Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

25. November 2014, 15:00 Uhr

0013

Alfons Walde*

(Oberndorf 1891 - 1958 Kitzbühel)

„Bobrennen in Kitzbühel“
1913
Öl auf Karton
27,5 × 29,5 cm
Monogrammiert und datiert rechts unten: AW 1913

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Das Bild ist im Werkarchiv von Alfons Walde registriert.

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Auktion ist beendet.

Von besonderem künstlerischen Reiz sind jene Bilder aus dem umfangreichen Œuvre Alfons Waldes, die sich dem für Kitzbühel so prägenden Thema des Wintersports widmen. Walde erlebte den touristischen Aufstieg Kitzbühels zum "Hotspot" der winterlichen Freizeitvergnügungen seit seiner Jugend mit. Selbst ein begeisterter Schifahrer, war Walde der erste, der das Sujet des Sports in der österreichischen Kunst populär gemacht hat. Bahnbrechend erzählen seine Bilder von der sich entwickelnden frühen Wintersportszene, die für das Leben in Tirol ein bestimmender Faktor wurde. Insofern haben Waldes Wintersportbilder eine nicht zu unterschätzende kulturhistorische Relevanz.
In der Darstellung der Winteridylle und des lebendigen Treibens im Schnee fand Walde schon früh sein ureigenes Thema. Bereits 1910 entstanden erste Wintersportmotive: er skizzierte die Protagonisten des frühen Schilaufs und Schilanglaufs, malte mondäne Wintergäste am Rand der Piste und solche, die sich nobel gekleidet am Übungshang abrackern, auch Szenen des frühen Schlittenrennens und Bobsports hielt er malerisch fest. Später fanden die "Grubschanze bei Kitzbühel", das "Bergisel-Springen in Innsbruck" und natürlich auch das bei Sammlern begehrte Bildmotiv "Aufstieg" der Schifahrer Eingang in Waldes Themenrepertoire.

Das "Bobrennen in Kitzbühel" gehört zu den ganz frühen, noch vor dem 1. Weltkrieg entstandenen Sportsujets. Ebenso wie das berühmt gewordene "Gasslrennen" stammt es aus dem Jahr 1913 und ist in der stilistischen Ausprägung mit diesem vergleichbar. In der Art einer fotografischen Momentaufnahme fängt Walde die Dynamik des sportlichen Ereignisses in einem gewagten, wie zufällig gewählten Bildausschnitt ein. Der spontane Blickpunkt und der schnelle flüchtige Strich - teils kratzt Walde auch Gravuren mit dem Pinselstiel - suggerieren das Augenblickshafte der Situation. Bilddiagonal rast der von fünf Fahrern gelenkte Bob am Betrachterauge vorbei. Die vielen Figuren der Zuschauer im Hintergrund sind nur summarisch skizziert, bleiben anonym und bilden die rahmende Kulisse für das sportliche Event. Betont lässt Walde dem leeren neutralen Bildgrund viel Raum: das Weiß des Schnees nimmt gut die Hälfte der Bildfläche ein und findet im Schwarz der figuralen Darstellung einen spannungsreichen Gegenpol, der Kontrast von Hell und Dunkel erhält eine die Darstellung bestimmende Funktion. Das Kolorit bleibt auf die Farben Schwarz, Rot und Blau reduziert.
Als das "Bobrennen in Kitzbühel" entstand, bewegte sich Alfons Walde im Spannungsfeld der Wiener Künstlerszene und fühlte sich dem avantgardistischen Kreis um Gustav Klimt nahe, von dem er neben Egon Schiele wesentliche künstlerische Anregungen bezog. Kennzeichnend für diese frühe Werkphase Waldes ist eine graphisch strukturierte Pinselsprache, die sich mit einer Tendenz zur dekorativen Ornamentik paart. So spiegeln Monogramm und Datierung, die der Künstler rechts unten in das Bild setzt, in ihrer dekorativen Linearität den Einfluss des Wiener Jugendstils wider. (CMG)