Auktionshaus

28. Juni: Alte Meister und Gemälde des 19. Jahrhunderts

07.06.2022 / Highlights aus der großen Sommerauktion

Lot 46
Nicolaes Maes 
Junge mit Vogel und Hund an einem Brunnen, um 1675/80
Öl auf Leinwand
75 x 60 cm
Schätzpreis: 35 000 - 70 000 €

Alte Meister: 15 Uhr

Nicolaes Maes

Nicolaes Maes, einer der führenden Porträtmaler Ende des 17. Jahrhunderts in Amsterdam, war vor allem für seine Kinderbildnisse beliebt. Diese präsentierte er gerne im Gewand mythologischer Figuren wie auch in diesem Werk. Hier wird durch die Abbildung von Pfeil und Bogen klar auf Amor hingedeutet. Und noch eine Geschichte verbirgt sich hinter dem „Junge(n) mit Vogel und Hund an einem Brunnen“: Zu dessen Entstehungszeit war das Theaterstück „Granida“ sehr beliebt, in welchem ein Hirtenjunge der Prinzessin Granida Wasser in einer Muschel anbietet. Diese Requisiten sind auch in Maes‘ Gemälde zu sehen, wobei das fließende Wasser des Brunnens die Reinheit des Knaben symbolisiert.

Lot 72
Hans Rottenhammer und Jan Brueghel der Ältere
Das Urteil des Midas, um 1600
Öl auf Kupfer
26 x 34,5 cm
Schätzpreis: 50 000 - 100 000 €

Hans Rottenhammer und Jan Brueghel der Ältere

Dieses Kabinettstück vereint zwei Meister ihrer Zeit: Hans Rottenhammer d. Ä. und Jan Brueghel d. Ä. Während die Komposition mit den zahlreichen Figuren auf Rottenhammer zurückgeht, hat Brueghel die perspektivisch in die Tiefe gezogene Waldlichtung verantwortet. Das auf Kupfer ausgeführte Gemälde leuchtet in brillanter Farbigkeit und zeigt den Musikwettstreit zwischen Apoll und Pan, bei dem der Berggott Tmolos Apoll zum Sieger erklärt. König Midas jedoch widerspricht dem Urteil, worauf der Gott ihm Eselsohren wachsen lässt.

Lot 26
Jan Brueghel der Jüngere 
Blumenkorb und Vase, 1630er Jahre
Öl auf Holz
31,5 x 43,5 cm
Schätzpreis: 40 000 - 80 000 €

Jan Brueghel der Jüngere 

In Werken wie diesem erkennt man die eigenständige Malsprache, die Jan Brueghel der Jüngere bei seinen Blumenbildern entwickelt. Er stellt nicht die üblichen Blumengirlanden mit verschieden großen, unterschiedlichen Blumen dar, sondern arrangiert die Blüten als gleichwertige Objekte – fast schon als Porträts. Typisch für die Entstehungszeit des Gemäldes in den 1630er Jahren sind die pastos aufgetragenen Farben mit den Weißhöhungen an den Blütenblättern.

Lot 95
Lucas Cranach der Ältere
Madonna mit Kind und Johannesknaben, um 1512
Öl auf Holz, auf eine weitere Holztafel aufgezogen
76 × 59 cm
Schätzpreis: 250 000 - 500 000 €

Lucas Cranach der Ältere

Das seit mehreren Generationen in einer österreichischen Privatsammlung gehütete Gemälde ist ein eindrucksvolles Beispiel für Cranachs künstlerische Entwicklung. Es ist anhand der horizontalen Verleimung der Holztafel sehr genau, um 1512, zu datieren – eine Zeit, in der er als Hofmaler in Wittenberg schon hochetabliert war. Die „Madonna mit Kind und Johannesknaben“ ist jedoch ein Zeugnis dafür, dass sich Cranach auch noch in dieser gereiften Zeit intensiv mit unterschiedlichen stilistischen und geographischen Einflüssen auseinandersetzte. Als Meister der Mariendarstellungen verarbeitet er darin Elemente der italienischen Renaissance eines Pietro Peruginos und versteht es zugleich, seinem unverkennbaren Stil treu zu bleiben. 

Lot 253
Friedrich Gauermann
Eine ländliche Bauernschupfe mit hereineilendem Vieh, 1843
Öl auf Holz
52,5 x 74 cm
Schätzpreis: 100 000 - 200 000 €

Gemälde des 19. Jahrhunderts: 17 Uhr

Friedrich Gauermann

Friedrich Gauermann verstand es, das Interesse seiner Zeitgenossen zu treffen: Gebirgslandschaften, Tierkämpfe, Jagdszenen und Einblicke in das Leben der Menschen auf dem Land waren seine Themen. So auch hier, wo er dem Sturm und Regen draußen die heimelige Stimmung im Stall gegenüberstellt. Seine Dramaturgie mag barock sein, sein Blick auf die Natur ist jedoch zeitgemäß.

Von Gauermann bietet das Auktionshaus im Kinsky noch weitere Arbeiten an, darunter eine „Waldlandschaft mit zwei Rehen an der Tränke“ und eine „Aussicht gegen den Untersberg und Watzmann“ sowie einen liegenden Rehbock.

Aber auch die Malerinnen des 19. Jahrhunderts sind in der Auktion prominent vertreten. Dazu gehört etwa Pauline von Koudelka-Schmerling.

Lot 201
Pauline von Koudelka-Schmerling
Früchtestillleben mit Trauben, Ananas und Pfirsichen, 1833
Öl auf Holz
63 x 46 cm
Schätzpreis: 25 000 - 50 000 €

Pauline von Koudelka-Schmerling

Plastisch heben sich die Früchte gegen den dunklen Hintergrund ab und erinnern an einen üppigen Blumenstrauß. Für Motive wie diese wurde Pauline Koudelka-Schmerling – die ihre Werke stets nur mit Pauline signierte - besonders geschätzt. Die Malerin war eine Schülerin Ferdinand Georg Waldmüllers. Ihre naturgetreuen und einfühlsamen Bilder zeigen dies deutlich. Auch der Einfluss von Franz Xaver Petter, einem der bekanntesten Blumenmaler des Biedermeier, ist unverkennbar. Und doch macht sie sich ihr Sujet ganz zu eigen; der Betrachter wird von der reichen Fülle der Früchte angezogen.

Das Auktionshaus im Kinsky freut sich, auch ein prächtiges Blumenstück von Franz Xaver Petter („Großes Blumenstillleben mit Trauben“ aus 1838) und zwei eindrucksvolle Arbeiten von Ferdinand Georg Waldmüller anbieten zu können. Von letzterem kommt eine "Holländische Landschaft mit Viehherde und melkender Frau" aus 1822 sowie das „Bildnis des Hutmachermeisters und Hoflieferanten Franz Benoit (1784-1863) mit rotem Ordensband“ aus dem Jahr 1857 zum Aufruf. 

Lot 324
Olga Wisinger-Florian
Alpenrosen, 1905
Öl auf Karton
33,5 x 25 cm
Schätzpreis: 45 000 - 90 000 €

Olga Wisinger-Florian

Eine wegweisende Künstlerin ist Olga Wisinger-Florian. Das Spätwerk der Malerin ab den 1900er Jahren beeindruckt durch den kräftigen, pastosen Pinselstrich und den nahsichtigen, eingeengten Bildausschnitt. Gerade das vorliegende Werk besticht durch die nahe und interessante Perspektive. Die Formen scheinen sich aufzulösen, und die intensiven Farben verstärken den expressiven Ausdruck.

Eine andere Malerin, Marie Egner, ist ebenfalls vertreten; sie wird dem Kreis der Stimmungsimpressionisten zugerechnet, von denen das Auktionshaus einige Werke anbietet. Dazu zählen neben Egner auch Theodor von Hörmann, Emil Jakob Schindler oder Robert Russ.

Lot 323
Emil Jakob Schindler
Bachlandschaft, Ende 1860er Jahre
Öl auf Leinwand
50,5 x 60 cm
Schätzpreis: 25 000 - 50 000 €

Emil Jakob Schindler

Emil Jakob Schindler zählt zu den wichtigsten Landschaftsmalern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und gilt als Begründer des Stimmungsimpressionismus. Damit ist der neue Stil der Freilichtmalerei jener Zeit gemeint, die im Gegensatz zu den heroisierenden Landschaftsdarstellungen des Historismus steht. Besonders an Schindler ist, dass er in seinen Bildern nicht bloß eine korrekte optische Wiedergabe anstrebte, sondern auch eine innere Wahrheit.

Lot 294
Gustave Léonhard de Jonghe 
"Le Travestissement", 1870er Jahre
Öl auf Holz
73 x 53 cm
Schätzpreis: 15 000 - 30 000 €

Gustave Léonhard de Jonghe 

Der Belgier, dessen Arbeiten der Salonmalerei zugerechnet werden, wurde in Paris gefeiert und war bereits zu Lebzeiten berühmt. In diesem Bild erkennt der Betrachter am Interieur und der Kleidung von Mutter und Tochter gut den Geschmack des späten 19. Jahrhunderts, und nimmt an einem vertrauten Moment in deren Leben teil.

Lot 295
Mihály von Munkácsy 
Kleines Mädchen mit Hundefamilie, 1877
Öl auf Holz
38,5 x 46,7 cm
Schätzpreis: 25 000 - 50 000 €

Mihály von Munkácsy 

Mihály von Munkácsy gilt als einer der bedeutendsten ungarischen Maler des 19. Jahrhunderts. Nach Stationen in Budapest, Wien, Düsseldorf und München ging er nach Paris, wo er sehr erfolgreich war. Dort erreichte ihn auch der Auftrag, ein Deckengemälde im Treppenhaus des Kunsthistorischen Museums in Wien auszuführen; später realisierte er ein weiteres im ungarischen Parlament. Eine Erhebung in den Adelsstand folgte. Von Munkácsy strebte die Darstellung der Wirklichkeit an, was ihm in diesem Bild mit der Farbigkeit und dem intimen Charakter des Sujets meisterlich gelingt.

Lot 277
Anton Romako 
Badendes Mädchen, von einem Ritter belauscht, 1886-1889
Öl auf Leinwand
86 x 48 cm
Schätzpreis: 35 000 - 70 000 €

Anton Romako 

In Anton Romakos letzten Lebensjahren entstanden unter anderem auch einige Akte. Es wird vermutet, dass das obige Werk die Sage der Melusine darstellt. Das Mädchen heiratet einen Ritter unter der Voraussetzung, dass er sie nicht immer sehen darf – nämlich dann, wenn sie sich in ihre wahre Gestalt einer Wassernixe zurückverwandelt. Als das badende Mädchen von dem Ritter dennoch heimlich belauscht wird, zerbricht sein Liebesglück. (Alexandra Markl)