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Max Weiler*
(Absam bei Hall i. Tirol 1910 - 2001 Wien)
„Auffliegende Vögel“
1952
Eitempera auf Papier auf Leinwand
84 × 84 cm
Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Meistbot: € 36.200
Auktion ist beendet.
Max Weiler*
(Absam bei Hall i. Tirol 1910 - 2001 Wien)
Auffliegende Vögel, 1952
Eitempera auf Papier auf Leinwand; 84 x 84 cm
Signiert und datiert rechts unten sowie rückseitig am Keilrahmen: Weiler 52
Provenienz: Hall in Tirol, Univ.-Prof. Dr. Alfred Ravelli; österreichischer Privatbesitz
Literatur: Max Weiler, Werkverzeichnis der Bilder von 1932 bis 1974 von Almut Krapf, Salzburg 1974, Nr. 207, Abb. S. 209
Max Weiler ist künstlerisch einen langen Weg gegangen. Sein Oeuvre spannt den Bogen über mehr als siebzig Jahre und zeigt eine überaus konsequente Ausformung seiner genuinen Bildsprache.
Bekanntlich war Weilers künstlerischer Werdegang nicht frei von Konflikten: Anlässlich der Fresken, die er 1946 bis 1947 für die Theresienkirche auf der Innsbrucker Hungerburg zu malen begonnen hatte, kam es zum Bilderstreit und die Fresken im Hauptbahnhof in Innsbruck (1954/55) erregten erneut Anstoß. Anerkennung erfuhr Weiler 1960, als er zum Vertreter Österreichs auf der Biennale in Venedig gewählt wurde. Im Jahr darauf verlieh ihm Österreich den Großen Staatspreis. 1964 wurde er als Professor und Leiter einer Meisterklasse für Malerei an die Wiener Akademie der bildenden Künste berufen.
In seinen Jugendjahren stand Weiler der katholischen Reformbewegung „Bund Neuland“ nahe, deren Naturfrömmigkeit seine Vorstellung einer spiritualisierten Natur anregte. Das Thema der Verschränkung von Spiritualität und Natur zieht sich leitmotivisch durch Weilers Oeuvre: Während er in frühen Bildern noch symbolische Elemente der religiösen Tradition mit der Darstellung der Natur verknüpft, manifestiert sich die Idee vom „Geistigen in der Natur“ in späteren Werken freilich in einem ganz anderen, abstrakten Bildvokabular.
Schrittweise und kontinuierlich hat sich Weiler nach 1945 bis in die frühen sechziger Jahre von der gegenständlichen Darstellungsweise zugunsten einer freieren, abstrahierten Komposition verabschiedet. Das 1952 entstandene Gemälde "Auffliegende Vögel" stammt aus dieser „Übergangsphase“. Die sichtbare Realität wird mit neuem Vokabular ins Bild gesetzt: sie artikuliert sich in Form von kursorischen Kürzeln und markanten Chiffren oder Symbolen. Mit raschem Pinselduktus vorgetragen, werden die gegenständlichen Formen teils aufgelöst, teils zu kompakten Farbbündeln verdichtet.
Weilers Auffassung vom Wesen der Natur ging vom unaufhörlichen Wechsel und Wandel der natürlichen Kräfte und Energien aus, er verstand Natur als lebendigen Prozess. Das sich im Laufe seiner künstlerischen Entwicklung mehr und mehr herauskristallisierende Ziel seiner Kunst war, die Malerei als Gleichnis für Natur zu formulieren, im Malvorgang die Analogien zur Natur zu betonen, den Malprozess mit natürlichen Prozessen gleichzusetzen. Folgerichtig wird in den späteren Bildern, in denen sich Weiler von jeglicher Gegenständlichkeit lossagt, der Prozess des Malens selbst zum Gegenstand. (CMG)