Auktionshaus

Auktion: Jugendstil & Design

19. Juni 2013, 17:00 Uhr

0673

Josef Maria Olbrich

(Troppau 1867 - 1908 Düsseldorf)

„Schrank“
für die Weltausstellung in Paris, 1900
H. 185 cm, B. 62,7 cm, T. 77,6 cm

Schätzpreis: € 25.000 - 40.000
Auktion ist beendet.

Josef Maria Olbrich
(Troppau 1867 - 1908 Düsseldorf)
freistehender zweiseitiger Schrank: ausgestelltes Einrichtungsmöbel des "Wiener Zimmers" auf der Weltausstellung in Paris, 1900
Unterteile aus furniertem Mahagoniholz mit verschiedenen Ahornintarsien; zwei Schubfächer und ein oberes Geheimfach; fachmännisch ergänzter Oberbau; plastisch gestaltetes Mittelelement aus schwarz gebeiztem Mahagoniholz mit Permuttverzierungen; Der Schrank wurde auf der Weltausstellung als Element zwischen zwei Glasvitrinen präsentiert; kleine Absplitterungen, fachgerecht durchgeführte Restaurierungen;
H. 185 cm, B. 62,7 cm, T. 77,6 cm

Provenienz: Wiener Privatbesitz.

Literatur: Mourey, "Round the Exhibition. III. German Decorative Art", in: The International Studio, 12, 1900/01, S. 49ff.; Morawe, "Die Künstler-Kolonie auf der Welt-Ausstellung", in: Deutsche Kunst und Dekoration, VI, 1900, S. 493f.; Beil, Stephan (Hrsg.), Josef Maria Olbrich 1867-1908, Architekt und Gestalter der Frühen Moderne, Ausstellung im Zusammenarbeit mit dem Leopold Museum Wien und der Mathildenhöhe Darmstadt, Ostfildern 2010, S. 255.

Mit der Teilnahme an der großen Weltausstellung in Paris 1900 repräsentierte sich das Deutsche Reich ähnlich wie anlässlich der Weltausstellung in Chicago 1893 mit verschiedenen Themensektionen. Als Beispiel eines historistischen Rekurses auf nationale Bautraditionen suchte der Pavillon, entworfen von Johannes Radke Bezüge zur Tradition der deutschen Renaissance, die als Symbol für deutsche, bürgerliche Kultur angesehen wurde. Im Sommer 1899 war es Großherzog Ernst Ludwig gelungen einen eigenen Beitrag der Darmstädter Künstlerguppe zur Weltausstellung in Paris zu platzieren. In der Darmstädter Abteilung wurden aktuelle Tendenzen von Bruno Paul, Bernhard Pankok, Richard Riemerschmid und Josef Maria Olbrich präsentiert. Olbrichs Arbeit wurde explizit in zeitgenössischen Publikationen hervorgehoben.

Die Gesamtwirkung des Raums verrate "leicht den Geist und die Hand dessen, der ihn entworfen hat: J.M. Olbrich. Der moderne Wiener Architekt ist der Schöpfer dieses Interieurs - doch sehr interessant lässt sich beobachten, wie weit entfernt der junge Meister von all dem ist, was man heute unter dem Begriff neuer Wiener Kunst zusammenfassen muss. Es ist kein Wunder, dass gerade dieser Künstler in richtiger Anerkennung seiner Bedeutung nach Darmstadt berufen worden ist." Entscheidendes Qualitätsmerkmal seiner Arbeiten schienen dem Rezensenten dabei vor allem seine spezifische Verbindung von Zurückhaltung und Noblesse zu sein, die sich von anderen Präsentationen unterschied: "Olbrich beweist allein in diesem einzigen Zimmer, dass seine Kunst bescheidener und darum grösser und werthvoller ist, als diejenige des Gros seiner Landsleute." (aus: DKD 1900, VI.)

Zusammen mit dem Darmstädter Zimmer stellte Olbrich noch ein weiteres Ensemble aus, das er als offiziellen Beitrag für die österreichische Abteilung entworfen hatte. Dazu zählt auch der von uns angebotene Schrank. Als Beispiel eines luxuriösen Jachtsalons gedacht, fand es höchste Anerkennung; Olbrich erhielt hierfür den "Grand Prix" der Weltausstellung. (MP)