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Auktion: Moderne Kunst

17. Juni 2025, 14:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

2003

Carl Moll

(Wien 1861 - 1945 Wien)

„Heustadlwasser im Prater“
1931
Öl auf Leinwand; gerahmt
60,5 x 60,5 cm
Monogrammiert rechts unten: CM
Rückseitig am Keilrahmen eigenhändig bezeichnet: III / Prater / Heustadl / wasser

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Literatur

Cornelia Cabuk, Carl Moll. Monografie und Werkverzeichnis, Belvedere Werkverzeichnisse, Band 11, Wien 2020, GE 467, Abb. S. 252

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
erzielter Preis: € 195.000 (inkl. Gebühren und österreichischer MwSt.)
Auktion ist beendet.

Die Wiener Praterauen mit dem stehenden Gewässer des ehemaligen Donauarms des Heustadlwassers waren ein von Moll in seinem Spätwerk bevorzugtes Motiv, sofern er sich nicht zum Malen in der Provence oder an der ligurischen Küste aufhielt. Heimische Größen der Landschaftsmalerei wie Ferdinand Georg Waldmüller oder Tina Blau schufen in diesem größten Erholungsgebiet Wiens Meisterwerke. Die Vorliebe der französischen Impressionisten für das bewegte Element des Wassers in Flusslandschaften und das Studium der Malerei von Paul Cézanne waren die Voraussetzung für Molls damalige Entwicklung. Im Pleinairmotiv des für Bootsfahrten genutzten Altarms der Donau übertrug er die Beobachtung des Atmosphärischen und das Sonnenlicht in Farbe und verlieh der rhythmisch-dynamischen Malstruktur seines temperamentvollen Duktus kompositionell konstruktive Klarheit. Der strahlende Sommertag inspirierte ihn zu intensiv leuchtenden Kontrasten beispielsweise in den weißblauen Booten, deren leise Bewegung man im kräftigen Gelbgrün des Donauwassers wahrzunehmen vermeint. Spaziergänger in der Ferne verstärken den Eindruck der sommerlichen Stille dieses Uferstreifens mit Bootssteg, den Moll unmittelbar aus der Perspektive der schattigen Böschung im Vordergrund malte. Moll feierte 1931 seinen 70. Geburtstag, zu dem ihm u. a. sein Freund der Berliner Secession, Max Liebermann, gratulierte, dessen Œuvre eine vergleichbare intensive Auseinandersetzung mit dem französischen Impressionismus prägte. Die Wiener Secession veranstaltete im Frühjahr 1931 eine Kollektivausstellung ihres ehemaligen Mitbegründers mit 28 neuen Bildern von Moll, die bei der Kritik Verwunderung auslösten: „Es ist erstaunlich und zeugt von seltener Vorurteilslosigkeit, wenn man in einem Alter, wo andere Schluß machen, neu anfängt. Der Erfolg zeigt, daß Moll recht hat: seine letzten Arbeiten sind ein Fortschritt,“ schrieb Alfred Stix, damals Direktor der Graphischen Sammlung Albertina. Die Inspiration durch Cézanne und der Malunterricht beim jüngeren Maler Robin Christian Andersen trugen dazu bei, dass Moll in seiner Spätzeit Elemente des expressiven Kolorismus rezipierte und seiner an der französischen Malkultur geschulten Sichtweise im Sinn eines „lustvolle[n] Ja-Sagen[s] zur allgegenwärtigen Daseinsschönheit“ integrierte, wie sein ehemaliger Mitarbeiter in der Galerie Miethke, Arthur Roessler, formulierte.
(Cornelia Cabuk)