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Auktion: Antiquitäten

25. Juni 2014, 16:00 Uhr

0802

Goldener Fingerring

16./17. Jahrhundert
Gold, z. T. polychrom emailliert, Smaragd; hoher Ringkopf mit pyramidal geschliffenem Stein, die Schultern durchbrochen mit Rollwerk gearbeitet; spätere französische Importpunze; ergänzte Ringschiene
Dm. 2 cm; 4 g

Provenienz

Wiener Privatsammlung

Literatur

vgl. Gerald Taylor, Finger Rings from ancient egypt to the present day, The Ashomlean Museum Oxford, Oxford 1978, Nr. 678, Abb. S. 73

Schätzpreis: € 5.000 - 10.000
Auktion ist beendet.

Eine Ringsammlung aus Wiener Privatbesitz

Die im Folgenden angebotenen Fingerringe (Kat.-Nr. 802-826) stammen alle aus einer Sammlung, die im Laufe der letzten Jahrzehnte von einem privaten Sammler zusammengetragen wurde. Die etwas über hundert Ringe umfassende Kollektion enthält u. a. kostbare Gold- und Emailringe der Renaissancezeit, einfache, jedoch aufgrund ihres Alters interessante Handwerker- und Kaufmannsringe und reich mit Edelsteinen besetzte Damenringe des 18. und 19. Jahrhunderts.
Der Fingerring galt seit der Antike als Zeichen von Reichtum und gesellschaftlichem Rang. Er vermochte aufgrund des verwendeten Materials und der Formgestaltung viel über Wohlstand, hierarchische Zuordnung oder Profession seines Trägers oder seiner Trägerin auszusagen. Ihm lag oftmals auch ein abergläubischer Gedanke zugrunde, der sich besonders in der Verwendung bestimmter, Abwehr versprechender Steine, widerspiegelt.
Ringe waren durch die Jahrhunderte hindurch den zeitgleichen Modeerscheinungen unterworfen. Zum ältesten, bis in die Gegenwart bestehenden Ringtypus, der wohl am wenigsten Veränderung widerfahren hat, zählt der Siegelring. Er ist nicht nur Zeichen des Standes, sondern hatte auch einen praktischen Verwendungszweck. Bis ins 16. Jahrhundert wurde er ausschließlich aus Metall (Silber, Bronze, Gold) gefertigt, erst später wurden die Siegel – insbesondere bei Klerikern und Adeligen - in Schmucksteine graviert. Die Siegelringe unserer Sammlung (Kat.-Nr. 808, 809 und 813) wurden von Handwerkern und Kaufleuten getragen, die ihre persönlichen Zeichen und Initialen an den Ringköpfen zeigen.
Zu einer weiteren, bis heute symbolträchtigen Ringform zählt der Verlobungs- oder Treuering. Schon in der Gotik verzierten sogenannte „fede“-Hände (ital. Mani in fede – Hände im Glauben) die Ringe (Kat.-Nr. 814), die oftmals auch mit einem Treueschwur graviert waren. In der Renaissance wurden die Liebesringe gerne mit Diamanten als Zeichen der Beständigkeit kombiniert. Unser äußert fein gearbeiteter Verlobungsring mit einem Diamanten in Spitzform (Kat.-Nr. 803) ist sicherlich ein besonderes Sammlerstück dieser Epoche. Typisch für das 16. Jahrhundert ist die feine Ausarbeitung der Schultern, die plastisch mit Rollwerk und Voluten gestaltet wurden. Die Kopfstücke von Ringen aus dieser Zeit wurden oft mit Schildbögen verziert (Kat.-Nr. 815). Ein weiteres, sehr interessantes Beispiel eines Liebesrings ist unser Vexierring (Kat.-Nr. 806), der alle für einen Treuering wichtigen Merkmale trägt – fede-Hände, Blumen, Diamanten und rückseitig den Herakles- oder Liebesknoten als Symbol für die Unauflösbarkeit des Ehebundes.
Eine Sonderform unter den Ringen bildet der Giftring (Kat.-Nr. 810), der auch als Parfumring Verwendung fand. Angeblich gab es diese Ringform schon bei den Römern, selten jedoch hat sich ein Exemplar erhalten.
Ringe des 17. Jahrhunderts (Kat.-Nr. 804, 805, 816) wurden gerne mit farbigen, aus dem neuentdeckten Amerika nach Europa importierten und gerne auch miteinander kombinierten Schmucksteinen verziert. Der Untergrund aus Silberfolie sollte ihnen mehr Brillanz verleihen. Im Gegensatz dazu trat die Farbigkeit des Emails zugunsten einer Schwarz-Weiß-Emaillierung in den Hintergrund. Neu in dieser Zeit ist der Typus der so genannten karmoisierten Ringe (Kat.-Nr. 817, 822). Die kreisförmig um ein Zentrum gruppierten Steine stellen eine stilisierte Blume dar, die auch heute noch zu einer sehr beliebten Gestaltungsform auf Damenringen zählt. Im Rokoko wurden die Blumengebilde unregelmäßiger und gerne auch in Vasen gestellt (Kat.-Nr. 812, 826).
Wir freuen uns, diese große, am Auktionsmarkt noch unbekannte Sammlung an Fingerringen anbieten zu dürfen.

Weiterführende Literatur: Anna Beatriz Chadour/Rüdiger Joppien, Schmuck II. Fingerringe, Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln, Köln 1985; Anne Ward/John Cherry u. a., Der Ring im Wandel der Zeit, Erlangen 1987; Hanns-Ulrich Haedeke, Schmuck aus drei Jahrtausenden. Sammlung Hanns-Ulrich Haedeke, Köln 2000