Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

26. November 2013, 17:00 Uhr

0524

Leo Putz

(Meran 1869 - 1940 Meran)

„Liegender Akt“
1905
Öl auf Karton
79 × 103 cm
Signiert und datiert links unten: Leo Putz 05

Provenienz

Privatbesitz, Deutschland

Literatur

Helmut Putz, Leo Putz 1869-1940. Werkverzeichnis in zwei Bänden, Bd. II, Gauting 1994, WV-Nr. 334, Abb S. 646

Bestätigung von Dr. Helmut Putz, vom 7. 09. 1991, liegt bei.

Schätzpreis: € 80.000 - 160.000
Auktion ist beendet.

"Das Foto zeigt ein Gemälde meines Vaters Prof. Leo Putz. Das Bild entstand wahrscheinlich in einem Garten in der Nähe des Ostbahnhofs in München." (Dr. Helmut Putz, 7. Sept. 1991)

Eine entblößte Frau liegt hingebreitet auf einer Decke, irgendwo auf einer Wiese an einem sonnigen Sommertag. Ein blaues Kleid bedeckt noch die Füße, die rechte Hand hält eine weiße Bluse. Die Frau fühlt sich unbeobachtet und der von hinten kommende Betrachter kann ihren schönen, nackten Körper, in gebogener Diagonale den Bildraum ausfüllend, genussvoll betrachten. Man spürt sofort, dass hier ein Maler am Werk ist, der mit dem Körper der Frau, dem sinnlichen Schimmer der Haut und ihrer Erotik vertraut ist.

Leo Putz hat sich fast ausschließlich dem Thema des weiblichen Aktes in Verbundenheit mit der Natur gewidmet. Zunächst begann er als Landschaftsmaler, dem Topos der Moderne im 19. Jahrhundert und wählte sich aus Meran kommend München als Ausbildungsort, da die bayerische Hauptstadt Ende des Jahrhunderts die pulsierendste und innovativste Kunststadt im deutschsprachigen Raum war. Von dort machte er einen Abstecher nach Paris, ins Zentrum der Moderne, aber die wesentlichsten Impulse erhielt er doch bei seinem Aufenthalt in Dachau im Kreise Adolf Hölzels und als Student von Paul Hoecker, Gründungsmitglied der Münchener Secession und später der Malschule „Die Scholle“. Naturalismus und Jugendstil prägten das Schaffen vor 1900, mit 1901 legte Putz den Beginn seiner impressionistischen Phase fest. Sie ist zweifellos die fruchtbarste und malerisch ausgereifteste Stilperiode, in denen sich Putz als Meister der Lichtregie und des differenzierten, sinnlichen Malauftrages erweist. In diesen Jahren verlegte er seine Arbeitsstätten in kleine Ortschaften in der Umgebung Münchens, nach Seeon, Weßling und später nach Hartmannsberg. Die Verbundenheit mit der Natur bleibt der Grundstein seiner Kunst, der weibliche Akt hingegen wird für ihn Ausdruck eines freien Lebens, einer modernen, natürlichen Erotik.

Unser Bild, mit 1905 als eine seiner frühesten impressionistischen Arbeiten ausgezeichnet, zeigt alle Qualitäten dieser bedeutenden Kunstströmung: der unmittelbare Bildeinstieg, die radikale Verkürzung der Form sowie eine feine Modellierung der Oberfläche mit Hilfe breit gestrichener Pinselzüge und einem subtilen Wechselspiel des Lichtes auf der Haut, die von zartem Beige über Rosa zu Grau wechselt. Putz weiß aber auch seine Erfahrungen des Jugendstils mit ein zu verweben, indem er mit kurzen, dicht aneinandergelegten Farbflecken ein eigenes, abstrakt-dekoratives Muster zeichnet, das die Sinnlichkeit des Weiblichen noch mehr betont. (MHH)