Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

13. November 2012

0152

Carl Spitzweg

(München 1808 - 1885 München)

„Der Nachtwächter“
um 1870
Öl auf Karton
15 × 28 cm

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 89.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Carl Spitzweg
(München 1808 - 1885 München)

Der Nachtwächter (Nachtwächter bei Mondschein, Hund und Katze)
Öl auf Karton; 15 x 28 cm
um 1870
Monogrammiert links unten: S im Rhombus

NORMALBESTEUERUNG

Literatur: H. Uhde-Bernays, Spitzweg. Reime und Bilder, München 1915, Nr. 24 (Abb.); H. Uhde-Bernays, Carl Spitzweg. Des Meisters Leben und Werk, 5. Aufl., München 1919, Abb. 127; H. Holland, Karl Spitzweg, München 1916, Abb. Nr. 32, S. 22; F.v. Ostini, Aus Carl Spitzwegs Welt, Bremen 1924, S. 45; M. Boehn, Carl Spitzweg. 4. Aufl. Bielefeld/Leipzig 1937, Abb. S. 20; A. Elsen, Carl Spitzweg, Wien 1948, S. 134, Taf. 79; G. Roennefahrt, Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle, München 1960, Nr. 734; S. Wichmann, Carl Spitzweg, Der Nachtwächter. Dokumentation, Starnberg-München, R.f.v.u.a.K. 1986, S. 26f. (Abb.), Bayer. Staatsbibl. München, Inv.-Nr. Ana 656 SW 26; S. Wichmann, Carl Spitzweg. Kunst, Kosten und Konflikte, Frankfurt/Berlin 1991, S. 341, Nr. 419; S. Wichmann, Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke, Gemälde und Aquarelle, Stuttgart 2002, S. 487, WV-Nr. 1302 (Abb.)

Ausstellungen: Nationalgalerie Berlin, 23. Sonderausstellung, Nov./Dez. 1886, Nr. 78, aus dem Besitz Th. Kirchmair, München; Galerie Kessler, New York, 1916, S. 36, mit dem Titel "The Night-Watchman"
Wohl Verkaufsverzeichnis: Nr. 419 "Nachtwächter im Mondschein (Hund u. Katze), H. Kirchmair, Caffetier, 417."

Man kennt Carl Spitzweg als Maler von skurrilen Sonderlingen, schrulligen Gelehrten, gähnenden Wachposten und naiven Schönheiten. Er war ein kritischer Beobachter seiner Zeit, der menschliche Schwächen durch leise Ironie zu entlarven wusste. Mit schmunzelnd-distanziertem Blick spürte er der vielbeschworenen Idylle des deutschen Kleinbürgers nach und schuf Bilder, die amüsieren, ohne bloßzustellen. Sein subtil vorgetragener, liebenswürdiger Humor sicherte Spitzweg schon früh die Gunst des Publikums.
Spitzweg war kein Maler von der Akademie, sondern Autodidakt. Er hatte an der Münchner Universität Pharmazie, Chemie und Botanik studiert. Als er ernsthaft zu malen begann, war er schon Mitte Zwanzig. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Im Kreis jener Münchner Maler, die gegen den konservativen Akademiebetrieb opponierten, konnte er sich bald künstlerisch etablieren, nicht zuletzt als Zeichner und Illustrator satirischer Zeitschriften. Während der 1850er und 60er Jahre trat der ironische Aspekt seines Schaffens auffallend in den Hintergrund. In Auseinandersetzung mit der Schule von Barbizon malte er nun lichtdurchflutete Landschaften, voller koloristischer Raffinesse. Die Struktur des Pinselauftrags wirkt in manchen dieser späten Bilder so locker und kühn, dass sie an impressionistische Auffassungen erinnert. Waren seine frühen witzig-ironischen Darstellungen wohl auch unter dem Gesichtspunkt großer Nachfrage konzipiert worden, hat sich Spitzweg im Alter mehr malerische Freiheiten herausgenommen.
Geboren im Februar 1808 als Sohn einer gut situierten Münchner Kaufmannsfamilie, die ihm ein beträchtliches Erbe hinterließ, war Spitzweg zeitlebens eine finanziell abgesicherte Existenz vergönnt. Um so mehr erstaunen die immensen verkaufsstrategischen Bemühungen des Malers, zeigte er sich doch nicht nur in seiner Motiv- und Themenwahl marktorientiert. Geschickt verstand er es, die wirtschaftlichen Vorteile der vielen, aus Protest zur Akademie entstandenen Kunstvereine für sich zu nutzen. Er warb international agierende Repräsentanten an, die seine Werke an Kunstvereine in aller Welt vermitteln sollten - selbst in New York saß einer seiner Agenten, wie Siegfried Wichmann, der renommierte Spitzweg- Experte, berichtet. Statt zu warten, bis ein Kunde zu ihm kam, entwickelte er Erfolg versprechende Verkaufskonzepte. Das gewünschte Resultat blieb nicht aus: Spitzwegs Werke waren schon zu Lebzeiten äußerst gefragt. (CMG)