Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

23. April 2013, 18:00 Uhr

0015

Ferdinand Georg Waldmüller

(Wien 1793 - 1865 Helmstreitmühle bei Mödling)

„Jagdhund d Grafen Esterházy“
1823
Öl auf Holz
16 × 19,5 cm

Schätzpreis: € 150.000 - 300.000
Ergebnis: € 128.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Ferdinand Georg Waldmüller
(Wien 1793 - 1865 Helmstreitmühle bei Mödling)

Jagdhund des Grafen Esterházy, am Bach liegend
Öl auf Holz; 16 x 19,5 cm
Signiert und datiert unten mittig: Waldmüller (1)823
Provenienz: Leo Kowacz, Havanna, Kuba; Sotheby's London, 19. Juni 1986, Nr. 109 (Abb.), österreichischer Privatbesitz
Literatur: Rupert Feuchtmüller, Ferdinand Georg Waldmüller 1793-1865, Wien-München 1996, S. 431, WV-Nr. 133 (Abb.)

Ferdinand Georg Waldmüller erhielt seinen ersten Malunterricht durch einen Blumenmaler in Wien. Ab 1807 besuchte er die Wiener Akademie unter Hubert Maurer und Johann Baptist Lampi. Im Jahre 1811 war er als Porträtminiaturenmaler in Preßburg und als Zeichenlehrer in Agram, danach als Theatermaler in Prag, Brünn und Baden bei Wien tätig. 1817 kehrte er nach Wien zurück wo er sich verstärkt der Ölmalerei zuwandte, in den Galerien Alte Meister kopierte und sich bei der Landschaftsmalerei durch Johann Nepomuk Schödlberger helfen ließ. Ab 1825 führten ihn Reisen nach Italien, Dresden, Leipzig und München. 1829 wurde er Kustos der Gemäldegalerie und Professor der Wiener Akademie. Im Jahre 1830 reiste Waldmüller erstmals nach Paris. Es folgten häufig Reisen in Österreich, nach Italien, England und Frankreich. Seine intensiven Bemühungen um eine Reorganisation des Akademieunterrichtes führten zu schweren Zerwürfnissen mit dem Professorenkollegium und 1857 zur strafweisen Pensionierung, welcher erst 1864 eine Rehabilitierung folgte.

Im Jahr 1823 erhielt Waldmüller den Auftrag ein Bildnis des Grafen Ladislaus Esterházy-Galántha (gest. 1876) zu malen. Im Zusammenhang mit diesem Porträt entstanden vermutlich die Bilder vom Jagdhund des Grafen. So malte Waldmüller den Hund an einem Bach liegend, im Hintergrund ein Jäger (Graf Esterházy-Galántha; WV-Nr. 133), und denselben Hund bei einem Tümpel stehend (WV-Nr. 132). Im Werkverzeichnis ist auch noch eine dritte Fassung dieses Jagdhundes, bei Gewehr, Jagdtasche und zwei Rebhühnern sitzend (WV-Nr. 131) angeführt. (Vgl. Feuchtmüller, 1996, S. 37-38)

Das „Hundeporträt“ hat eine lange Geschichte. Auch in der Sammlung Esterházy (Burg Forchtenstein, Esterházy-Ahnengalerie) befinden sich sechs Gemälde der Kammer- und Jagdhunde des Fürsten Paul I. Esterházy (1635-1713). Diese repräsentativen Hundedarstellungen sind um 1690 entstanden. (Katlaog Fürstliches Halali, 2008, S. 66, 67 Abb.)
Die große Blütezeit der Hunde-Malerei lag jedoch zwischen 1750 und 1850. Vor allem in England erfreute sich dieses Genre großer Beliebtheit. Die Hunde waren nicht länger Staffage menschlicher Umgebung, sondern wurden als eigenständige Wesen dargestellt. In dieser Tradition stehen auch die beiden Hundebildnisse Waldmüllers.

Die kleinformatigen Bilder bestechen durch die natürliche Darstellung und gekonnte Wiedergabe des Jagdhundes in einer natürlichen Landschaft. Das schwarz-weiß gefleckte Fell des Münsterländers erscheint besonders realistisch, es ist leicht gewellt, wirkt dicht und glänzt seidig. Auch der jeweilige Hintergrund wurde gekonnt gestaltet, so zeigt das Bild mit dem stehenden Hund eine flache Landschaft mit sanften Hügeln. Der liegende Hund hingegen befindet sich auf einer Waldlichtung, umgeben von dichten Laubbäumen, ganz im Hintergrund im Schatten der Bäume ist der Graf auf der Jagd, mit Gewehr erkennbar. Der Münsterländer wird gerne für die Wasserjagd eingesetzt. Dieser Tatsache trägt der Künstler Rechnung, indem er das Tier auf beiden Bildern in der Nähe eines Gewässers darstellt.

Waldmüller ist mit diesen Werken, bereits in seiner frühen Schaffensperiode, eine Meisterleistung gelungen. So kommt nicht nur ein virtuoser Realismus in der Darstellung zum Tragen, sondern der Künstler verstand es die besonderen Eigenschaften dieses Hundes zu vermitteln, der als menschenfreundlich, folgsam und aufmerksam gilt. (MS)