Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

26. November 2013, 17:00 Uhr

0537

Anton Faistauer

(St. Martin bei Lofer 1887 - 1930 Wien)

„Schloss Saalhof in Maishofen“
1916
Öl auf Leinwand
43 × 64 cm
Signiert und datiert rechts unten: A. Faistauer 1916

Provenienz

Viktor Fogarassy, Graz; Sammlung Prof. Dr. Rudolf Leopold, Wien; österreichischer Privatbesitz

Literatur

Franz Fuhrmann, Anton Faistauer 1887 - 1930, mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Salzburg 1972, Tafel 13, WV-Nr. 126; Albin Rohrmoser, Anton Faistauer 1887-1930, Abkehr von der Moderne. Untersuchung zur Stilentwicklung, Salzburg 1987, Kat.-Nr. 55, Tafel 50; Anton Faistauer 1887 - 1930, Katalog zur Sonderausstellung des Salzburger Museums Carolino Augusteum, 11. Februar - 22. Mai 2005, Kat.-Nr. 42, Abb. S. 264

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 89.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Anton Faistauer gehört zu jenen Künstlern, die früh ihren künstlerischen Weg finden und schon während der Studienjahre auf beachtliche Erfolge verweisen können. Er begründet gemeinsam mit Anton Kolig, Robin Christian Andersen, Franz Wiegele und Egon Schiele die „Neukunst-Gruppe“, die aus Protest gegen den konservativen Kunstbetrieb 1910 die Akademie verlässt. Bereits 1913 findet bei Miethke in Wien eine erste Kollektive mit Bildern Faistauers statt, ein Bild der Ausstellung wird für die moderne Staatsgalerie Wien angekauft. Auch privat läuft es gut für den Künstler, im selben Jahr heiratet er seine Jugendliebe Ida Andersen und sein Sohn Peter kommt zur Welt. Doch der Krieg wirft seine Schatten auf das künstlerische und private Glück. Bis 1916 kann sich Faistauer der Einberufung entziehen. Er übersiedelt mit seiner Familie nach Maishofen, jenem Ort, an dem er seine Jugend verbracht hat und dem er zeitlebens verbunden bleibt. 1916 muss er dann doch einrücken. Davor entstehen noch ein paar besonders schöne Ölbilder. Die Farben hellen sich auf, werden kühler, man kann fast von einer „blauen Periode“ (Franz Fuhrmann, Anton Faistauer 1887 – 1930, Salzburg 1972, S. 12) sprechen.
In diese Phase fällt auch das Bild „Schloss Saalhof in Maishofen“, mit 1916 datiert. Das Vorherrschen der blauen Farbtöne sticht ebenso ins Auge wie die starke Symmetrie, die die Komposition bestimmt. Der markante Bau des Schlosses am Ortseingang von Maishofen liegt im Zentrum des Bildes, dahinter die Zeller Bergwelt, die nach rechts und links ansteigenden Gipfel noch weiß von Schnee. Das Schloss ist einer der ältesten Ansitze im Pinzgau und wird urkundlich bereits im Mittelalter erwähnt. Der heutige Bau stammt aus dem 17. Jahrhundert. Im Vordergrund, ganz an den unteren Bildrand gerückt und von diesem überschnitten, sehen wir einen Pinzgauer Zaun, typisch mit seinen schräggestellten Latten. Der Zaun ist gleichzeig Abtrennung aber auch ins Bild führendes Element. In der subtilen Farbabstufung und ausgewogenen Platzierung der Bildelemente erweist sich Faistauer als Meister eines farblich dominierten Expressionismus. Seine Malereien sind ohne Zweifel ihrer Zeit voraus. Er modelliert mit Farbe, verzichtet weitgehend auf Umrisslinien und erzeugt mittels Farbmodulation Raum und Perspektive. Grundlage für seine Entwicklung ist die Auseinandersetzung mit der französischen Malerei und vor allem mit dem Werk von Paul Cézanne, das für Faistauer von maßgeblicher Bedeutung war. Von allen österreichischen Künstlern ist er der, der die Rezeption der französischen Malerei am weitesten vorantreibt und sie dann am eigenständigsten in seinen Bildern umwandelt. Die internationale Presse bezeichnete ihn schon zu Lebzeiten als „einen der begabtesten und interessantesten Persönlichkeiten der modernen europäischen Kunst.“ (Sophie Cieslar)