Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. November 2014, 15:00 Uhr

0444

Karl Prantl*

(Pöttsching 1923 - 2010 Pöttsching)

„Usuri“
2003-05
Amazonit
10 × 20 × 175 cm

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Präsentationstisch kann auf Anfrage erworben werden.

Schätzpreis: € 60.000 - 120.000
Ergebnis: € 118.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Karl Prantl gehört zu den wichtigsten Künstlern Österreichs, als Initiator des Europäischen Bildhauer-Symposiums im Römersteinbruch in St. Margarethen, prägte er das Verständnis für Skulptur und Bildhauerei in Österreich nachhaltig.
Als wichtigste Erfahrung in St. Margarethen beschreibt der Künstler das Hinausgehen in die Natur: „Wir (die Bildhauer) wurden durch dieses Hinausgehen in den Freiraum – in den Steinbruch, auf die Wiesen – wieder frei“ (Karl Prantl, zititert in: Wolfgang Hartmann (Hg.). Das Bildhauersymposion. Entstehung und Entwicklung einer neuen Form kollektiver und künstlerischer Arbeit, Stuttgart 1988). Die Naturerfahrung wird zum wesentlichen Element in der Kunst Prantls. Es gilt diese zu erforschen und durch langes Betrachten ihrem Wesen nahezukommen. Ebenso nähert sich der Künstler seinem Werkstoff, dem Stein. „Ich sehe immer die Wesenhaftigkeit des Steines" erklärt er, „wenn Sie an diesem Stein Wochen und Monate arbeiten, dann schauen Sie nur in Augen hinein. Werden ständig von Augen angeschaut. Das ist das Depot aller menschlichen Augen. Alle Augenfarben sind in diesem Stein" (Andrea Schurian, Karl Prantl. Seine Steine schlagen Wurzeln, Der Online-Standard, Wien, 8. Oktober 2010).
Der Stein ist für Karl Prantl gewissermaßen ein Urwesen, das schon lange vor uns Menschen da war und die Geschichte der Erde in sich gespeichert trägt. Sein Inneres ist durch Ablagerungen, Sinterungen, Phasen des Drucks und des Verschmelzens entstanden, sein Aussehen von Einschlüssen, Adern und Verwerfungen geprägt. Kein Stein gleicht dem anderen. Der Künstler holt durch die Bearbeitung die inneren Strukturen hervor, dem geht ein meditativer Prozess des Anschauens, Betastens und Erfühlens voran, dann entsteht durch Polieren und Herausarbeiten bestimmter Partien die Skulptur. „Steinstrukturen sind nach Prantl organismisch und skelettartig zu sehen“ (Kurt Lüthi, in: Karl Prantl. Steine 1978 – 1980, Ausstellungskatalog, Erker Galerie, St. Gallen, 1980, S. 4), so mag es nicht verwundern, dass die Oberkante von „Usuri“ an das Rückgrat eines Menschen erinnert. Wie eine Perlenkette, mal plastischer mal flacher ausgeführt, hat der Künstler Kugelformen aus dem Stein herausgearbeitet. An manchen Stellen laufen sie in Reihen die schrägen Seiten hinunter oder säumen die Basis des Amazonits, Mulden und Vertiefungen werden belassen, betont. Der Stein spricht zwei Sprachen, die Sprache des „Urgedächtnisses der Menschheit“ (Kurt Lüthi, S. 5) und nach der künstlerischen Bearbeitung jene der Gegenwart. (Sophie Cieslar)