Auktionshaus

Die Geschichte hinter den Kerzenleuchtern von Max Welz

08.12.2021 / Ein Interview mit Anna Stippl und Dr. Ernst Ploil

Über die spannende Geschichte hinter den Kerzenleuchtern von Max Welz nach einem Entwurf von Josef Hoffmann unterhält sich Alexandra Markl mit Anna Stippl und Dr. Ernst Ploi

Josef Hoffmann
„Kerzenleuchter“
Max Welz, Wien, für die Wiener Versuchswerkstätte, nach 1932
€ 1.500 - 2.500

AM: Die Familie Welz führte bereits seit dem 19. Jahrhundert eine in Wien bekannte und arrivierte Vergolder- und Rahmenmacherwerkstätte. In welcher Geschäftsbeziehung stand Welz zur Wiener Werkstätte?

AS & EP: Die Wiener Avantgarde und allen voran die Wiener Werkstätte war – ganz im Sinne des Gesamtkunstwerkes – darauf bedacht, hochqualitativ verarbeitete Kunstobjekte in alle Lebensbereiche zu integrieren. Hierfür arbeitete die WW mit verschiedenen angesehenen Handwerksbetrieben zusammen und lagerte Teile der Produktion aus ihren hauseigenen Werkstätten aus. Einer der von der WW besonders in ihrer Spätzeit beschäftigten Betriebe war eben die 1900 von Max Welz übernommene Vergolder- und Rahmenmacherwerkstätte.

AM: Gab es im Kinsky bereits andere von Max Welz ausgeführte und Hoffmann entworfene Gegenstände zu ersteigern?

AS & EP: Vor einigen Jahren haben wir viele, von Dagobert Peche und Josef Hoffmann entworfene und Max Welz ausgeführte, Rahmen in unserem Haus versteigert. Wie bei unseren Kerzenständern wurden hier einheitlich vergoldete Holzgegenstände geschaffen, die den Stil des Künstlers in höchster Qualität transportieren. Die Kerzenständer in der aktuellen Auktion wurden nach der Auflösung der Wiener Werkstätte 1932 von Josef Hoffmann im Rahmen der Wiener Versuchswerkstätte bei Max Welz in Auftrag gegeben.

Josef Hoffmann
„Kerzenleuchter“
Max Welz, Wien, für die Wiener Versuchswerkstätte, nach 1932
€ 1.500 - 2.500

AM: Was war die Wiener Versuchswerkstätte?

AS & EP: Die Einleitung der Liquidation der Wiener Werkstätte im Jahr 1932 hatte Josef Hoffmann aufs Äußerste erbost, er sagte sich von den Gesellschaftern los und versuchte mit mehreren Geldgebern und Partnern – zum Beispiel mit Mäda Primavesi und der Stadt Wien – Nachfolgeunternehmungen zu schaffen. Eines davon war die Wiener Versuchswerkstätte für Kunsthandwerk, bei der Hoffmann auch den einen oder anderen früheren Bediensteten der Wiener Werkstätte untergebracht hat. Alle diese Unternehmen waren nur mäßig erfolgreich und wurden bald wieder aufgelöst.

AM: Wer waren die typischen Käufer für derartige Kerzenleuchter?

AS & EP: Alle von der Wiener Werkstätte und ihren „Nachfolgebetrieben“ verkauften Gegenstände waren handwerklich aufwendig ausgeführt und dementsprechend teuer. Typische Käufer waren das Großbürgertum und der gehobene Mittelstand.

AM: Waren diese ein Gebrauchsobjekt oder eher Sammlerstücke, die in Vitrinen zur Schau gestellt wurden?

AS & EP: Die Philosophie Josef Hoffmanns war davon geprägt, auch an die Entwürfe von Alltagsgegenständen und Gebrauchsobjekten mit hohem künstlerischem Anspruch heranzutreten. Ganz in diesem Sinne waren auch die beiden Kerzenständer dafür gedacht, benützt zu werden, und nicht „nur“ als Vitrinenstücke zu fungieren.