Auktionshaus

Auktion: Moderne Kunst

17. Juni 2025, 14:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

2007

Oskar Laske

(Czernowitz 1874 - 1951 Wien)

„Die Kreuzigung (2. Fassung)“
Februar 1926
Tempera, Öl auf Leinwand; gerahmt
115 x 140 cm
Signiert rechts unten: Laske

Provenienz

österreichischer Privatbesitz;
Hassfurther, Wien, 15.05.2000, Nr. 28;
dort erworben, seither österreichischer Privatbesitz

Literatur

Vergleiche: Cornelia Reiter, Oskar Laske. Ein vielseitiger Individualist, Salzburg 1995, s/w-Abb. S. 29 (Kreuzigung, 1911, Opus 3)

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
erzielter Preis: € 65.000 (inkl. Gebühren und österreichischer MwSt.)
Auktion ist beendet.

Vorliegendes Bild steht in engem Zusammenhang mit der im eigenhändigen Werkverzeichnis als Opus 3 bezeichneten Kreuzigung aus dem Jahr 1911. Als begnadeter Erzähler setzte sich Laske mit einem Sujet, das seine Fantasie anregte, mehrfach in unterschiedlichen Interpretationen und Bildvarianten auseinander. Beeindruckend zeigt "Die Kreuzigung" Laskes Erfindungsreichtum und seine Freude an der Schilderung narrativer Details.

"Das eigentliche Thema der Komposition ist nicht das Geschehen der Kreuzigung, das sich ganz im Hintergrund auf dem Berg Golgatha abspielt, sondern das wilde Treiben der Menschenmenge im Vordergrund, die alle Laster der Welt zu versinnbildlichen scheint. In der Interpretation dieses Themas besteht eine offenkundige Geistesverwandtschaft zu Pieter Bruegel, insbesondere zu seiner "Kreuztragung Christi" im Wiener Kunsthistorischen Museum. Auch bei Pieter Bruegel ist die Schaustellung der Verderbtheit und Gleichgültigkeit der Menschen im Vordergrund das eigentliche Thema des Bildes. Bei Laske geht die Darstellung der Menschenmenge jedoch noch über Bruegel hinaus. Unerschöpflich ist die Vielfalt der dargestellten Szenen, die nur in einem langsamen "Lesen" des Bildes in ihrer Vielzahl erfaßt werden können. Das ganze Schauspiel erscheint, unterstützt durch die ebenfalls von zahlreichen Menschen belebten orientalischen Architekturformen, wie ein orientalisches Volksfest, bei dessen Schilderung nach eigener Aussage das Erlebnis der Türkeireise im Jahre 1911 direkt nachwirkte.

Die besondere Qualität dieses Bildes liegt in der klaren Disposition des Grundgedankens: die Bezugnahme des Kreuztodes Christi auf die Laster und Sünden der Menschheit, die durch das Geschehen auf Golgatha Erlösung findet. Die Verbindung zwischen der Erlösungstat im Hintergrund und der scheinbar von diesem Geschehen ganz unberührten, ihren Lastern ergebenen Menschheit im Vordergrund wird durch die in langen, dichten Reihen auf den Berg hinauf und somit der Erlösung zustrebenden Menge sinnfällig hergestellt. Neben dieser gelungenen Gesamtkomposition ist vor allem auch die Massendarstellung hervorzuheben, die in der Gesamtheit der einzelnen drastisch gezeigten Szenen einen allgemeinen Ausdruck menschlicher Laster versinnbildlicht. Diese Wechselwirkung zwischen der Masse, die aus genau charakterisierten Einzelindividuen besteht und dabei doch ganz homogene Masse ist, deren zahllose Sonderexistenzen scheinbar in einer Kollektivseele zusammenfließen, ist ein typischer Wesenszug von Laskes Kunst." (Text zum Vergleichsbild Opus 3 aus 1911 s.o., Cornelia Reiter, Oskar Laske, Ein vielseitiger Individualist, Salzburg 1995, S. 30)