Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

26. November 2013, 17:00 Uhr

0543

Lesser Ury

(Birnbaum 1861 - 1931 Berlin)

„Unter den Linden mit Droschken im Regen“
1920er Jahre
Pastell auf Karton
35 × 49,7 cm
Signiert links unten: L. Ury

Provenienz

Privatbesitz, Berlin (bis 1996); Villa Grisebach, Berlin, Auktion 53, 29. Nov. 1996, Los 3; deutscher Privatbesitz (seit 1996)

Das Gemälde wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Gemälde, Pastelle, Gouachen und Aquarelle von Lesser Ury von Dr. Sibylle Groß, Berlin, aufgenommen.
Gutachten von Dr. Sibylle Groß, vom 11. Juli 2009, liegt in Kopie bei.

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Auktion ist beendet.

"Das umseitig abgebildete Pastell 'Unter den Linden mit Droschken im Regen', Pastell auf Pappe, 35 x 49,7 cm, signiert links unten: L. Ury, ist eine eigenhändige Arbeit von Lesser Ury (Birnbaum / Posen 1861 - 1931 Berlin). Dargestellt ist der Berliner Boulevard Unter den Linden. Das Pastell zählt zu einem Bilderzyklus, das diesen Straßenzug in den 1920er Jahren zu unterschiedlichen Jahreszeiten wiedergibt. Das Bild lag mir im Original zur Ansicht in Berlin im April 2009 vor. Es wird in das in Arbeit befindliche Werkverzeichnis Lesser Ury aufgenommen." (Gutachten von Dr. Sybille Groß, Berlin, vom 11. Juli 2009)

"Lesser Ury war bereits zu Lebzeiten für seine Straßenansichten in Künstler- und Sammlerkreisen sehr gefragt. Oftmals lässt sich die konkrete Örtlichkeit auf seinen Straßenbildern nicht zweifelsfrei identifizieren. Die auf dem Pastell dargestellte Straßenansicht gibt indes eindeutig den Berliner Boulevard Unter den Linden wieder. Bei der geschwungenen Kuppel im Hintergrund könnte es sich um die Eckbekrönung des bekannten Café Bauer handeln. Das Café lag gegenüber dem Café Kranzler an der Kreuzung der Linden und der Friedrichstraße. Es zählte zu den ersten Häusern im Wiener Kaffeehausstil in Berlin und fand später viele Nachahmer. Der Künstler malte die berühmte Berliner Flaniermeile zu unterschiedlichen Jahreszeiten. (…)
Lesser Ury nahm es mit dem Zeitbezug oftmals nicht genau. Auch bei vermehrtem Aufkommen der Automobile hielt er lange Zeit an der Wiedergabe von Pferdedroschken fest. Rückblickend beschrieb der Ingenieur Karl Schapira, zu Lebzeiten des Künstlers sein vielleicht größter Sammler, dieses Phänomen in einem Brief mit treffenden Worten: 'Diese Fremdheit nun mit Technik verhinderte Lesser Ury, jahrelang Automobile zu malen. Zu einer Zeit, d. h. um 1920, wenn es schon so viele Autos gab, waren es immer noch Pferdedroschken, die seine Berliner Straßen belebten. Ich sprach mit ihm darüber und er sagte mir, dass die Berliner Autos sich seinem Gehirn und Auge noch nicht einprägen. Es wären vor allem zu wenige.' Die vorliegende Komposition, die keine Pferdedroschken, sondern ausschließlich eine mehrreihige Kolonne von dicht an dicht gedrängten Automobilen zeigt, entstand in den 1920er Jahren, d. h. in der letzten Dekade seiner Schaffenszeit. Spätestens seit seiner Ernennung zum Ehrenmitglied der Berliner Secession anlässlich seines sechzigsten Geburtstages im Jahre 1921 und der großen Einzelausstellung, die ihm die Berliner Secession Anfang 1922 ausrichtete, stieg die Zahl der Berliner Straßenszenen, da diese sich stetig wachsender Beliebtheit in Sammlerkreisen erfreuten. Vor allem bekannte Berliner Motive wie das Brandenburger Tor oder der Boulevard Unter den Linden waren damals wie heute besonders gefragt." (Sybille Groß)