Cieslar)