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Auktion: Zeitgenössische Kunst

17. April 2012

Objektübersicht
Objekt

0163

Antoni Tàpies*

(Barcelona 1923 - 2012 Barcelona)

„Livre“
1987
Öl auf Kreide auf braunem Schmiergelkarton
59 × 79,5 cm

Schätzpreis: € 30.000 - 60.000
Ergebnis: € 52.800 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Antoni Tàpies*
(Barcelona 1923 - 2012 Barcelona)

Livre
Öl auf Kreide auf braunem Schmiergelkarton auf Platte
59 x 79,5 cm
1987
Signiert rechts unten: Tàpies
Provenienz: Erker Galerie, St. Gallen; Privatbesitz, Schweiz

NORMALBESTEUERUNG

Zu malen und zu zeichnen begann Tàpies 1940 im Alter von 17 Jahren nach einem Unfall, der eine seelische Krise auslöste. Von 1943 bis 1946 studierte er Jura, ohne einen Abschluss zu machen, und wandte sich lieber dem Studium der Malerei an der Akadèmia Valls in Barcelona zu. Ein einjähriges Stipendium in Paris brachte den Künstler, der sich anfangs an van Gogh und Picasso orientiert hatte, später zum Surrealismus, 1950 in Kontakt mit der Kunstszene der französischen Hauptstadt. Er erhielt viele neue Anregungen, etwa durch den Marxismus und den sozialen Realismus. Hier begegnete er der informellen Malerei, lernte Jean Dubuffet und seine Art Brut kennen, und reduzierte seine künstlerischen Mittel auf das ihm Wesentliche. Gleichzeitig erweiterte er sein künstlerisches Spektrum, indem er Alltagsgegenstände in seine Gemälde integrierte, Texturen aus Sand, Farbe und Marmorstaub modellierte. Religiöse Symbole wie auch magische Elemente finden sich ebenfalls in seinem Werk.

1966 nahm Tapies an einem Geheimtreffen in Sarrià, einem Stadtteil Barcelonas, teil, bei dem Studenten und Intellektuelle über die Gründung einer ersten demokratischen Universitätsverbindung seit dem Ende des spanischen Bürgerkriegs diskutierten. Zusammen mit den anderen Teilnehmern wurde Tàpies von der Polizei festgenommen und nach einer mehrtägigen Haft zu einer Geldstrafe verurteilt. 1967 reiste er nach Paris zur Eröffnung seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Maeght - es sollte eine lebenslange fruchtbare Verbindung werden.

1969 nahm Tapies öffentlich Partei für eine unabhängige Kunst und schöpferische Freiheit. Er schrieb in verschiedenen Publikationen über die Rolle der zeitgenössischen Kunst in der Gesellschaft und polemisierte über bestimmte Aspekte der Kunst und Kultur in Katalonien und Spanien. Tàpies war auch politisch aktiv und wandte sich 1970 bei einem geheimen Treffen im Benediktinerkloster Santa Maria de Montserrat gegen den sogenannten „Burgos-Prozess“, bei der vom Militärgericht die Opposition des Franco-Regimes in seinem Heimatland abgeurteilt wurde. (AR)