Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. November 2013, 17:00 Uhr

0029

David Vinckboons

(Mecheln 1576 - 1629 Amsterdam)

„Elegante Gesellschaft“
um 1610
Öl auf Holz
55,5 × 85 cm
Auf der Rückseite der Holzplatte: Hände und Turm von Antwerpen (siehe Detail)

Provenienz

österreichischer Adelsbesitz

Gutachten Dr. Klaus Ertz, Lingen, den 4. Oktober 2013, liegt bei.

Schätzpreis: € 80.000 - 150.000
Auktion ist beendet.

Mit Liebe zu Detail und Realismus inszeniert David Vinckeboons eine Gesellschaft von sechzehn Frauen und Männern auf der Lichtung eines dicht und wild wachsenden Laubwaldes. In überwältigender Farbigkeit, gekleidet in festlich-teure Gewänder sind die Figuren um eine große Tafel versammelt. Im Bildzentrum, vor dem Tisch, sitzt ein Laute spielender Edelmann; ihm gegenüber eine gelockte offenherzige Schönheit, die ein Notenbuch auf dem Schoß hält. Dieses Paar fungiert ebenso wie die Rückenfigur der stehenden jungen Frau in rotem Festgewand am linken Bildrand als geschicktes Repoussoir-Motiv. Der Blick des Betrachters wird mitten in das Bildgeschehen gelenkt: eine üppige Tischgesellschaft, welche sich an einer mit Obst gedeckten Tafel mit Gesang, Liebelei und Weingenuss vergnügt. Hier wird in der Tradition der antiken Venusfeste ein Liebesfest der Aristokratie des holländischen 17. Jahrhunderts gefeiert. Sowohl am Tisch, als auch in den beiden gekonnt platzierten Gruppen in den unteren Bildecken wird ausgelassen gefeiert und umeinander geworben.

So neigt sich ein sitzender Mann mit großer modischer Halskrause der links außen an der Tafel sitzenden Dame mit weit geöffnetem Dekolleté im Gespräch zu. Es schließt sich nach rechts ein Paar an: die junge Frau spielt die Laute, ein Galan legt den Kopf verliebt an ihre Schulter. Daran anschließend auf der Tischrückseite ein Mann, der ein Rotweinglas hebt und der neben ihm stehenden Frau zuprostet. In der rechten unteren Bildecke lagert auf dem Erdboden ein weiteres Paar: die Dame hält in ihrem Schoß einen halb liegenden, offensichtlich betrunkenen Galan, dem ein Mann vom Tisch ein Glas Rotwein kredenzt.
In dem vorliegenden Gemälde illustriert David Vinckeboons mit seinem lebendigen Realismus die zur damaligen Zeit herrschende Mode des Picknicks im Freien; ein Motiv das bis ins 19. Jahrhundert hinein ein beliebtes Thema der erotischen Genredarstellung war.

Der Künstler David Vinckeboons, ein Zeitgenosse Pieter Brueghels d.J., wird im Jahre 1576 in der flämischen Stadt Mechelen geboren. 1579 zieht die Familie nach Antwerpen, verlässt diese jedoch wieder mit dem Einzug der Spanier in Antwerpen und ist ab 1591 in Amsterdam nachweisbar. Wie Dr. Klaus Ertz in seinem ausführlichen Gutachten feststellt, ist das malerische Werk des Künstlers fest in den Traditionen der flämischen Malerei verankert, obwohl er über 40 Jahre in Holland gelebt hat. „Seine Darstellungen von vornehmen Gesellschaften, bäuerlichen Gelagen, Kirmes- und Tanzszenen waren wichtige Ausgangspunkte und Ideengeber für viele holländische Maler des 17. Jahrhunderts.
Mit Darstellungen der „Lockeneren Gesellschaft“ (ein Begriff, der für solche Kompositionen von Konrad Renger im Zusammenhang mit seiner Arbeit über Adriaen Brower geprägt wurde, und der seitdem Eingang in die Kunstgeschichte gefunden hat), der bäuerlichen Themen seiner Genrebilder wie „Hochzeitstreiben“, „Bauernkirmes“, „Dudelsackbläser“ oder „Drehorgelspieler“, die sich entweder auf Waldlichtungen oder inmitten dörflicher Umgebung abspielen, befindet sich David Vinckeboons auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Entwicklung. All diese Kompositionen stammen aus dem Ende des 1. Jahrzehnts des 17. Jahrhunderts. In diese seine beste Zeit gehört meiner Meinung auch das zu begutachtende Gemälde.“ (vgl. Gutachten Dr. Klaus Ertz). (KS)