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Jakob de Monte Umkreis
„Doppelporträt“
1589
Öl auf Leinwand, doubliert
116 × 110 cm
Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Meistbot: € 15.000
Auktion ist beendet.
Jakob de Monte Umkreis
(1587-1591 tätig am Wiener Hof–1593 Graz)
Doppelporträt, Freiin von Rottal und ihre dreijährige Tochter
Öl auf Leinwand, doubliert, 116 × 110 cm
Links unten bezeichnet: Eva (/Eug) Regina / ihres Alters 3 jar
Rechts mittig datiert: 1589
Links oben: Wappen der Familie Rottal
Provenienz: ehemals Besitz der Familie Kripp, Ansitz Krippach, Absam/ Tirol
(entfernte verwandtschaftliche Beziehung zur Familie Rottal); vor ca. 50 Jahren
von der Familie Kripp als Geschenk an den derzeitigen Besitzer, seither
Österreichischer Privatbesitz
Dieses seltene Doppelporträt zeigt die Freiin von Rottal mit Ihrer dreijährigen Tochter an der Hand. Die Familienzugehörigkeit der Dargestellten kann durch das Wappen der steirischen Adelsfamilie Rottal, links oben, identifiziert werden. Die Familie Rottal besaß seit der Mitte des 15. Jahrhundert das Erz-Silberkämmereramt der Steiermark und zählte gerade im 16. Jahrhundert zu den einflussreichsten und finanzkräftigsten Adelsfamilien. Georg von Rottal galt als einer der Vertrauten Maximilians I. Der Kaiser selbst initiierte die Vermählung von dessen Tochter Barbara von Rottal mit Sigmunds von Dietrichstein im Jahre 1515.
Unser 1589 datiertes Gemälde ist einer Zeit entstanden, in der der Grazer Hof zu besonderer Bedeutung gelangte. Nachdem Kaiser Ferdinand I. seinen Länderbesitz unter seinen drei Söhnen Maximilian II., Ferdinand von Tirol und Karl II. von Innerösterreich teilte, wurde Graz in den Jahren zwischen 1564 und 1619 zur Residenz von Innerösterreich. Am Grazer Hofe Erzherzogs Karls II. und seiner Gattin Maria von Bayern fanden sich zahlreiche Künstler aus dem In- und Ausland ein. Unter ihnen prägten unteranderem Maler wie Cornelis Vermeyen, Jakob de Monte und Ottavio Zanuoli die Porträtkunst. Das vorliegende Gemälde steht stilistisch in enger Verwandtschaft zu einer Serie von acht ganzfigurigen Porträts der Kinder des Erzherzogs, die zwischen 1591 und 1593 von Jakob de Monte, einem niederländischen Künstler geprägt durch Lucas van Valckenborch, geschaffen wurden. Eines dieser Gemälde ist das „Bildnis der Erzherzogin Gregoria Maximiliana im Alter von 11 bis 12 Jahren“ (1591–93, Öl/Lw 181 × 110 cm, KHM Inv.-Nr. 3085, vgl. Porträtgalerie zur Geschichte Österreichichs von 1400–1800, Katalog der Gemäldegalerie, bearb. Von Günther Heinz und Karl Schütz, Wien 1976, Abb. 143, Nr. 98). Es zeigt wie auch unser Gemälde die allmähliche Veränderung der traditionellen spanischen Tracht gegen Ende des 16. Jahrhunderts und die typischen Eigenarten der neuen Mode: die zunehmende Weite des kegelförmig gespannten Rockes, die charakteristische Form der Flügelärmel, die langen engen Unterärmel aus hellem, quergestreiftem Stoff, der sich stark von der Seide des Obergewandes abhebt, sowie die Verselbständigung der Halskrause, die nun allein getragen wurde. Gleichzeitig erhielt die Spitze als Kantenbesatz ihren Platz an der Krause, Manschetten, Taschentüchern und wie auf unserem Gemälde auch an der feinen Haube. Die auf das Obergewand aufgenähten Schmuckstücke und besonders die prächtige Kette aus Perlen, Gold und Edelsteinen unterstreichen in vorliegendem Bildnis die Bedeutung und den Reichtum der Familie Rottal im 16. Jahrhundert.
Auch die Kleidung des Kinderbildnisses steht genannten Werken Jakob de Montes nahe. Beispielsweise dem „Bildnis der Erzherzogin Katharina Renea in schwarzem Kleid“ (um 1591, Öl/Lw 55 × 36 cm, KHM Inv. Nr. 3271, vgl. Porträtgalerie 1976, Abb. 139, Nr. 92). Es zeigt ebenso charakteristisch die neue, reiche Verwendung von Borten auf den meist ungemusterten Stoffen, welche die strenge Linienführung der Mode besonders betonen.
Die rote Seide der Kinderkleidung und der Ärmel des Damenporträts sind dem grünen seidenen Stoff in der rechten Bildhälfte entgegengesetzt. Die kräftigen Farben finden sich in dem Blumenstrauß links wieder. Eben dieses Kompositionselemente der Blumenvase ist auch im „Bildnis Erzherzogin Maria Christiernas in grünem Gewand“ wiederzufinden, welches wohl zur selben Zeit von einem unbekannten Mitarbeiter Jakob de Montes geschaffen wurde (Öl/Lw, 110 × 91 cm, KHM Inv.-Nr. 3300, vgl. Porträtgalerie 1976, Abb. 144, Nr. 89).
Ein weiteres Bildnis von Erzherzogin Maria Christierna wurde um 1595 von einem steirischen Hofmaler, möglicherweise Ottavio Zanuoli geschaffen (Öl/Lw, 174 × 118 cm, KHM Inv.-Nr. 3082, Porträtgalerie: Abb. 145, Nr. 90). Es zeigt wie sehr der niederländische Porträtstil, der vor allem durch Lucas van Valckenborch und Jakob de Monte an den Wiener und dann auch den Grazer Hof kam, die dort einheimischen und ausländischen Künstler prägte. In dieses Umfeld ist wohl auch der Künstler des vorliegenden Doppelporträts einzuordnen.