Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

26. November 2013, 17:00 Uhr

0548

Rudolf Wacker

(Bregenz 1893 - 1939 Bregenz)

„Herbst-Sträusschen (mit grau-blauer Vase)“
1937
Öl auf Holz
34 × 26,5 cm
Signiert und datiert rechts unten: R. Wacker 37
Rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: B 26 1/2 H 34 / Rudolf Wacker / Bregenz / 1937 / "Herbst-Sträusschen" / (mit graublauer Vase)

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Literatur

Max Haller, Rudolf Wacker 1893 - 1939, Biografie mit dem Oeuvre-Katalog des malerischen Werkes, Lustenau 1971, WV-Nr. 349 (o. Abb.); Vgl. Rudolf Wacker und Zeitgenossen, Expressionismus und Neue Sachlichkeit, Ausstellungskatalog Bregenzer Kunstverein, Kunsthaus Bregenz 1993, Abb. S. 311-319

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 108.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Im Leben und Werk Rudolf Wackers nehmen Blumen eine zentrale Stelle ein. Sie waren ihm Wegbegleiter, Inspiration und Symbol für die Gesetze des Lebens wie für sein eigenes. In seinem expressiven Frühwerk sind es daher bevorzugt blühende Pflanzen, deren Schönheit und Duft er einzufangen suchte. Nach 1930, in den Jahren äußerster wirtschaftlicher und persönlicher Not vor dem Hintergrund einer zunehmend bedrohlichen politischen Enge, welken die Blumen in seinen Bildern und werden nur mehr im verdorrten und vergehenden Zustand gezeigt.

Der Künstler selbst erklärt als 2Hilfsmittel für Kritiker" in seinem Tagebuch die für ihn wesentliche Bedeutung der Blumen: „Sie sind oft wie Zeichen, z.B. die des Werdens: quellend, prall, aufstrebend, erblühend. Die des Vergehens: schrumpfend, dürr, niedersinkend, verblassend.“ Und weiter: „Verdorrte Sträuße. […] Sie haben nicht die gleißenden, aufdringlichen Farben frischer Blumen, stiller sind sie, wie aus Staub aufglimmend. Es liegt eine unbemerkte Schönheit in diesen im Sterben erstarrten Formen und nachglühenden Farben. Sie haben ihre sinnliche Üppigkeit verloren und – Symbole des Welkens und Vergehens, sind sie doch reich noch von den Spuren des Lebens und voller Bedeutung. Ich bin ja ein Anwalt der unbeachteten, bescheidenen Dinge. […] Übrigens ist es unangenehm, neben den frischen Blumen der Vasen, gemalte an den Wänden zu sehen, es ist aber ein Anderes, die verdorrten im Bilde in bleibender Lebendigkeit zu halten.“
(Ausstellungskatalog Rudolf Wacker, 1993, S. 309)

Unmittelbar mit den Sträußen verbunden sind die sorgsam ausgewählten und platzierten Vasen bzw. volkstümlichen Henkelkrüge, von denen Wacker eine beachtliche Sammlung besaß. Wie wichtig sie für ihn waren beweist der Vermerk beim Titel auf der Rückseite des hier angebotenen „Herbst-Sträusschens mit grau blauer Vase“. Diese persönliche Note ist bezeichnend für Wackers Variante des internationalen Stils der Neuen Sachlichkeit. Bei ihm verharren die Blumen nicht in Schockstarre in einem namenlosen Raum, sondern feine Schatten verleihen ihnen Lebendigkeit, zittrige Bewegungen der Stängel ergeben eine tanzende Melodie sowie der weiche Schmelz der Farben und die malerisch überaus feinen Übergänge den Anblick des Vergehens in zauberhafte Magie tauchen. (MHH)