Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

24. Juni 2014, 15:00 Uhr

0108

Franz Sedlacek

(Breslau 1891 - 1945)

„Stadtbild“
1929
Öl auf Sperrholzplatte
46,5 × 43,5 cm
Monogrammiert und datiert rechts unten: fS 1929
Rückseitig auf altem Etikett beschriftet: Franz Sedlacek / Wien 1929 / "Stadtbild"

Provenienz

Privatbesitz, Bad Ischl (bis 1958/59); Privatbesitz, Linz

Ausstellung

1929 Linz, Oberösterreichisches Landesmuseum; 1952 Linz, Neue Galerie der Stadt Linz; 2012/2013 Linz, Landesgalerie des Oberösterreichischen Landesmuseums ("Der Maler Franz Sedlacek. Chemiker der Phantasie", 22. 11. 2012 - 10. 02. 2013);
2014 Wien, Wien Museum (30. 01. - 21. 04. 2014), Kat.-Abb. S. 113

Literatur

Oberösterreichisches Landesmuseum, Landesgalerie 1929, Kat.-Nr. 6; Die Woche, 25. 7. 1931 (Abb.), Ubell, Tagespost 1932, S. 1; Neue Galerie Linz 1952, Kat.-Nr. 11; Elisabeth Hintner-Weinlich, Der Maler und Graphiker Dr. Franz Sedlacek, Dissertation, Innsbruck 1987, Nr. 48, S. 241; Gabriele Spindler, Andreas Strohhammer, Franz Sedlacek 1891-1945. Monografie mit Verzeichnis der Gemälde, Auktionshaus im Kinsky (Hg.), Wien 2011, WV-Nr. 58, Abb. S. 175; Gabriele Spindler und Ursula Storch (Hg.), Franz Sedlacek. Chemiker der Phantasie, Katalog zur 395. Sonderausstellung des Wien Museums, Wien 2014, S. 112/113 (m. Abb.)

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 179.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Franz Sedlacek gehört zu den bedeutendsten Protagonisten der österreichischen Kunst zwischen den Kriegen. Stilistisch in der Nähe der Neuen Sachlichkeit angesiedelt und oft auch mit dem Begriff des "Magischen Realismus" in Zusammenhang gebracht, verweigern seine Werke eine strenge kunsthistorische Kategorisierung. Sedlaceks Œuvre bereichert das Kaleidoskop der Kunst jener Zeit um eine faszinierende eigenständige Facette.
1891 in Breslau geboren, kam Franz Sedlacek im Alter von 6 Jahren mit seiner Familie nach Linz. Er wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf, besuchte in Linz die Mittelschule und übersiedelte dann nach Wien, um an der Technischen Hochschule Chemie zu studieren. 1921 erhielt er eine Stelle als Kustos für Chemische Industrie am Technischen Museum in Wien. Neben seiner bürgerlichen Existenz galt seine Passion stets der Kunst. Als Autodidakt bildete sich Sedlacek zunächst auf dem Gebiet der Graphik und Karikatur weiter, Anfang der 1920er Jahre wandte er sich dem Medium Malerei zu. 1927 wurde er Mitglied der Wiener Secession und präsentierte seine Werke fortan mit großem Erfolg im In- und Ausland.

Sedlaceks Bilder entstanden langsam, selten arbeitete er an mehreren Tafeln gleichzeitig. Seine Bildgegenstände nahmen mit bemerkenswerter Genauigkeit im Detail Form an. Akribisch war er auch bestrebt, seine Maltechnik zu perfektionieren, übte doch das Malmaterial selbst auf den Chemiker Sedlacek eine besondere Faszination aus. An der Lasurtechnik der Alten Meister orientiert, überzog er seine Bilder mit stark glänzenden Firnissen, die den mystischen Charakter seiner Licht-Schatten-Effekte steigern.
Exemplarisch zeigt das hier präsentierte, 1929 entstandene "Stadtbild" eine für Sedlaceks Werk charakteristische bühnenhafte Lichtregie. Mit irrealer Schärfe eines scheinwerferartigen Lichts wird im Dunkel der Nacht ein städtischer Platz erhellt, auf dem sich eine dramatische Szene mit erregten, wild gestikulierenden Menschen ereignet. Sie reihen sich um einen zentralen Reiter auf einem weißen Schimmel, dessen Bericht die allgemeine Aufregung auszulösen scheint. Auch wenn die Ursache des Aufruhrs für den Betrachter spekulativ bleibt, suggeriert der starke Hell-Dunkel-Kontrast des Bildes ein in seiner Dramatik aufs Äußerste zugespitzes Geschehen. Gesteigert wird dieser Stimmungsgehalt noch durch die hartkantige, den beleuchteten Platz streng begrenzende Stadtarchitektur, die den Gedanken an eine scheinbar ausweglose Situation evoziert. (CMG)