Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

24. Juni 2014, 18:00 Uhr

0516

Josef Anton Koch

(Obergibeln 1768 - 1839 Rom)

„Landschaft mit Philemon und Baucis vor Zeus und Hermes“
1814
Aquarell und Weißhöhungen auf Papier
42,5 × 60,5 cm
Signiert, datiert und bezeichnet rechts unten: Wien 1814/ Koch cop PP. Rubens.
Rückseitig Sammlerstempel

Provenienz

Privatbesitz, Neuburg an der Donau/ Bayern; Auktion Sotheby's London, 19. Juni 1991, Nr. 49; österreichischer Privatbesitz

Literatur

Otto R. von Lutterotti, Joseph Anton Koch 1768-1839. Leben und Werk. Mit einem vollständigen Werkverzeichnis, Wien 1985, S. 354, Z 1076

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Joseph Anton Koch wurde am 27. Juli 1768 in Obergiebeln bei Elbigenalp im Lechtal geboren und zählt zu den bedeutendsten österreichischen Landschaftsmalern um 1800. Früh gefördert entwickelte der Maler bei einem längeren Aufenthalt in Italien ab dem Jahre 1794 die Grundlagen seines charakteristischen Stils. In steter Auseinandersetzung mit der Natur gab er seine zumeist aus dem Gedächtnis bewahrten Landschaften in einer erstaunlichen Frische und Unbefangenheit wieder, was noch Generationen nach ihm beeinflusste.

Bei dem vorliegenden Aquarell handelt es sich um eine Studie nach Peter Paul Rubens‘ Gemälde „Gewitterlandschaft mit Jupiter, Merkur, Philemon und Baucis“ im Kunsthistorischen Museum, Wien, welches Koch vermutlich bei seinem dreijährigen Aufenthalt in der Kaiserstadt gesehen hatte. Denn in seinen Briefen an Langer und Uexküll im Spätsommer 1812 berichtete der Maler von seinem Besuch in der Kaiserlichen und der Liechtenstein’schen Galerie und schilderte begeistert, dass er hier "zum ersten Mal den Rubens in seiner Pracht kennen" lernen konnte (Lutterotti 1985, S. 354). Im vorliegenden Aquarell übernimmt Koch denn auch genau die Komposition des Gemäldes mit der Konzentration auf das gewaltige wie erhabene Unwetter und der in Aufruhr gebrachten Natur. Anders als Rubens jedoch wählt Koch lichtere Farben von silbernem Blau bis Grün, was wiederum mehr an die englische Aquarelltechnik und an das klassizistische Ideal der Schönheit erinnert. Ein graphisches, präzises Element durchzieht die malerische Fülle und verleiht der dramatischen Szene einen leichten, fast heiteren Eindruck, was der weiteren Geschichte dieser berühmten Erzählung aus Ovids Metamorphosen auch entspricht.

Denn Philemon und Baucis, das alte arme Ehepaar, das als einziges im reichen Tal in der Landschaft Phrygiens den Göttern Zeus und Hermes Herberge gewährt hatte, wurde von den zürnenden Göttern nicht nur vom Untergang in den Fluten bewahrt, sondern konnte danach in seiner in einen Tempel verwandelten Hütte ein weiteres sorgloses Leben führen.