Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

27. November 2014, 15:00 Uhr

0875

Christoffel Jegher nach Peter Paul Rubens

(Antwerpen 1596 - 1652 ebd.)

„Die Krönung Mariens“
1633
Holzschnitt; ungerahmt, im Passepartout
33,8 × 43,9 cm (Blattmaß)
Wasserzeichen: Bekröntes Wappenschild mit Buchstabe "B" (Ausst. Kat. "Rubens e l'incisione" Rom 1977, Wz Nr. 150)
In der Platte signiert links unten: C. I.
Inschrift unten: P.P.Rub. delin. & excud. CVM PRIVILEGIIS. Christoffel Iegher. sc.

Provenienz

deutsche Privatsammlung

Literatur

Le Blanc 8/I (von II); Schneevoogt, pag. 79, 40; Hollstein 10/I (von II)

Einer der Höhepunkte der Xylographie überhaupt (K. Renger).
Kostbarer I. Zustand von höchstmöglicher Brillianz: herrlich homogen in seiner rußig-schwarzen Druckqualität ohne jede Schwäche und den sonst üblichen Auslassungen.
Im Unterrand noch mit der Künstler- und Verleger-Adresse von Rubens, der das Blatt zusammen mit der >Versuchung Christi< (Hollstein 6) 1633 auf eigene Rechnung in der Druckerei des Verlages Plantin-Moretus abziehen ließ.
Mit der vollständigen Einfassung. Bis auf Reste einer ehemaligen ‚Fenster’-Montage auf der Rückseite, in gänzlich unberührter, unverfälscht perfekter Erhaltung.

Schätzpreis: € 7.000 - 12.000
Ergebnis: € 10.880 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die Krönung Mariens war eines von 39 Deckenbildern, die Rubens für die Antwerpener Jesuitenkirche entworfen hat. Der Kontrakt vom 29. März 1620 verpflichtete den Meister zur eigenhändigen Ausführung der Skizzen, während die Ausführung der Leinwandbilder binnen Jahresfrist Werkstattmitglieder überlassen bleiben durfte. Die Deckenbilder wurden 1718 ein Raub der Flammen, der Modello der Marienkrönung hat sich im Louvre, Paris, erhalten. Er dürfte, ergänzt um die eine oder andere Zeichnung, C. Jegher als Vorlage gedient haben, als Rubens ihn mit der Übertragung der Komposition in das Medium des Holzschnitts betraute. Rubens hat gewiss nicht auf die Holzplatte gezeichnet und nur die Schnittführung dem Gehilfen überlassen. Vielmehr hat Jegher gewählt, fortgelassen, umgestaltet und die Akzente verteilt. Die bogig geschwungenen Linien, welche anschwellen, wie die Kreuzlagen sind grabstichelmäßig und waren unentbehrlich, um der plastischen Fülle der Rubensschen Formensprache gerecht zu werden, aber weit mehr als in den Rubens-Stichen ist die Wirkung auf weite weiße Flächen und auf unvermittelte Kontraste von Hell und Dunkel gestellt. Dem Christoph de Jegher ist es gelungen, an Wucht und markiger Kraft alle Rubensstecher zu übertreffen, indem er die speziellen Mittel des Holzschnitts forcierte, an Glanz und Feinheit aber mit den Stechern zu Wetteifern gar nicht erst versuchte. (M. J. Friedländer)