Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

26. November 2013, 17:00 Uhr

0511

Max Liebermann

(Berlin 1847 - 1935 Berlin)

„Zwei Mädchen auf einem Waldweg - Bauerngarten mit blühenden Sommerblumen“
1914
Öl auf Leinwand
67 × 80 cm
Signiert und datiert links unten: M Liebermann 1914

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Vgl. Matthias Eberle, Max Liebermann. 1847 - 1935. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, Bd. 2, 1900-1935, München 1996, WV-Nr. 1914/13, vgl. Abb S. 892 (zweite Variante des Gemäldes mit gleichem Motiv)

Gutachten von Prof. Dr. Matthias Eberle, Berlin, vom 14. April 2013, liegt bei.
Das Bild wurde von Prof. Dr. Matthias Eberle unter der Nummer 1914/13a in den Nachtrag des Werkverzeichnisses der Gemälde und Ölstudien Max Liebermanns aufgenommen.

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Ergebnis: € 121.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

"Das Bild zeigt einen eingezäunten, wildwuchernden Bauerngarten mit gelben, roten und hellroten Blüten. Der Garten liegt in einem Waldstück, ein Weg führt vorbei, auf dem zwei Kinder, vielleicht zwei Mädchen entlanggehen. Dieses Gemälde war - soweit mir bekannt ist - noch nie ausgestellt, war nie abgebildet und ist auch noch nie in der Literatur erwähnt worden.
Doch es steht nicht allein im Werk des Malers. Liebermann hat das Motiv (wenigstens) zweimal bearbeitet. Das andere, etwas kleinere, fast quadratische Bild (70 x 66 cm, WV 1914/13), rechts unten signiert und ebenfalls 1914 datiert, zeigt das gleiche Motiv, nur dass die beiden Kindergestalten etwas tiefer in den Raum gesetzt wurden, als ob sie eben ein paar Schritte weiter gegangen wären. Jenes Bild, das bis 1982 in derselben Familie blieb, ist geadelt durch eine glänzende Provenienz: Paul Cassirer, Berlin (1914); Galerie Thannhauser, München (1916); Stadtdirektor Tramm, Hannover (1917). Von jener Provenienz profitiert nun auch dieses Bild, das dem anderen auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich ist. Im Werk des Malers finden sich solche Wiederholungen mit leichten Variationen immer wieder.
Wo fand Liebermann das Motiv? Jahrzehnte lang war er jeden Sommer in die Niederlande, seine Malheimat gefahren. Mit dem August 1914 fanden diese Reisen ein Ende. Vielleicht hat der Maler das Motiv im Sommer 1913 in den Dünen von Noordwiijk oder in einem anderen Badeort gefunden und es im Winter im Berliner Atelier ausgeführt, oder er nahm es in der unmitellbaren Umgebung von Berlin auf.
Da die Authentizität des Gemäldes nicht in Frage steht, werde ich es unter der Nummer 1914/13a in den Nachtrag zum Werkverzeichnis aufnehmen." (Gutachten von Prof. Dr. Matthias Eberle, Berlin, den 14. April 2013)

In Auseinandersetzung mit der Malerei des französischen Impressionismus fand Max Liebermann um 1900 zu einer sehr offenen, freien Handschrift, die sein Spätwerk wesentlich prägen sollte. Die impressionistische Idee des flüchtigen Augenblicks inspirierte ihn zu malerisch aufgelösten, in skizzenhafter Manier gestalteten Landschaftsdarstellungen, die das Vorbild der Natur dennoch nicht vernachlässigen.
Auf dem hier präsentierten Gemälde ist vor einer rot-bräunlichen Hausfassade ein kleiner, wildbewachsener Garten zu sehen. Das leicht abfallende Gartengelände wird im Vordergrund von einem Holzzaun begrenzt. Auf der linken Seite stehen zwei Kinder auf einem schmalen Weg, der in die Bildtiefe führt und den Blick auf den blauen Himmel in der Ferne freigibt. In der Bildmitte erhebt sich ein alter Laubbaum, dessen dichte Krone sich wie ein schützendes Dach über die Kinder legt. Mit Pinsel und Spachtel trägt Liebermann die Farbmaterie extrem dick auf die Leinwand auf, für manche Partien wählt er dünne, nuancenreich gestaltete Farbschichten. Bravourös ist die Lichtregie des Bildes: das Sonnenlicht spiegelt sich in funkelnden Reflexen auf den gelben Blüten wider, lässt die Mädchengestalten aufleuchten und den Garten in einem warmen Grundton erstrahlen. (CMG)