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Egon Schiele

(Tulln 1890 - 1918 Wien) » Zur Biografie

Egon Schiele

Der Österreicher Egon Schiele gehört zu den herausragendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts und prägte seine Zeit nachhaltig. Neben Gustav Klimt und Oskar Kokoschka war er die treibende Kraft der Wiener Moderne. Seine große Bekanntheit verdankte der Künstler seinen Porträts und Selbstporträts, sowie seinen Stadtansichten von Wien. Sein Leben und Werk wecken auch heute noch Interesse und locken Besucher in die Sammlungen des Leopold Museums und der Albertina. Auch auf dem nationalen und internationalen Kunstmarkt behaupten sich Schieles Werke und erzielen Höchstpreise.

Der am 12. Juni 1890 in Tulln geborene Egon Schiele zeigte schon früh seine Begabungen beim Zeichnen von Eisenbahnen, worin seine Eltern den Wunsch vermuteten, die Familientradition der Eisenbahner weiterzuführen. Ab 1902 besuchte er das Gymnasium. Während seine schulischen Leistungen kaum überzeugten, tat er sich mit seinem Interesse für Kunst hervor. In jungen Jahren bereits erschütterte der erste Schicksalsschlag sein Leben: Sein Vater starb nach langer Krankheit.

Schiele begann sich professionell mit Kunst auseinanderzusetzen, nachdem sein Zeichenlehrer am Gymnasium, Ludwig Karl Strauch, ihm 1906 dazu verhalf, der jüngste Student an der Akademie der bildenden Künste in Wien zu werden. Lange erfreute er sich allerdings nicht am Unterricht, denn die konservative Lehr- und Malweise seines Professors Christian Griepenkerl missfiel ihm. Diese veranlasste Schiele dazu, dem Unterricht immer häufiger fernzubleiben. Stattdessen knüpfte er bereits 1908 Kontakte zu Josef Hoffmann und Gustav Klimt, die Schiele 1909 dazu einluden, an der zweiten internationalen Kunstschau teilzunehmen. Diese ersten Erfolge beflügelten den jungen Künstler und so gründete er mit einigen Kommilitonen die Wiener „Neukunstgruppe“, die einen Protestbrief an Griepenkerl richtete. Zur selben Zeit verließen Schiele und einige Freunde die Akademie.

Die Zeit in Wien gestaltete sich turbulent für den jungen Künstler. Rivalitäten innerhalb der „Neukunstgruppe“ und Versuche seines Onkels, ihn auf die Militärschule zu schicken, trieben ihn nach Krumau. Die mittelalterliche Stadt wurde, bevor Schiele nach Wien zurückkehrte, zu einem der wichtigsten Themen in seinen Landschaftsdarstellungen. Da er allerdings den Kontakt zu seinen Mäzenen nicht aufrechterhalten konnte, bemühte er sich um einen höheren Bekanntheitsgrad. Diese Versuche trugen Früchte, denn im April 1911 fand eine von Arthur Roessler initiierte Einzelausstellung in der Galerie Miethke in Wien statt.

Auch in seinem Privatleben kam Egon Schiele nicht zur Ruhe. 1911 begleitete ihn seine Geliebte und Modell Wally Neuziel nach Krumau. Dort stieß er jedoch auf Ablehnung der Einwohner, da diese seinen unkonventionellen Lebensstil verachteten. 1912 wurde der Künstler verhaftet und stand unter Tatverdacht, Tatjana von Mossig entführt zu haben. Außerdem warf man ihm Unzucht mit Minderjährigen vor und öffentliche Unmoral – der Künstler fand sich vor Gericht wieder. Die Vorwürfe brachten Schiele über drei Wochen ins Gefängnis. Die Erfahrung traumatisierte ihn und machte den Künstler zutiefst unglücklich. Erst die Heirat 1915 mit Edith Harm brachte etwas Ruhe in Schieles turbulentes Privatleben.

Sein Erfolg blieb allerdings davon ungetrübt und wuchs. Schiele stellte in München neben den Werken der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ aus. Zudem gewann er die Gunst zweier Mäzene: Franz Hauer und August Lederer. 1916 erschien ein eigenes Egon-Schiele-Heft in der Berliner Zeitschrift „Die Aktion“, welches seinen Bekanntheitsgrad weiter steigerte.

In diese Zeit fiel auch der Kriegsdienst, der Schiele zunächst aus Wien nach Mühldorf brachte. Zwar konnte er seiner künstlerischen Tätigkeit weiter nachgehen, doch es war keine produktive Zeit. Erst nach seiner Rückkehr nach Wien und dem Auftrag eine Bilddokumentation der Konsumanstalten im gesamten Kaiserreich zu erstellen, geriet Schieles Laufbahn richtig in Schwung. Sogar als Ausstellungsorganisator wurde er nun aktiv.

Gustav Klimt starb im Jänner 1918, somit avancierte Schiele zum führenden Künstler Österreichs. Dieser Ruf verhalf ihm zu weiterem Ruhm und im März 1918 auch zu einer erfolgreichen Ausstellung in der Wiener Secession. Im Juni desselben Jahres ließ er sich ins Heeresmuseum versetzen, wo er seiner künstlerischen Tätigkeiten in Ruhe nachgehen konnte. Diese Ruhe wurde im Herbst gestört, denn gegen Ende des Krieges überzog die Spanische Grippe Wien und auch die Eheleute Schiele fielen ihr zum Opfer. Die schwangere Edith erlag ihr am 28. Oktober. Drei Tage darauf verstarb auch Egon Schiele, es ist der 31. Oktober 1918.

Schieles Œuvre findet heute höchste Anerkennung. Seine Werke werden in Museen und Sammlungen wie dem Leopold Museum, dem Belvedere und der Albertina gewürdigt. Auf dem internationalen Kunstmarkt, in Galerien und vor allem auf Auktionen, erzielen Egon Schieles Kunstwerke Höchstpreise. Auch im Kinsky wurden Werke des Künstlers erfolgreich verkauft. Zu den Top-Exponaten gehören unter anderem „Die Prozession“, die für ein Meistbot von 3,5 Mio. versteigert wurde, das „Mädchen“, welches für 3,1 Mio. den Besitzer wechselte, und das „Stadtbild von Krumau“ wurde für ein Meistbot von 950.000 € in der Auktion veräußert.