Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. November 2013, 17:00 Uhr

0063

Johann Georg Platzer

(St. Michael in Eppan 1704 - 1761 St. Michael in Eppan)

„Rinaldo und Armida“
Öl auf Kupfer
27 × 22 cm

Provenienz

Privatsammlung Österreich; 1998 Galerie Sanct Lucas, Wien; dort erworben vom derzeitigen Besitzer

Literatur

Katalog Galerie Sanct Lucas, Wien, 1998, Nr. 36 (mit Abb.)

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Auktion ist beendet.

Die Szene bezieht sich wohl auf das romantische Verhältnis des Prinzen Rinaldo mit der jugendlichen Zauberin Armida in Torquato Tassos Epos „Gerusalemme Liberata“ (14:57–16:23). Den jungen Ritter verschlägt es demnach während eines Kreuzzuges in das Reich seiner Gegenspielerin
Armida, ein verwunschenes Eiland inmitten des Flusses Orontes. Die schöne Zauberin verliebt sich prompt in den schlafenden Jüngling und entführt ihn in ihren Palast; Rinaldo erwidert die zarten Gefühle der lieblichen Armida und das Paar verbringt einige Zeit in inniger Verliebtheit und Seligkeit, bis er von seinen Gefährten aufgestöbert wird, sich seiner Aufgabe entsinnt und sich aus dem Bann seiner Geliebten löst. (vgl. Katalog Galerie Sanct Lucas, Wien, 1998, Nr. 36)

Johann Georg Platzer, der unangefochtene Meister der österreichischen Kupfermalerei, demonstriert auf diesem Gemälde die ganze Vielfalt seines Könnens. Die in drei Ebenen angelegte Komposition umschmeichelt die beiden Protagonisten verspielt und setzt sie zugleich meisterlich in Szene. Direkt am vorderen Bildrand, wie eine vorgeschobene Theaterkulisse, kniet eine Frauengestalt in faltenreichem Gewand und hält dem ins Wasser steigenden Paar ein Tuch bereit. Neben ihr glänzen eine reich verzierte Kanne und eine Waschschüssel; kostbare Elemente, welche sich immer wieder als prunkvolles Beiwerk in Platzers Gemälden finden lassen. Eine seltene Besonderheit ist die am linken Bildrand platzierte Gruppe von Wasservögeln mit schimmerndem Federkleid, welche fast wie ein kleines eigenständiges Stillleben im Bild wirkt – ebenso wie das Arrangement aus Früchten, einem venezianischen Glas und einer Karaffe neben dem Papagei auf der steinernen Brüstung. Die Bäume mit liebevollen Details – wie Blumen, Früchte und Vögel – geben nur einen kleinen Blick auf den Himmel frei und bilden einen reizvollen
Hintergrund.
Mittig hinter den beiden Protagonisten erhebt sich eine antike Vase, welche durch die reliefierte Darstellung des Meeresgottes Neptun, ebenso wie auch der Brunnen in der rechten Bildhälfte, das Thema des Wassers wiederaufgreift. Die nuancierte Modellierung der steinernen Elemente zeugt von Platzers grandioser malerischer Virtuosität.

Den Höhepunkt der Komposition bildet schließlich das Paar im Zentrum, in welchem alle Blicklinien der umliegenden Figuren und Vögel zusammenlaufen. Das Figurenpaar wird in bewegter, aber doch ruhiger Pose präsentiert. Der kräftige Jüngling, nur mit einem leuchtend roten Tuch bedeckt, führt die grazile Schönheit mit porzellanartigem Teint ins Bad. Der Körper der jungen Frau wird von einem hauchdünnen, bläulich changierenden Gewand umspielt, welches Platzers Meisterschaft in der stofflichen Gestaltung zeigt. Wie auch bei der Dame im Vordergrund schafft es der Künstler durch seine Perfektion im Farbauftrag bewegte Gewänder zu modellieren und deren Farben auf dem Malgrund des Kupfers zu einem edelsteinartigen Leuchten zu steigern. Dieses kleine Kabinettstück zeigt auf engstem Raum das ganze malerische Spektrum Johann Georg Platzers und darf somit als wahre Preziose der Malerei gelten. (KS)