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SIOLENCE: Ein Triumph gegen Gewalt.

18.02.2025 / Von der Vision zur Realität. Ein Rückblick

Elfie Semotan
o.T., Jennersdorf, 2023
Archival pigment print on Hahnemühle Photo
Courtesy Studio Semotan © Elfie Semotan

Am 1. Jänner 2023 trat ich meine Funktion als Unionspräsidentin an. Die Vorbereitungsarbeit zum Unionsprojekt begann aber schon mehr als ein Jahr vorher. Zuerst habe ich mir überlegt, auf welches Thema ich während meiner Präsidentschaft den Fokus richten möchte. Angesichts der Situation, mit der wir uns 2021 konfrontiert sahen, mit Pandemie, Ausgangsbeschränkungen, Arbeitslosigkeit, Krieg in Europa, Wirtschaftskrise usw., Herausforderungen, die wir in dieser Form und Konstellation nicht kannten, und mit der damit einhergehenden zunehmenden oder auch sichtbarer werdenden Gewalt gegen Frauen, wurde mir unmittelbar bewusst, hier sind wir Soroptimistinnen gefragt.

Warum das Thema Gewalt gegen Frauen?

Mir war klar, dass Gewalt gegen Frauen ein schwieriges Thema ist, mit dem sich nur wenige gerne auseinandersetzen. Doch diese gravierende Problematik verschwindet nicht von allein. Als überzeugte Soroptimistin und somit Anwältin der Frauen habe ich mich daher entschlossen, gemäß unserem Motto 'Awareness – Advocacy – Action', diesem Thema meine Aufmerksamkeit zu widmen. Mein Ziel war es, betroffenen Frauen eine Stimme zu geben und das Schweigen, das das Thema Gewalt gegen Frauen umgibt, zu brechen. Wir verstehen uns als weltweite Stimme für Frauen und sehen es als unsere oberste Verpflichtung an, denjenigen Frauen Gehör zu verschaffen, die keine Stimme haben.

Vision

Meine Vision war es, eine Kampagne zu gestalten, die das Bewusstsein für dieses Problem in der Bevölkerung stärkt. Gleichzeitig sollte dadurch auch unser Bekanntheitsgrad gesteigert werden. Für mich war es offensichtlich, dass wir junge Frauen nur durch Inhalte und sinnvolle Projektarbeit für unser Netzwerk begeistern können. Jede Präsidentin bringt ihre eigene Expertise, ihr Know-how und ihre Kontakte ein, wodurch sie ihre persönliche Handschrift hinterlässt. Als Kulturmanagerin bin ich mir der Macht der Kunst bewusst, die Herzen der Menschen zu berühren. Daher war es für mich nur konsequent, dieses Bewusstsein durch künstlerische Mittel zu fördern.

Das Projektteam

Es war ein großer Glücksfall, dass die Kreativagentur BBDO, die ich über mein berufliches Netzwerk kontaktiert habe, sich bereit erklärte, diese Kampagne professionell für uns zu entwickeln. Mein nächster Schritt bestand darin, eine soroptimistische Task Force zu etablieren, die sich aus meiner Procedural Consultant Barbara Klauß, der Past-Präsidentin Eliette Thurn, der Programmdirektorin Silke Grangl und unserer vielseitigen Kommunikationsspezialistin Katharina Haller zusammensetzt. Gemeinsam haben wir mehrere Meetings in der Agentur BBDO abgehalten und die Kampagne geplant und durchgedacht.

Siolence

Die Kreativdirektorinnen Rita Maria Spielvogel und Elke Bocksrucker haben den Begriff SIOLENCE kreiert und die Kampagne entworfen, deren Herzstück eine durch Österreich wandernde Fotoausstellung ist, die Gewaltopfer porträtiert. Therese Anzböck und Vivien Künzle übernahmen den administrativen Teil, Grafik und Website und standen uns stets unterstützend zur Seite. Die Zusammenarbeit mit der BBDO war insgesamt äußerst positiv und zielgerichtet.

Unsere Wunschkandidatin als Künstlerin war die international renommierte Fotografin Elfie Semotan, mit der ich schon mehrmals zusammengearbeitet habe. Vielleicht erinnert sich die eine oder andere von euch noch an ihre Ausstellung, die ich im Rahmen des DFT 2018 in Loipersdorf arrangiert habe.
Was für eine Freude, als sich Elfie sofort bereit erklärt hat, unser Vorhaben zu unterstützen.

Sogleich habe ich begonnen, Museen, Galerien und Ausstellungslocations in ganz Österreich zu kontaktieren, um Ausstellungstermine zu vereinbaren.

Bei der Generalversammlung 2023 in Fürstenfeld habe ich dann das Projekt vorgestellt und Clubs dazu ermuntert, eine Ausstellungsstation zu betreuen. Außerdem habe ich an die Clubschwestern appelliert, mir dabei zu helfen, Frauen mit Gewalterfahrung zu finden, die bereit sind, an unserem Projekt teilzunehmen.

Durch die Begegnung mit vielen Frauen und das Hören ihrer Geschichten wurde mir erneut bewusst, wie bedeutend unser Vorhaben ist. Ich habe mich mit mehr als zwanzig Frauen getroffen, sieben von ihnen haben sich schließlich bereiterklärt, sich vor eine Kamera zu stellen und ihre Geschichte in ein Mikrofon zu erzählen. Im Juni 2023 habe ich zwei Fotoshootings in Elfies Studio und danach die Aufnahmen im Tonstudio Cosmix organisiert. Wie aufwühlend das alles für die Frauen war, mag man sich gar nicht vorstellen. Ein großes Dankesschön und höchster Respekt an dieser Stelle an die mutigen Protagonistinnen unseres Projekts!

Auftakt im MQ Wien und 14 Stationen

Am 23. November 2023 begann unsere Reise mit einer sehr gut besuchten Auftaktveranstaltung im Museumsquartier Wien. Da ich den Ausstellungsraum im Designforum ohnehin für ein Projekt meiner Galerie21 gemietet hatte, konnte ich ihn für SIOLENCE kostenlos zur Verfügung stellen.

2. Station war Gmünd im Waldviertel, wo Eva Meindl und ihre Clubschwestern vom Club Waldviertel Schrems ein strategisch perfekt gelegenes, ehemaliges Geschäft kurzerhand in eine Ausstellungslocation umgestaltet haben. Eine großartige Idee!

3. Station: Das Gebäude der Vorstudienlehrgänge der Universität Wien, mit großem Engagement umgesetzt von Petra Schmidinger und dem Club Wien Ringstraße. StudentInnen unterschiedlicher Nationalitäten haben eigene Texte zum Thema vorgelesen und die iranische Sängerin Samira Dilmaghani hat eigens für die Ausstellung den berührenden Song „Speak Up!“ komponiert und interpretiert, den wir dann auch im Tonstudio meines Bruders aufgenommen haben.

4. Station: Museum Angerlehner. Meine langjährige Freundschaft mit dem Museumsbesitzer Heinz Angerlehner und selbstverständlich auch der klingende Name Elfie Semotan machten es möglich, dass das Museum Angerlehner unsere Ausstellung in ihr Programm übernahm. Die Präsidentin Jeanette Lassota und die Sorores vom Club Wels haben alles vorbildlich organisiert. Eine sehr gut besuchte Eröffnung mit großer medialer Reichweite.

5. Station: Im Rahmen des 20-Jahr Jubiläums des Clubs Deutschlandsberg wurde die Ausstellung in der Stadtgalerie gezeigt. Perfekt organisiert von Präsidentin Maria Lierzer und ihrem Team.

6. Station: Am Vorabend der Generalversammlung 2024 in Klagenfurt wurde die Ausstellung in der Stadtgalerie der Künstlerstadt Gmünd in Kärnten im Beisein des Präventionsexperten Günther Ebenschweiger eröffnet. Professionell organisiert von Galerieleiterin und Soroptimistin Erika Schuster und dem Club Spittal/Millstättersee.

7. Station: FH Kufstein, Präsidentin Margot Huber und die Soroptimistinnen vom Club Kufstein haben die Ausstellung in den Räumlichkeiten der FH-Bibliothek so präsentiert, dass sie von vielen Studierenden gesehen werden konnte.

8. Station: Durch meine jahrelange Zusammenarbeit mit den Kulturbetrieben Burgenland, war es möglich, die Ausstellung während der Sommermonate kostenlos in der Friedensburg Schlaining zu zeigen, wo sie von fast 6.000 Personen besucht wurde, und sehr berührendes Feedback erhielt. Die Clubs Südburgenland Stegersbach und Oberpullendorf Pannonia haben die Eröffnung gestaltet.

9. Station: Wilma Steinbacher und Birgitt Kepplinger und der Club Linz1 ermöglichten es, die Ausstellung in dem Inklusionsprojekt „Café Viele Leute“ in Linz zu zeigen.

10. Station: Auf Initiative von Constanze Sperka-Gottlieb, Präsidentin Heidi Höllermeier und den Sorores des Clubs Salzburg Nova konnte die Ausstellung im stark frequentierten Landestheater Salzburg gezeigt werden, wo die Thematik perfekt ins Konzept passte und von Intendanz und Chef-Dramaturgin dankend angenommen wurde.

11. Station: Den Bemühungen und der Hartnäckigkeit der Amtsärztin und Präsidentin des Clubs St. Pölten Allegria Ingeborg Haslhofer-Jünnemann ist es zu verdanken, dass die Ausstellung in der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten auch erstmals Station in einer öffentlichen Behörde machen durfte.

Die 12. Station war wieder ein wichtiger Ort der Kunst. Im Kunsthaus Graz fand unter Beteiligung beider Grazer Clubs eine Veranstaltung mit Podiumsdiskussion zum Thema Gewalt gegen Frauen statt.

13. Gleich alle drei Clubs im Ländle, also Bregenz Rheintal, Dornbirn und Feldkirch Montfort, haben unter der Organisation von Präsidentin Jutta Dieing die Ausstellungseröffnung im Haus der Vorarlberger Landesregierung begleitet. Ein wichtiges Zeichen auch für die Politik.

14. und letzte Station ist kurz vor Weihnachten die Christkindlstadt Steyr. Organisiert von Präsidentin Roswitha Mayr und dem Club Steyr wird mit der Ausstellung im Museum Arbeitswelt darauf hingewiesen, dass Weihnachten nicht nur zuckersüß und Kerzenschein, sondern für viele Frauen auch eine besonders gefährliche Zeit im Jahr bedeutet.

Am 29. Dezember 2024 endet die Ausstellung in Steyr und somit auch die Reise der Bilder und damit SIOLENCE als Unionsprojekt.

Preisregen

Voller Stolz darf ich euch mitteilen, dass SIOLENCE mit folgenden Preisen ausgezeichnet wurde:

  • 2 x Gold beim wichtigsten Kreativpreis Österreichs, dem CCA Venus Award
  • Eine Top 5 Nominierung beim Green Marketing Award
  • Best Practice Award der europäischen Föderation von Soroptimist International
  • Silber beim internationalen Kreativpreis Effie Award (Effizienz der Kampagnen)
  • Bronze beim ADC*E, der Vereinigung europäischer Kreativclubs, mit Strahlkraft bis in die USA

​​​​​​​Wie geht es mit Siolence weiter?

Die vielen Auszeichnungen, die wir für SIOLENCE erhalten haben, haben die Sichtbarkeit von Soroptimist International Österreich enorm gesteigert, aber auch großes weltweites Interesse an SIOLENCE geweckt. Deshalb wird SIOLENCE weitergehen. In anderer Form und international.

Apropos international: Im März, wenn das CSW69, also die Frauenrechtskommission der UNO im UN Headquarter tagt und New York zum ‚Capitol of Feminism wird‘, sind Elfie Semotan und ich von Botschafter Alexander Marschik und dem österreichischen Kulturforum in New York eingeladen, SIOLENCE zu präsentieren. Ein ganz großes Dankeschön möchte ich bei dieser Gelegenheit auch Hermine Jacobs-Ferstl vom Club Wien Donau fürs Übersetzen der Texte und Podcasts aussprechen. Ein weiterer wichtiger Schritt zur Internationalität.

Als ich beim GM in Reykjavik den Best Practice Award entgegennehmen durfte, war die Aufmerksamkeit und das Interesse für unser Projekt bei den anwesenden Soroptimistinnen aus ganz Europa ebenfalls sehr hoch. Nun planen wir, unter der Dachmarke SIOLENCE international weiterzuarbeiten. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.

Daten und Fakten zum Unionsprojekt 2023-2024

Zum Abschluss möchte ich euch noch ein paar wirklich beeindruckende Daten und Fakten zum Unionsprojekt 2023-2024 mitgeben:

  • 14 Ausstellungsstationen in 13 Monaten,
  • 27 involvierte Clubs in allen 9 Bundesländern
  • mehr als 50.000 BesucherInnen
  • durchschnittlich 17,21 Minuten Verweildauer auf der Website
  • die Kampagne erreichte über 6 Millionen Menschen

Alle beteiligten Personen haben unentgeltlich für dieses Projekt gearbeitet, an die BBDO haben wir lediglich eine Aufwandsentschädigung, die einen Bruchteil der eigentlichen Kosten so einer Kampagne beträgt, geleistet und es musste auch kein einziger Cent Miete für die Ausstellungslocations bezahlt werden.

Großzügigerweise stellt uns Elfie Semotan die Bilder der Ausstellung nun zum Verkauf zur Verfügung, unter der Bedingung, dass der Erlös in Gewaltpräventions- und Gewaltschutzprojekte fließt.

Ich habe bereits Gespräche mit den Geschäftsführern der Kinsky Kunstauktionen geführt und wenn alles gut geht, werden im März/April die 13 Bilder der Ausstellung im Palais Kinsky zum letzten Mal gezeigt und dann im Rahmen der Contemporary Art Auction versteigert. Einladungen und Informationen dazu werden Anfang des Jahres verschickt. Ich bitte euch, Sponsoren und kaufkräftiges Publikum schon jetzt darauf hinzuweisen.

Herzlichen Dank

Herzlichen Dank an alle, die sich dafür eingesetzt haben, dass SIOLENCE so erfolgreich werden konnte. Bitte verzeiht mir, dass ich mich nicht bei jeder einzelnen Clubschwester, bei jeder einzelnen Person, die mit Überzeugung und Einsatz zum Gelingen dieses Projekts beigetragen hat, persönlich bedanken kann. Daher möchte ich auf diesem Wege allen Beteiligten meinen herzlichen Dank aussprechen. Ohne euch wäre der Erfolg dieses Projekts nicht möglich gewesen.

Petra
Petra Werkovits, Unionspräsidentin 2023-2024