Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. März 2013

0174

Franz Ringel*

(Graz 1940 - 2011 Graz)

„Portrait“
1976
Öl auf Leinwand
100 × 80 cm

Schätzpreis: € 10.000 - 18.000
Auktion ist beendet.

Franz Ringel *
(Graz 1940 - 2011 Graz)

Portrait
Öl auf Leinwand
100 x 80 cm
1976
Signiert und datiert rechts mittig: Ringel, M.J.M. 76

Es ist unmöglich, Ringels Bilder nicht sofort als solche zu erkennen, obwohl er durchaus einen weiten künstlerischen Weg gegangen ist. Die Wandlungen wurden vor allem in den großen Ausstellungen sichtbar, etwa mit den neuen Arbeiten, die er 1981 in der Wiener Secession vorstellte und von nun an mit M.J.M. Ringel signierte. Das Kürzel steht für seine Ziehmutter (Margarethe), seine leibliche Mutter (Juliane) und seine Frau (Maria). Er lässt die kurvig konturierten „Raumzellen“ hinter sich, die Bildfläche erfährt mit einem fließenden, manchmal reliefartig wuchernden Farbauftrag malerische Freiheit. Mit der Zeit werden die Bildgründe immer offener, graphische und malerische Elemente sind kontrastreich aufeinander abgestimmt, der helle Bildgrund hebt sie noch hervor, greift aktiv in die Figuration ein.

Aber es sind nach wie vor vor allem die Figuren, die auch dann, wenn man ihnen schon oftmals begegnet ist, noch immer beunruhigen – weil sie Geschöpfe der Angst sind, des Ungenügens, der Verwundetheit, und weil wir uns in ihnen erkennen. So wie wir erkennen, dass in ihrer scheinbaren Aggressionslust Schutzbedürfnis steckt, in den obszönen Potenzsymbolen die Kompensation eines Bedrängten. Wir müssen, um diese Bilder aushalten zu können – und wir halten sie nicht nur aus, niemand bezweifelt, dass es ernste, wichtige Bilder sind – ähnliche Sozialisierungsschocks wie ihr Schöpfer erfahren haben.
Wir erkennen uns wieder: In den alterslosen, hässlichen Kreuzungen von Greis und Säugling, in diesen Zwitterwesen mit ihren absurden männlichen und weiblichen Geschlechtsmerkmalen, und wir werden darin zurückversetzt in unsere Kindheit, tief in uns hinein.