Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

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Objekt

0001

Johann Kniep*

(Wien 1779 - 1809 Wien)

„Dogenpalast mit Piazzetta, Venedig“
Aquarell und Tusche auf Papier
32,5 × 46 cm
Rückseitig rechts unten nummeriert und bezeichnet:
No 9 Rathhaus gegen den Grosen Kanal zu Venezia

Provenienz

Erben nach Erzherzog Johann; seit den 1970er Jahren Eigentum Prof. Dr. Walter Koschatzky, Wien; Galerie Kovacek, Wien; Privatbesitz, Deutschland

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Von Triest kommend erreichte die Gruppe von Erzherzog Johann wahrscheinlich Anfang Mai Venedig über den Seeweg. Kniep kann auch nur von einem Schiff aus die vorliegende Ansicht auf den Dogenpalast mit der Piazzetta am Molo gezeichnet haben - eine eindrucksvolle Dokumentation ihrer Ankunft in der Stadt. Die Dämmerung scheint schon angebrochen zu sein, die für den Maler typische Rosafärbung des Himmels ist noch um einen Ton tiefer gehalten und spiegelt sich im schwarz werdenden Wasser wider. Die Neigung des Malers, Bilder mit einem zarten Schleier zu überziehen, korrespondiert hier mit dem für die Lagunenstadt typischen Dunst des Wassers und verleiht der klaren Sprache der Architektur eine malerische Eleganz. Mit feiner spitzer Feder werden die einzelnen Details der reichen Dekoration des Palastes mit seinen Arkadensäulen und der farbig inkrustierten Marmorfassade erfasst, heben sich die Säulen des Heiligen Markus an der Piazzetta sowie die doppelstöckige Arkadenreihe der Bibliothek von Jacopo Sansovino dahinter in deutlichem Umriss hervor.
Der Standpunkt ist gut gewählt, zieht doch beginnend mit der nüchternen Architektur des Staatsgefängnisses eine scharfe Diagonale entlang der Molengebäude den Blick weit zurück bis zur Mündung des Canale Grande, wo auf der gegenüberliegenden Seite die Silhouette der Kuppel von Santa Maria della Salute den nötigen horizontalen Ausgleich schafft. Es entbehrt auch nicht eines politischen Symbols, wenn der Maler direkt im Fluchtpunkt der beiden Linien und vor dem Regierungssitz der Dogen einen mächtigen Zweimaster mit heruntergelassenen Segeln platziert, von dessen Masten deutlich drei österreichische Fahnen im Wind wehen. Ein Jahr später wird dieser Machtanspruch bereits von Napoleon erhoben werden, dem unter anderem die im Bild noch als geschlossen gezeigte Fassade am Molo mit dem mächtigen trecentesken Getreidespeicher zum Opfer fallen wird. Stattdessen ließ er den bis heute existierenden Park, den Giardino Reale, errichten, um freien Blick für seinen Palazzo Imperiale in den ehemaligen Neuen Prokuratien zu gewinnen. (MHH)