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Auktion: Antiquitäten

25. Juni 2014, 16:00 Uhr

0655

„Deckelpokal "Triumphzug Kaiser Maximilians I."“
Wien, um 1880 Ausführung: Meyr´s Neffe, Adolfhütte bei Winterberg
grünes Glas, Emailmalerei; vasenförmiger Gefäßkörper mit Deckel, hohlgeblasener Schaft und Deckelknauf, Abrissnarbe im Trichterfuß; frontseitig die Darstellung der Eroberung Niederösterreichs aus dem Triumphzug Kaiser Maximilians I. nach dem Holzschnitt von Hans Springinklee; Schaft, Wandung und Deckel mit Dekor aus Renaissanceornamenten in Emailmalerei; am Stand aufgemaltes Firmensignet in Weiß
H. 68 cm

Provenienz

1990 in der Glasgalerie Michael Kovacek Wien erworben; seither in Wiener Privatbesitz

Literatur

Glasgalerie Michael Kovacek, Glas aus 5 Jahrhunderten, Wien 1990, Kat.-Nr. 237, S. 274-275 (Abb.)
siehe auch: Horst Apphun, Der Triumphzug Kaiser Maximilians I., Dortmund 1979, Nachwort; Robert Schmidt, 100 Jahre österreichische Glaskunst. Lobmeyr 1823-1923, Wien 1925, S. 104

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Auktion ist beendet.

Dem aus 147 Einzelblättern bestehenden monumentalen Holzschnittwerk liegt eine Idee Kaiser Maximilians I. (1459-1519) zugrunde, der sie 1512 seinem Sekretär Marx Treitzsauerwein diktierte. An der Ausführung der Zeichnungen beteiligt waren Albrecht Altdorfer, Hans Burgkmair, Albrecht Dürer, sowie dessen Schüler und Mitarbeiter Hans Springinklee, der 22 Blätter geschaffen hat, darunter die auf unserem Pokal dargestellte Eroberung Niederösterreichs.
Das auf einem von Landsknechten begleiteten Triumphwagen errichtete Denkmal ist die symbolische Verherrlichung des Sieges Kaiser Maximilians im Jahr 1490 über die Ungarn. Seit Juni 1485 residierte der ungarische König Matthias Corvinus in Wien. Alle Versuche, ihn aus Österreich zu vertreiben, scheiterten. 1489 erklärte sich Corvinus bereit, gegen eine Zahlung von 700.000 Gulden das Land zu verlassen, aber Maximilian standen nur 100.000 zur Verfügung. Da starb Corvinus unverhofft im April 1490, und im August desselben Jahres brach Maximilian mit einem Heer in Graz auf, zog über den Semmering und nahm am 17. August Wiener Neustadt ein.

Der Anlaß für die Entstehung unseres Pokals dürfte allerdings nicht die Erinnerung an das historische Ereignis gewesen sein, sondern der Wiener "Huldigungs-Festzug" am 27. April 1879. Dessen historisches Vorbild war nämlich der Triumphzug Kaiser Maximilians.

Die Firma J. & L. Lobmeyr hat den Pokal vermutlich für einen prominenten Wiener Auftraggeber bei Meyr's Neffe, ihrem langjährigen Hauptlieferanten, anfertigen lassen. Für die Bemalung zuständig war die Werkstatt Johann Schürers in Winterberg, wo viele Aufträge Ludwig Lobmeyrs ausgeführt wurden. Zu Schürers Mitarbeitern gehörten Rudolf Nowak, Adolf Gerlach und sein Schwiegersohn und Nachfolger Heinrich Bergmann. (Glasgalerie Michael Kovacek, Glas aus 5 Jahrhunderten, Wien 1990, S. 274)