Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

24. Juni 2014, 16:30 Uhr

0299

Hans Makart

(Salzburg 1840 - 1884 Wien)

„Die Wahrsagerin“
1868
Öl auf Leinwand auf Platte
52 × 65 cm
Signiert und datiert rechts unten: Hans Makart 1868

Provenienz

Kunstauktion Pisko (Nachlass J. Weidmann), Wien, 27.3.1905, Nr. 45; Auktionshaus Samuel Kende, Wien, 6.12.1950, Nr. 60 und 21.2.1950, Nr. 434; Dorotheum Wien, 546. KA., 3.12.1959, Nr. 70, Tafel 56; Privatbesitz, Österreich

Literatur

H. Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei. Berlin 1890, S. 622; Emil Pirchan, Wien 1954, Abb. 47; Gerbert Frodl, Hans Makart. Salzburg 1974, S. 300, Nr. 91 (Abb.)

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 44.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Hans Makart war eine außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeit, die einer ganzen Epoche seinen Namen gab. Mehr als eine Dekade lang – bis zu seinem frühen Tod 1884 – gab es keinen Künstler, dessen Ruhm mit seinem vergleichbar gewesen wäre. Die Sinnlichkeit seiner Farben, seine Selbstdarstellung als Malerfürst, sein Einfluss auf Wohnstil und Mode blieben beispiellos. Makarts berühmtes Atelier, in dem prunkvolle Kostümfeste gefeiert wurden, war eine Touristenattraktion Wiens. Besucher aus aller Welt gingen hier ein und aus, sogar die Kaiserin.

Geboren wurde der Künstler 1840 in Salzburg, er stammte aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war Verwaltungs-Kontrollor im Schloss Mirabell, wo Makart auch aufwuchs. Seine erste Ausbildung erhielt der junge Künstler in der Maler-Vorbereitungsklasse an der Wiener Akademie. Vom Studium in Wien war er wenig begeistert, da ihn das Kopieren von Gipsbüsten eher enttäuschte und kaum künstlerisch anregte. Er ging wieder zurück nach Salzburg, wo er bei einem Graveur eine Lehre begann, bis ihm der Erzbischof von Salzburg die Möglichkeit eröffnete, in München an der Akademie bei Karl von Piloty zu studieren.

Bald zeigte sich seine Virtuosität in der Pinselführung und die eindrucksvolle koloristische Farbgebung; sein Lehrer, davon überaus beeindruckt, lieh ihm Geld für Studienreisen nach London, Paris und Rom. Im Alter von nur 28 Jahren gelang Hans Makart der künstlerische Durchbruch: Von seiner „Pest in Florenz“ zeigte sich das Münchner Publikum begeistert. Zahlreiche Aufträge, und damit die finanzielle Unabhängigkeit, waren die Folge. Auch unser Gemälde ist im Jahr 1868 entstanden. Bei Gerbert Frodl lautet der Titel "Die Wahrsagerin", in anderen Publikationen wird es als "Eine Hetäre" (Hanfstaengl), "Die Versuchung" (Pisko) oder "Jugend und Alter" (Dorotheum) bezeichnet.

1869 wurde Hans Makart vom Kaiser nach Wien berufen und erhielt in der Gusshausstrasse ein Atelier. Bei dessen Ausstattung setzte er die Maßstäbe für jenen Lebensstil, den das wohlhabende Bürgertum in der Folge übernahm. 1879 wurde Hans Makart zum Professor an der Akademie ernannt. Anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares erhielt der Künstler von der Stadt Wien den Auftrag zur Gestaltung des Huldigungsfestzuges: Er beschloss, den Einzug Karls V. als „lebendiges Bild“ aufzuführen. Das pompöse Ereignis fand auf der Ringstraße statt. Zehntausende Menschen wohnten den Huldigungen der Handwerker, Berufsgruppen und Industrien der Monarchie, alle im Kostüm der Dürerzeit, bei. (MS)