Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

0089

Josef Floch*

(Wien 1894 - 1977 New York)

„Ruhender Akt II“
1965
Öl auf Leinwand
92 × 72,5 cm
Signiert rechts unten: Floch
Rückseitig am Keilrahmen Nachlass-Stempel

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Karl Pallauf, Josef Floch. Leben und Werk 1894-1977, Wien 2000, WV-Nr. 830, Abb. S. 429

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 52.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die Malerei Josef Flochs entwickelte sich im Spannungsfeld von Form und Farbe und gewinnt aus diesem Wechselspiel seine unverwechselbare Charakteristik. Die Schulung im Umfeld des österreichischen Expressionismus prägte ein tiefes Verständnis für die Aussagekraft der Farbe, ließ Floch aber nie ganz von der Faszination der Form abbringen. Er setzte sich daher früh und als einer der wenigen mit der internationalen Moderne, vor allem der italienischen Pittura Metafisica und dem neuen Klassizismus französischer Prägung auseinander. Farbe war Ausdruck, Form aber der geistige Gehalt, der sich zunehmend in der Aura des Raumes, der Architektur vollzog.

Nach seiner Emigration in die USA 1941 ist es vor allem die Architektur New Yorks, die zu einem neuen Blick auf Räume und ihr Verhältnis zur Figur führte, wobei seine Entwicklung in auffallender Parallele zum Werk des amerikanischen Malers Edward Hopper verlief. Beide arbeiteten konsequent an neuen Ausdrucksmitteln für die figurative, gegenständliche Form als Gegenpol zum Mainstream der Abstraktion. In den 1960er Jahren beschäftigte sich Floch konzentriert mit dem Thema des weiblichen Aktes und im Weiteren mit dem Gegensatz zwischen der weich und kurvig modellierten Form und einer strengen, geometrischen Raumstruktur. Ähnliche Motive werden in leicht veränderter Ausführung wiederholt, wie auch der „Ruhende Akt“ aus dem Jahr 1965 in zwei Versionen bekannt ist.

Wie alle seine Bilder ist dieser Akt ein Stillleben, gemalt in der Tradition einer lautlosen Malerei, in der die träumerische, immaterielle Seite unserer Existenz zum Thema wird. Alles Individuelle oder Charakteristische wird aus der Form abstrahiert und auf diesen wesentlichen Kontrast hin reduziert, der seine Parallele in der Ruhe der satten, tieftonigen Farben zum einen und der flackernden Unruhe des Farbauftrages zum anderen findet. Bewusst verwischt der Maler die klaren Linien, setzt nichts absolut sondern lässt die Formen ihre Aura entfalten, die den Betrachter in den feinen Sog von Gedanken und Träumen hineinzieht. (MHH)