Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

07. Oktober 2014, 16:00 Uhr

0102

Franz Grabmayr*

(Pfaffenberg b. Obervellach/Kärnten 1927 - 2015 Wien)

„o.T.“
2007
Öl auf Leinwand
118,5 × 145 cm
Rückseitig monogrammiert und datiert: F. G 2007

Provenienz

Privatsammlung, Österreich

Ausstellung

NV Art Foundation, St. Pölten, 2012

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Das Werk Franz Grabmayrs fasziniert durch die Kraft der Farbmassen, die sich scheinbar ungezähmt nebeneinander türmen. Strahlendes Gelb kontrastiert mit mächtigem Blau, das sich im Wirbel der Grautöne verliert. Hell und Dunkel stehen in krassem Gegensatz zueinander und ergänzen sich. Ob es sich um Licht und Schatten handelt, ist nicht mehr zu sagen. Das Vorbild, das es zweifelsohne gab, ist aufgelöst im Eindruck wilder, machtvoller Farbe. Das Weiß der Leinwand blitzt zwischen den Pigmentmassen hervor und rahmt sie, was ihre Wucht verstärkt.
Während in den meisten Gemälden Franz Grabmayrs das Vorbild durch den Titel greifbar wird, ist dem Betrachter hier auch dieser Anhaltspunkt genommen. Seit den späten 60er Jahren hat Grabmayr die Landschaftsmalerei konsequent zur Materialkunst weiterentwickelt. Während seine Werke vor einer konkreten Landschaft, einem konkreten Ding entstehen, schafft er keine Abbildung, sondern löst die Farbe völlig von der Form. Die Farbe, die Pigmente, sind das Material, aus dem das Werk geformt wird. Das Bild gerät zum Objekt, ist nicht die Wiedergabe einer Landschaft oder eines Dings, sondern steht als gleichwertig daneben. Grabmayr ist konsequent um die „Verdinglichung der Farbe bis an die Grenzen des Machbaren“ bemüht (siehe: Klaus Albrecht Schröder, Franz Grabmayr. Ausstellungskatalog aus Anlass des 75. Geburtstages von Franz Grabmayr, Österreichische Galerie Belvedere, Wien 2002, S. 6.). Dabei ist es der zentimeterdicke Farbauftrag, die Wucht der ungemischt nebeneinander stehenden Farben, die den Betrachter einnehmen.
Im Gegensatz zu früheren Werken des Künstlers, etwa „Kamp-Fluss“ (1990), deren dicke Farbkruste den Bildträger völlig verschlucken, findet der Maler hier zu einer gelockerten Verbindung aus Farbe und Leinwand. Die entstehende Komposition beeindruckt durch den Kontrast des strahlend weißen, ruhigen Untergrunds und der kraftvollen Dynamik der Farben.
Die Entwicklung einer eigenen Bildsprache, die von der starken Materialität des Farbauftrags getragen ist, machen Grabmayr zu einem der wichtigsten Künstler des 20ten Jahrhunderts, und zu einem Wegbereiter der österreichischen Malerei.
(Nina Binder)