Auktionshaus

30. Juni: Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst

07.06.2022 / Highlights aus der großen Sommerauktion

Lot 2031
Alfons Walde*
Nach der Vesper, um 1922
Öl auf Karton
70 x 75,5 cm
Schätzpreis: 250 000 - 500 000 €

Klassische Moderne: 15 Uhr

Alfons Walde

Das Auktionshaus imKinsky freut sich besonders, diesmal einen Walde-Schwerpunkt mit einem Dutzend Werken des Künstlers bieten zu können, darunter Ölbilder, Gouachen und Zeichnungen. Diese sind zu einem Großteil marktfrisch und befanden sich über viele Jahre in österreichischen Privatsammlungen.

Die beiden Kitzbüheler Bäuerinnen, die einander nach der Vesper treffen, stehen in einem Lichtkegel. So kontrastieren die kräftigen Farben ihrer Kleidung mit dem Schnee, der da und dort aufleuchtet. Es sind diese Verbindungen von Hell und Dunkel und die Verwendung flächiger Elemente, die den Malstil Waldes in den 1920er Jahren kennzeichnen. Begegnungen wie diese spielen in dem Werk des Künstlers immer wieder eine Rolle, wie dies auch bei der „Kirchenstiege“ der Fall ist, für die im Juli 2021 ein grandioses Meistbot von 490.000 Euro im Kinsky erzielt wurde. Das nun zur Auktion kommende Bild hat dasselbe Format und stammt aus demselben Jahr.

Lot 2033
Alfons Walde
Eislauf, 1920/23
Öl auf Leinwand
54,5 x 60 cm
Schätzpreis: 180 000 - 360 000 €

Ein rares Sujet in Waldes Oeuvre ist das Eislaufen, eine Variante des Bildes aus derselben Zeit hängt im Walde-Museum in seiner Heimatstadt Kitzbühel. Typisch für die Meisterschaft des Künstlers sind einmal mehr das Spiel von Licht und Schatten bei den Bergen im Hintergrund, die lebendigen Figuren im Vordergrund und die leicht skizzenhafte Malweise.

Lot 2004
Alfons Walde
Kameraden der Berge, um 1932
Öltempera auf Papier auf Karton
17,7 x 13,1 cm
Schätzpreis: 35 000 - 70 000 €

Walde und Luis Trenker

Walde und Luis Trenker verband eine lange Freundschaft; sie waren schon Schulkameraden in Innsbruck gewesen. So griff der Bergsteiger auf seinen Malerfreund zurück, als er einen Illustrator für seine Bücher suchte. Dabei eint die beiden die Vorliebe zur Stilisierung. In dem vorliegenden Werk erkennt man gleich Luis Trenker, der mit entschlossenem Blick und dem für ihn typischen Hut und roten Halstuch abgebildet ist. Die Umschlagentwürfe des Malerfreundes sind heute gefragter denn je; vielleicht, weil man den Humor hinter der Darstellung erkennen kann.

Lot 2024
Marc Chagall*
Fleurs et Femme en rêve, wohl 1970er Jahre
Gouache, Farbkreide und Bleistift auf Papier auf Leinwand
44,6 x 42 cm
Schätzpreis: 100 000 - 200 000 €

Marc Chagall

Ein internationales Highlight ist Chagalls bezauberndes Bild „Fleurs et Femme en rêve“: Frau und Blumen träumen. In dieser Komposition sind sie gleichwertig, sie vereinen sich am Papier zu einem Traum an Farben und Formen. Es ist ein typisches Motiv für Chagall, der für seine fantasievollen Traumbilder berühmt ist, in die er immer wieder Symbole einbaut. Hier ist es etwa der kleine weiße Vogel als Zeichen der Liebe zu der Frauenfigur. Diese mag Chagalls große Liebe und früh verstorbene Ehefrau Bella sein, oder die Gefährtin seiner späteren Jahre, Vava. Das duftige, übergroße Blumenbouquet jedenfalls wächst über die Frau und den Rand des Papiers hinaus; bis hinein in unsere Welt.

Lot 2003
Gustav Klimt 
Aufgestützt Liegende mit hochgerafftem Kleid, 1908/09
Blauer Farbstift auf Papier
36,8 x 55,7 cm
Schätzpreis: 100 000 - 200 000 €

Gustav Klimt

Diese Studie entstand wohl in der Phase des geometrisch orientierten, sogenannten „goldenen Stils“ von Gustav Klimt. Dies ist etwa an dem rechten Winkel zu sehen, den Unterarm und Hand bilden, an dem dreieckigen Kopf oder dem rechtwinkligen Ausschnitt des Kleides. Auch erinnert die Zeichnung an jene, die Klimt im Zuge der Arbeit an dem Gemälde „Wasserschlangen II“ geschaffen hat.

Lot 2014
Alfred Kubin* 
Indianer, um 1909
Tuschfeder auf Katasterpapier
29,6 x 39 cm
Schätzpreis: 15 000 - 30 000 €

Alfred Kubin

Zeitgleich zur großen Kubin-Ausstellung im Leopold Museum, die das Auktionshaus als Kooperationspartner unterstützt, liegt ein weiterer Fokus des aktuellen Angebots im Kinsky auf Arbeiten Alfred Kubins. Insgesamt sieben Werke bietet das im Kinsky an.

Dieses Blatt mit seinem ausdrucksvollen Stil ist typisch für das Schaffen Kubins in den 1910er Jahren. Die bedrohliche Stimmung wird durch das Aufbäumen eines Pferdes, den verlängerten Körpern beider Tiere und die im Kontrast dazu winzigen, aufgeregten Figuren am linken unteren Bildrand betont. Werke wie dieses illustrieren die tiefen Ängste des Künstlers und seine phantastischen Visionen.

Lot 2213
Willem de Kooning*
o.T., 1975
Öl auf Papier, auf Leinen montiert; gerahmt
28 x 33 cm
Schätzpreis: 80 000 - 160 000 €

Zeitgenössische Kunst: 17 Uhr

Willem de Kooning

Willem de Kooning, bedeutender Vertreter des abstrakten Expressionismus, lädt den Betrachter ein, die Farben, Strukturen und Gesten seiner Bilder zu entdecken. Fast rauschhaft scheint der Künstler zu arbeiten; die Kraft hinter seiner Malerei ist deutlich zu spüren. Das Auktionshaus im Kinsky kann ebenfalls ein Bild seiner Frau Elaine de Kooning anbieten, das 1974 entstanden ist. Durch die zwei Bilder, die das stürmische Ehepaar in einer Auktion vereinen, ist deren gegenseitige Beeinflussung und gemeinsame Inspiration gut ersichtlich.

Lot 2212
Hans Hartung*
T1980-E4 (T1980-E5), 1980
Acryl auf Spanplatte; gerahmt
102 x 130 cm
Schätzpreis: 120 000 - 240 000 €

Hans Hartung

Hartung gilt als Mitbegründer der Stilrichtung des Informel der 1940er und 1950er Jahre in Paris. Das Gestische und die Textur waren die Kennzeichen dieses Stils; dies ist auf dem vorliegenden Bild gut ersichtlich. Die Bewegung ist schnell und sicher, die an sich glatte Oberfläche der Spanplatte wird immer wieder durch Kratzer aufgebrochen. Diese rhythmischen Werke bezeichnete der Künstler Französisch als „tableaux“; daher stammt auch das „T“ im Titel der Arbeiten.

Lot 2208
Günter Brus* 
Informel, 1960
Tusche auf Papier; gerahmt
44,6 x 63 cm (Blattmaß)
Schätzpreis: 35 000 - 70 000 €

Günter Brus

Ein weiteres, besonderes Werk der Auktion aus der Zeit des Informel stammt von Günter Brus, der sich hier als 22-Jähriger damit befasst. Der Betrachter nimmt sofort die starke Energie dieser Malerei war, die dem Künstler durch die Betonung der raschen Gestik eine neue Perspektive eröffnete.

Lot 2209
Günter Brus*
Tod und Verklärung, 1980
Mischtechnik auf Packpapier; gerahmt
67 x 53,5 cm
Schätzpreis: 20 000 - 40 000 €

Ein späteres Werk ist das hier vorliegende; Musik war inzwischen zu einer treibenden Kraft in Brus‘ Werk geworden. So entwickelte er aus Richard Strauss‘ Tondichtung „Tod und Verklärung“ eine seiner typischen Bild-Dichtungen; der symbolistische Stil der Umrahmung trägt wohl dem Entstehungszeitpunkt des Musikstückes, 1889, Rechnung. Darin geht es um den Tod eines Künstlers. Strauss‘ Freund Alexander Ritter schrieb nachträglich die Lyrik dazu: Ein im Sterben liegender Mann erinnert sich an seine Kindheit und Jugend, an sein Werden und Wirken. Schließlich erreicht er die erhoffte Verklärung – dies ist der Moment, den Brus bildhaft einfängt.

Lot 2206
Maria Lassnig* und Arnulf Rainer*
o.T. (Gemeinschaftsarbeit Lassnig/Rainer), 1949/50
Mischtechnik auf Karton; gerahmt
51 x 76 cm
Schätzpreis: 50 000 - 100 000 €

Maria Lassnig und Arnulf Rainer

Diese Gemeinschaftsarbeit datiert aus einer Zeit, in der Lassnig und Rainer auch privat ein Paar waren. Beider Frühwerk ist durch den Surrealismus geprägt, in dieser Arbeit kommen sie auch stilistisch nahe zusammen. Sie wurde mehrfach ausgestellt, zuletzt bei der großen „Lassnig.Rainer“ Ausstellung im Linzer Lentos Museum. Lassnig signierte die Arbeit, Rainer mag dazu die Bleistift- und Kreideausfüllungen beigetragen haben. 

Lot 2203
Hermann Nitsch*
Relikt (109. Aktion), 2001/2015
Acryl, Blut auf Stoff; ungerahmt
158 x 230 cm
Schätzpreis: 70 000 - 140 000 €

Hermann Nitsch

Einen Schwerpunkt der Auktion bildet das Werk des kürzlich verstorbenen Hermann Nitsch, es werden dabei unter anderem drei Malhemden sowie dieses Relikt einer Aktion aus 2001 angeboten. Vorliegende Arbeit entstand im Rahmen der 109. Aktion im Posttlingbergschlössl in Linz. Nitsch betrachtete seine Arbeit stets als Gesamtkunstwerk – alle Sinne sollten berührt und erfasst werden. So vereinen sich in seinen Aktionen Schauspiel, Musik und Malerei zu einem einzigartigen, organischen Ganzen, dem sogenannten Orgien Mysterien Theater. Ein Dokument davon ist eben dieses Relikt, durch das man auch heute noch die Kraft fühlen kann, die Nitschs Werk innewohnt.

Lot 2228
Xenia Hausner* 
Winterreise, 1996
Acryl auf Hartfaser; gerahmt
150 x 126 cm
Schätzpreis: 50 000 - 80 000 €

Xenia Hausner

Ein Jahr nach dem Tod ihres Vaters, des Künstlers Rudolf Hausner, setzt sich Xenia Hausner hier mit dem Motiv des Abschieds, des „Lebenswinters“ der Menschen, auseinander. In ihrer gewohnt erzählerischen Malweise überlasst sie dem Paar im Bild ganz die Bühne, ihre Bewegung läuft vor einem dunklen Hintergrund ab, das Licht ist ganz auf sie gerichtet. Dieser bildhafte Zugang mag auch Hausners früheren Arbeit als Bühnenbildnerin geschuldet sein. Das Bild steht repräsentativ für Hausners Blick und ihren Umgang mit ihren Protagonisten, es wurde letztes Jahr im Rahmen der großen Personale der Künstlerin in der Albertina gezeigt.

Lot 2229
Xenia Hausner* 
Rose (Rosemarie Fendel), 1994
Acryl auf Hartfaser; gerahmt
200 x 150 cm
Schätzpreis: 35 000 - 70 000 €

Rosemarie Fendel

Auch diese Arbeit deutet auf Hausner‘ einstige Tätigkeit als Bühnenbildnerin hin, und zwar durch ihr Sujet: Die Schauspielerin Rosemarie Fendel war eine Freundin der Künstlerin, die sie über ihre Arbeit kenngelernt hatte. Fendel (1927-2013), eine bekannte deutsche Theater- und Fernsehschauspielerin, ist besonders auch als Synchronstimme von Elizabeth Taylor, Gina Lollobrigida oder Jeanne Moreau noch heute vielen im Gedächtnis. Ihren letzten Fernsehauftritt bestritt sie in der ZDF-Produktion „Das Adlon – eine Familiensaga“. Immer wieder spielte sie auch gemeinsam mit ihrer Tochter Susanne von Borsody, einer ebenfalls bekannten Schauspielerin. Die Freundschaft zwischen Fendel und Hausner wiederum wird durch den großen Schäferhund verdeutlicht, der die Hälfte des Bildes einnimmt. Dieser steht wohl für die Treue und Loyalität dieser Beziehung.

Lot 2247
Martin Kippenberger*
Opel-Manta-Armaturenbrett, 1991
Holzschnitzarbeit mit Farbbeize
133 x 32 x 28 cm
Schätzpreis: 25 000 - 50 000 €

Martin Kippenberger

Aus der Privatsammlung Bleich Rossi kommen einige Werke von Martin Kippenberger zur Auktion. Das Ehepaar Bleich-Rossi führte an den 1980er Jahren eine Galerie in Graz, wo sie auch Kippenberger ausstellte, mit dem eine jahrelange Freundschaft entstand.

Angeboten werden unter anderem drei hölzerne Nachbildungen des Armaturenbrettes eines verunfallten Opel Mantas, auf denen der Kopfabdruck des Fahrers noch zu sehen ist. Dieses Werk zeigt einerseits Kippenbergers Humor, der damit auf die gängigen Opel-Manta-Witze anspielt, aber auch seine Beschäftigung mit alltäglichen Schicksalen. Hier führt er dem Betrachter auf subtile Weise vor, dass es nur einen Moment braucht, um aus einem Witz ein Drama werden zu lassen. (Alexandra Markl)