Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Juni 2012

0063

Anton Mirou

(Frankenthal 1583 - 1669 Antwerpen)

„Gebirgige Flusslandschaft“
1607
Öl auf Kupfer
24 × 35,5 cm

Schätzpreis: € 40.000 - 80.000
Auktion ist beendet.

Anton Mirou
(Antwerpen 1578–1621/1627 ebd.)

Gebirgige Flusslandschaft mit Dorf und Figuren
Öl auf Kupfer, 24 × 35,5 cm
Signiert und datiert unten links: AMIROV 1607 (AM ligiert)
Provenienz: Sotheby’s London, 3.–4. Dezember 1997, Nr. 172; Dorotheum Wien, 9. Juni 1999, Nr. 68; Dorotheum Wien, 14. April 2005, Nr. 105; Österreichischer Privatbesitz
Literatur: Jörg Diefenbacher: Anton Mirou. Ein Antwerpener Maler in Frankenthal, Landau 2007, S. 140 WVZ-Nr. 45

Bei vorliegendem Gemälde handelt es sich um eines der wenigen Gemälde Anton Mirous, die von Jörg Diefenbacher in sein 2007 erschienenes Werkverzeichnis aufgenommen wurden. Insgesamt sind dort nur 46 gesicherte Gemälde aufgeführt.
Das 1607 datierte Gemälde zeigt im Vordergrund den Eingang eines Dorfes, vor welchem sich zwei Männer unterhalten, Schafe grasen und beladene Maulesel die Straße entlang gehen. In die augenscheinliche Idylle tritt links bewegt ein Mann, der seine ganze Kraft aufwenden muss, um sein scheuendes Pferd zu zähmen, während sich gleichzeitig sein Lasttier zum Grasen niederlegt und er es ebenfalls zum Aufstehen bewegen muss. Wie Jörg Diefenbacher feststellt, kann diese Gruppe in der linken unteren Bildecke als Anhaltspunkt und Einladung gesehen werden, das Gemälde nicht nur als ländliche Idylle zu sehen, sondern es gleichzeitig als Warnung vor den Folgen falschen Verhaltens und Müßiggang zu interpretieren – eine Durchdringung der Leseebenen, die gerade den Reiz der Malerei dieser Zeit auszeichnet.
Im Hintergrund zeigt Mirou gekonnt die Breite seiner Farbpalette. Rechts gibt der Künstler in warmen Farben Einblick in das Dorf. Daneben, getrennt durch ein Haus mit davorstehendem Baum, öffnet sich der Hintergrund links in eine weite mit kühleren Farben gestaltete und in die Ferne verschwimmende Landschaft.
Die Hintergrundlandschaft, in welcher sich ein breiter Strom unter einem hohen Felsen mit Burg erstreckt, ähnelt sehr einem Blatt aus der Serie „Sechs große Landschaften nach Anton Mirou und Paul Bril“, die der Basler Kupferstecher Merian schuf. „Vor allem der steil ansteigende Berg und der gewaltig aufragende Felsblock am Flussufer erinnern stark an diese grafische Umsetzung einer Zeichnung Mirous. Auf der Zeichnung selbst werden die Konturen des Felsens durch die Lavierung verwischt und treten daher kaum in Erscheinung.“ (Diefenbacher 2007, S. 30, Abb. 25 & 26).