Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. November 2013, 17:00 Uhr

0056

Bernardo Bellotto Umkreis

(Venedig 1720 - 1780 Warschau)

„Prachtvolles Schloss in einem Park“
um 1770-90
Öl auf Leinwand
63 × 133 cm

Provenienz

möglicherweise ehemals Gemäldegalerie der Grafen Reuss, Greiz, Inventarnummer 382 (Provenienzangabe laut Versteigerungskatalog Franco Semenzato, Venedig, 25. April 1993, Nr. 69, beschrieben als Bernardo Bellotto zugeschrieben, Ansicht des Parkes und des Schlosses der Grafen von Reuss, Thüringen); europäische Privatsammlung

Schätzpreis: € 30.000 - 60.000
Auktion ist beendet.

Das Gemälde zeigt den Ausblick auf eine prachtvolle Schlossanlage. In der bühnenhaften Komposition wird jedoch die gesamte linke Bildhälfte durch einen bewaldeten Park im Stile der englischen Landschaftsgärten eingenommen. Das üppige Grün gibt einen kleinen Blick auf einen Rundtempel und eine Statue frei und wird wie sein Pendant am rechten Bildrand durch einen weißen Zaun eingefasst. Diese phantasievolle Begrenzung trägt auf ihren Pfählen jeweils ein oder zwei plastisch ausgearbeitete Büsten und lenkt den Blick des Betrachters auf den Palast im Hintergrund. Die entstandene Freifläche wird vom Künstler als Bühne für seine exzellent gestalteten und kunstvoll platzierten Staffagefiguren genutzt.

Die künstlerische Qualität des gesamten Gemäldes, aber besonders die der Figurengestaltung, spricht für eine Entstehung im nahen geographischen und zeitlichen Umkreis des berühmten Vedutenmalers Bernardo Bellotto. Es kann eine Entstehung noch zu Lebzeiten oder kurz nach dem Tode des Meisters im Jahre 1780 angenommen werden. Die Angabe in einem älteren Versteigerungskatalog gibt als Provenienz die Gemäldegalerie der Grafen Reuss, Greiz, Thüringen an (auch die Darstellung wurde dort ebenfalls als Reuss’sches Schloss beschrieben). Obwohl dies heute nicht nachgewiesen werden kann, unterstreicht die überlieferte Angabe die mögliche deutsche Herkunft des Gemäldes und die Nähe zu Bernardo Bellotto, der sich in den Jahren 1747-1759 und später 1761-67 in Dresden aufhielt. Neben Aufenthalten in Städten seiner italienischen Heimat, arbeitete der weit gereiste Bernardo Bellotto unter anderem auch in München, Wien und Warschau, wo er in seiner Werkstatt auch Gemälde gemeinsam mit seinem Sohn Lorenzo (1747-70) schuf. Sein einzigartiger Stil der Vedutenmalerei verbreitete sich nicht nur durch seine meist in herrschaftlichem Auftrag ausgeführten Gemälde, sondern der Meister Bernardo Bellotto selbst gab sein Wissen durch seine Lehrtätigkeit als Professor für Perspektive in den 1760er Jahren an der Dresdner Akademie weiter. (KS)