Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

25. November 2014, 15:00 Uhr

0025

Oskar Mulley*

(Klagenfurt 1891 - 1949 Garmisch)

„Bergbauernhof in Garmisch“
1930er Jahre
Öl auf Leinwand
85 × 160 cm
Signiert und betitelt rechts unten: Mulley. / Garmisch.

Provenienz

deutscher Privatbesitz

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Meistbot: € 45.000
Auktion ist beendet.

1927 wird Oskar Mulley gemeinsam mit Ernst Nepo in die Wiener Secession aufgenommen. Sie sind die einzigen Tiroler Maler, die in der Zwischenkriegszeit als ordentliche Mitglieder anerkannt werden. In äußerst erfolgreichen Ausstellungen zeigt der Künstler vielfach seine Werke einer breiten Öffentlichkeit. In den 1930er Jahren, der Zeit, in der nebenstehendes Bild „Garmisch“ entstanden ist, steht er somit am Zenit seiner Karriere. Er zählt neben Alfons Walde, Artur Nikodem und Wilhelm Nikolaus Prachensky zu den bedeutendsten Malerpersönlichkeiten Tirols.

Berühmt geworden ist Oskar Mulley mit seinen unverwechselbaren, monumentalen Darstellungen der Alpen und der Tiroler Bergwelt um seine Wahlheimat Kufstein. In vorliegendem Bild hat er einen Ausflug auf die bayrische Seite unternommen und einen Bergbauernhof oberhalb von Garmisch-Partenkirchen unterhalb des Wettersteingebirges als Motiv gewählt. Der Hof und die angrenzenden Stallungen wachsen aus dem kargen Fels empor. Die Architektur mit all ihren Ritzen und Vorsprüngen ist gebaut wie der steinerne Untergrund, auf dem sie ruht und verwächst so gleichsam mit ihrem Umfeld. Nie bezieht Mulley Mensch oder Tier in seine Darstellungen mit ein. „Bergdörfer, Höfe, Kapellen werden zu stillen Zeugen menschlicher Lebensform.“ (Günther Moschig, Oskar Mulley. Alpine Landschaft, Schwaz 1995, S. 25) Die aus den Fenstern des oberen Stockes gehängten Bettlaken und Decken, sowie die Blumen daneben sind Verweise auf die Bewohner des Bauernhauses. In den 1930er Jahren werden die Farben seiner Bilder unter dem Eindruck einer Reise an die Adria und des südlichen Lichtes heller und bunter, davor waren tonige Farben Kennzeichen seiner Arbeiten. So setzt er ein leuchtendes Grün an den unteren Bildrand, Verweis auf die saftigen Almwiesen, die den Bergbauern wohl ihr Auslangen garantieren.

Typisch für Oskar Mulley ist auch die extrem pastose Malweise und die Spachteltechnik, die er Ende der 1920er Jahre entwickelt hat, um die Farbe als Materie noch erlebbarer zu machen. Der wuchtige Farbauftrag steigert noch zusätzlich die Monumentalität seiner Bilder. Die Bergbauernhöfe und Kapellen Mulleys, die einsam in schwindelnden Höhen thronen, werden so zu Sinnbildern des Menschen, der der Natur seinen Lebensraum abtrotzt. Gleichzeitig sind sie aber auch eindrucksvolle Schilderungen der uns umgebenden Naturgewalten. (Sophie Cieslar)